Pressemitteilung

Erntedankfest: Gegen die Saat der Gier

Von Christof Beckmann (kath.) - Pommes und Brot, Tomaten oder Äpfel – alle fangen klein an: Doch die vielfältigen Samen und Saatgut, das in Millionen Jahren entstand, sind in Gefahr. Zum Erntedankfest ein Blick auf die Gefahren eines Riesengeschäfts …

  • 05.10.2025
  • Christof M. Beckmann


INFO: Seit 40 Jahren wird das Erntedankfest in vielen Gemeinden am ersten Sonntag im Oktober gefeiert, um Gott für die Ernteerträge zu danken. Zwar ist es kein Fest in der Liturgie des kirchlichen Jahreskreises, aber gefeiert wird es seit dem 3. Jahrhundert auch in den Kirchen. Sie werden dazu oft mit Früchten, Gemüse, Getreide, Brot und Blumen geschmückt. Die deutsche Bischofskonferenz legte 1972 den ersten Sonntag im Oktober als Festtermin fest, ohne diese Festlegung für alle Gemeinden verbindlich auszusprechen.

Erklärung der Kirchen und landwirtschaftlichen Verbände zu Erntedank: (pbm/al). Zum diesjährigen Erntedankfest am 5. Oktober haben die Kirchen in Westfalen-Lippe, der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband und der Ring der Landjugend in Westfalen-Lippe eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, die Dankbarkeit, Wertschätzung und Verantwortung in den Mittelpunkt stellt. Es sei eine „Menschheitserfahrung, selbst einen Beitrag zu leisten und doch den Erfolg nicht abschließend „in der Hand zu haben“, schreiben die Beteiligten. Diese Erfahrung spiegele sich im Erntedankfest als einem der frühesten Feste der Menschheit wider. Doch: „Erntedank ist kein Fest vergangener Zeiten“, heißt es weiter. Vielmehr sei es ein Anlass, „an dem wir über den Dank hinaus reflektieren müssen, wie alle Akteure aus Landwirtschaft, Politik, Gesellschaft und Kirche miteinander ins Gespräch kommen können – für einen bewussten Umgang mit den uns geschenkten und anvertrauten Ressourcen, deren Wertschätzung und ihr Bewahren.“

Weiter formulieren die Unterzeichner: „Dankbarkeit ist ein Gefühl, eine innere Haltung. Sie hat mit dem Bewusstsein zu tun, dass mir etwas Gutes widerfahren ist. Insofern gehört Wertschätzung unabdingbar zur Dankbarkeit. Das Gute muss wahrgenommen und gewürdigt werden. Im Glauben an Gott spüren wir, dass eine große Liebe im Spiel ist, die mir das Gute zukommen lässt.“

Ausdrücklich danken die Kirchen und Verbände den Bauernfamilien für ihre Arbeit und ihren Beitrag zur Versorgungssicherheit mit hochwertigen Lebensmitteln – auch in Krisenzeiten. Damit die Landwirtschaft attraktiv bleibt, müsse sie Freude bereiten und wirtschaftlich tragfähig sein – sonst drohe ein dauerhafter Verlust von Hofnachfolgern und -nachfolgerinnen. Neben Dr. Adelheid Ruck‑Schröder, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und Dietmar Arends, Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche unterzeichneten die Erklärung Dr. Udo Markus Bentz, Erzbischof von Paderborn, der Diözesanadministrator Dr. Antonius Hamers für das Bistum Münster, Dr. Franz‑Josef Overbeck, Bischof von Essen, sowie Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands, und Charlotte Peine, Vorsitzende des Rings der Landjugend in Westfalen-Lippe.

Download: Gemeinsame Erntedank-Erklärung 2025 der Kirchen in Westfalen-Lippe mit dem Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband und dem Ring der Landjugend in Westfalen-Lippe

Auch die ERNTEDANKERKLÄRUNG 2025 der Katholischen Landvolkbewegung Deutschland unterstreicht: „Mit diesem Fest drücken wir unsere Dankbarkeit für die Gaben und Früchte der Erde, die Gott uns schenkt, und für die Arbeit der Menschen in der Landwirtschaft, die für unser täglich Brot sorgen, aus.“ Gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Deutschland, dem Deutsche Landfrauenverband und dem Deutsche Bauernverband überreicht sie am 5. Oktober 2025 im Anschluss an einen ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen St. Stephan-Kirche in Tangermünde die diesjährige traditionelle Erntekrone an Bundespräsident Dr. Frank Walter Steinmeier. In ihrer Erklärung unterstreicht sie die Bedeutung der ländlichen Regionen, die Rolle der Landwirtschaft und des ehrenamtlichen Engagements für ihre lebendige Entwicklung eines Ortes der Vielfalt, der Sicherheit und des Zusammenhalts. Das Ehrenamt aber dürfe nicht ausgenutzt werden, „um die Lücken in Daseinsvorsorge und Infrastruktur zu füllen“, heißt es: „Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Zugang zu klimafreundlicher, zuverlässiger und bedarfsorientierter Mobilität, eine verlässliche digitale Anbindung sowie eigenständige Kommunen sind unabdingbare Grundlagen für das Leben in ländlichen Räumen. Für das Ehrenamt sind sie von zusätzlicher Bedeutung! Ohne gute Verkehrswege, ohne digitale Anbindung, ohne Familie und Beruf vereinbaren zu können und ohne politische Unterstützung ist Ehrenamt heute kaum leistbar.“

Die Erntedankerklärung unter https://klb-deutschland.de

LINKS: Der Erntebericht des Bauernverbandes 2025, Mengen und Preise , hg. v. Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH), Referat 723 – Statistik und Planungsgrundlagen, Wilhelmstraße 54, 10117 Berlin, E-Mail: 723@bmleh.bund.de, Stand: 22. August 2025; Aktion „zu gut für die Tonne“ gegen Lebensmittelverschwendung in Deutschland

Bündnis fordert Schutz der Landwirtschaft und bäuerlicher Rechte: Zum Erntedankfest am 5. Oktober überreichte ein Bündnis aus kirchlichen Entwicklungsorganisationen und bäuerlichen Interessenvertretungen am 23. September 2025 in Berlin eine Erntekrone an Bärbel Kofler, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Sie appellierten, sich für den Schutz der Saatgutvielfalt einzusetzen und keine Patente auf Saatgut zuzulassen. Eine gute Ernte sei für bäuerliche Betriebe in Deutschland und weltweit durch Klimaveränderungen und Wetterextreme immer schwieriger zu erzielen, heißt es in den Forderungen, große Agrarkonzerne gewännen durch Patente immer mehr Kontrolle über den Saatgutmarkt. Vielfältiges, lokal angepasstes Saatgut stehe immer weniger zur Verfügung, und der Zugang werde immer mehr eingeschränkt. Zudem plane die EU-Kommission, das EU-Gentechnikrecht erheblich aufzuweichen, sodass eine gentechnikfreie Saatgut- und Lebensmittelerzeugung nicht mehr möglich sein werde: In dieser Legislaturperiode stehen in der EU und im Bundestag wichtige Entscheidungen an. Es wird mit Hochdruck über die Reform der EU-Saatgutverordnung und an einem Verordnungsentwurf zu neuen Gentechnik-Pflanzen verhandelt. Diese Prozesse entscheiden darüber, ob bäuerliche Rechte gestärkt oder weiter eingeschränkt werden. Das Bündnis fordert, die „UN-Erklärung über die Rechte von Bäuerinnen und Bauern“ (UNDROP) von 2018 zur Grundlage der Gesetzgebungen zu machen und bäuerliche Rechte zu schützen!

In einem gemeinsamen Papier, das die Bündnispartner Staatssekretärin Bärbel Kofler überreichten, haben die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Brot für die Welt, Misereor, die Interessengemeinschaft Nachbau, die Katholische Landvolkbewegung Deutschland und die Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten in den Gliedkirchen der EKD sieben zentrale Empfehlungen zusammengefasst. Das Bündnispapier steht hier zum Download  bereit.

 

 

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Dies ist ein Beitrag der katholischen Redaktion KiP-NRW für das Kirchenmagazin "Himmel & Erde" im NRW-Lokalfunk. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Chefredakteur Dr. Christof M. Beckmann | Redaktion KiP-NRW | 0208 - 46849961 | Mail: beckmann@kip-nrw.de
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