Pressemitteilung

Nahost: Hoffnung auf Frieden

Von Christof Beckmann (kath.) - Waffen schweigen, Geiseln kehren zurück, Kriegsopfer werden versorgt. Bleibt es wirklich so? Die Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden im „Heiligen Land“ ist groß. Das Leiden auf vielen Seiten muss ein Ende haben …

  • 19.10.2025
  • Christof M. Beckmann


INFO: Im Nahen Osten überschlagen sich seit gut einer Woche die Ereignisse. Am Montagmorgen hat die palästinensische Terrororganisation Hamas die 20 noch lebenden israelischen Geiseln freigelassen, Israel begann danach – wie im Waffenstillstandsabkommen vereinbart – mit der Freilassung von palästinensischen Gefangenen. Noch ist unklar, wie nach dem ausgehandelten Waffenstillstand der Friedensprozess weitergeht. Denn Israelis und Palästinenser teilen tiefsitzende seelische wie körperliche Verletzungen. In dem als Reaktion auf den Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel fast komplett zerstörten Gazastreifen herrscht unermessliches Leid. Zwei Millionen Menschen im Gazastreifen brauchen Hilfe, doch unklar ist, wie Hunderttausende von obdachlosen Opfern vor dem kommenden Winter geschützt werden können. Auch zahlreiche Christen, die vielfach vom Tourismus lebten, haben inzwischen Land und Region verlassen. Im Badeort Scharm el-Scheich kamen derweil Spitzenpolitiker aus aller Welt zusammen, um dort über weitere Wege zum Frieden in der Region zu beraten.

Hilfe für Gaza: Die Welthungerhilfe kann nach eigenen Angaben in den palästinensischen Gebieten umgehend humanitäre Hilfe leisten. Sie arbeitet mit palästinensischen Organisationen wie „Juzoor“ zusammen, mit der sie gemeinsam Ernährungszentren betreibt. Aus Deutschland will Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan mindestens 200 Millionen Euro als Soforthilfe für den Wiederaufbau des Gazastreifens bereitstellen – Mittel, die ursprünglich für die Wasserversorgung und Unterstützung der Verwaltung in Gaza vorgesehen waren. Die Verwendung der Gelder werde noch stärker kontrolliert, damit kein Geld an die Hamas geht, so die Ministerin.

Die Organisation Malteser International zeichnet ein dramatisches Bild von der Ernährungssituation : Danach bestätigte der Integrated Food Security Phase Classification-Bericht (IPC) vom 22. August 2025 erstmals offiziell eine Hungersnot (Phase 5 – „katastrophaler Hunger“) im Gouvernement Gaza (einschließlich Gaza-Stadt) für den Zeitraum vom 1. Juli bis 15. August 2025. Über eine halbe Million Menschen seien dort unmittelbar vom Hungertod bedroht (Quelle: IPC 08/2025). Prognosen zufolge werde sich auf ein Drittel der Gesamtbevölkerung des Gazastreifens ausweiten. Fast die gesamte Bevölkerung (ca. 2,1 Millionen Menschen) sei von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen: Rund 1,14 Millionen befänden sich in IPC Phase 4 („Notfall“), etwa 396.000 in Phase 3 („Krise“). Auch die medizinische Versorgung im Gazastreifen steht e kurz vor dem vollständigen Zusammenbruch. Ein Großteil der Gesundheitseinrichtungen sei zerstört, die wenigen noch funktionierenden Krankenhäuser seien völlig überlastet und könnten die Vielzahl an Verletzten kaum noch versorgen. Gemeinsam mit dem Malteserorden und in Kooperation mit dem Lateinischen Patriarchat von Jerusalem wurden bereits haltbare Lebensmittel sowie lebenswichtige Hilfsgüter an die notleidende Bevölkerung verteilt.

Caritas international kündigte einen der größten Hilfseinsätze der jüngeren Geschichte an. Nach rund zwei Jahren Krieg fehle es der Zivilbevölkerung an allem. Zwei Millionen Menschen seien auf humanitäre Hilfe angewiesen. Es fehlten Lebensmittel, sauberes Trinkwasser, Hygieneartikel, Medikamente. Zahlreiche Menschen seien innerhalb des Gazastreifens vertrieben und lebten ohne Schutz in Ruinen oder Zelten. Auf einer Fläche, halb so groß wie Berlin, müsse eine Hungersnot bekämpft werden, das Gesundheitssystem und die Wasserversorgung neu aufgebaut werden.

Kardinal Pierbattista Pizzaballa, der Lateinische Patriarch von Jerusalem, äußerte die Hoffnung, dass nun auch die humanitäre Hilfe erleichtert werde. Der italienische Franziskaner zeigte sich zuversichtlich, dass mit einem Ende der Kampfhandlungen auch das Material für die in Zusammenarbeit mit dem Hilfswerk Malteser International geplante Klinik eingeführt werden könne. Man wisse aber um die zahlreichen Hindernisse und Unwägbarkeiten. Es sei zu früh, über Frieden zu sprechen, für den erst die Grundlagen geschaffen werden müssten. Ein dauerhafter Frieden könne nur erreicht werden, wenn die Wurzeln des israelisch-palästinensischen Konflikts angegangen würden. Dabei müssten die Palästinenser dringend Teil des Plans für ihre Zukunft sein und dürften nicht ausgeschlossen werden. Vor allem müsse zunächst eine neue Sprache gefunden und neues Führungspersonal im Nahen Osten gefunden werden, so der Kardinal am Mittwochabend bei einer Preisverleihung in Rom. Dort nahm er stellvertretend für den katholischen Pfarrer in Gaza, Gabriel Romanelli, den Friedenspreis „Premio Internazionale Achille Silvestrini“ entgegen. Die Erfahrung in Nahost lehre, dass man den Begriff Frieden nicht voreilig verwenden solle. Die kommende Generation könne nur dann in einer Welt ohne Gewalt leben, wenn sie sich selbst darum bemühe. Dies fange mit einer neuen Art des Sprechens an.

Spendenkonten:

Caritas International: Deutscher Caritasverband e.V., IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02 · BIC: BFSWDE33XXX

Malteser International: Malteser Hilfsdienst e.V., Pax Bank, IBAN: DE10 3706 0120 1201 2000 12, BIC: GENODED1PA7

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Dies ist ein Beitrag der katholischen Redaktion KiP-NRW für das Kirchenmagazin "Himmel & Erde" im NRW-Lokalfunk. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Chefredakteur Dr. Christof M. Beckmann | Redaktion KiP-NRW | 0208 - 46849961 | Mail: beckmann@kip-nrw.de
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