Geschichte der Katholikentage

von Dr. Christof M. Beckmann

Sonntag, 22.05.2016

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Buchcover: Holger Arning, Hubert Wolf, Hundert Katholikentage. Von Mainz 1848 bis Leipzig 2016.

Im Oktober 1848 fand der erste deutsche Katholikentag als „Generalversammlung des katholischen Vereins Deutschlands“ statt. Nun steht der 100. Katholikentag an. Ein Blick auf eine lange Geschichte – die bestimmt noch lange weitergehen wird ...

INFO: Die Ursprünge der Katholikentage als in festem Turnus stattfindende mehrtägige Versammlungen römisch-katholischer Gläubiger in Deutschland, Österreich und der Schweiz liegen im Verbandskatholizismus und den Laienbewegungen des 19. Jahrhunderts: In Deutschland gibt es den Katholikentag seit 1848, in Österreich seit 1877 und in der Schweiz seit 1903. Der erste deutsche Katholikentag fand als „Generalversammlung des katholischen Vereins Deutschlands“ statt, auch in den Folgejahren als reine Delegierten-Versammlung aus Vereinen und Geistlichen. Sie waren schon in der Frühzeit Foren für gesellschaftliche, soziale und kirchliche Themen, die oft streitig diskutiert wurden.

In den Jahren 1914-1920 und 1933-1947 konnten durch Kriege und Verbote keine Treffen stattfinden, die seit 1950 alle zwei Jahre stattfinden - seit 1970 getragen vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) in Bonn. Dabei präsentieren zahlreiche kirchliche Gruppen ihre Tätigkeitsfelder und Themen neben vielen religiösen, kulturellen, wissenschaftlichen, gesellschaftspolitischen und nicht zuletzt spirituellen Veranstaltungen. Die fünf Tage dauernde Veranstaltung von Mittwoch bis Sonntag geht in der Regel über Fronleichnam oder Christi Himmelfahrt.

Der 100. Katholikentag findet vom 25.-29. Mai in Leipzig statt und wird vom ZdK in Kooperation mit dem Bistum Dresden-Meißen veranstaltet. Bei dem Katholikentag der kurzen Wege finden die zentralen Gottesdienste an Fronleichnam und zum Abschluss auf dem Augustusplatz vor der Oper in der Stadtmitte statt. Es gibt die Uraufführung des Oratoriums «Ecce homo» (Seht, da ist der Mensch) des englischen Komponisten Sir Colin Mawby sowie eine internationale Kunstausstellung, die eine Brücke zum 500. Reformations-Gedenken 2017 schlägt. Außerdem sind eine Gala und ein Festakt mit Prominenten aus Kirche, Politik und Kultur geplant.

Im Mittelpunkt stehen die Themen Flucht, Integration und Fremdenfeindlichkeit: Auf den zentralen Podien zur Flüchtlingsfrage diskutieren Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) und SPD-Politiker Wolfgang Thierse etwa zum Thema „Aufstehen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit“. Eng damit verbunden sind Podien zur Frage nach der Rolle der Religionen und ihrem Menschenbild sowie Veranstaltungen zum Thema Wirtschaft und Entwicklungshilfe. Hier debattieren etwa Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU), Bundeskanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) und Kardinal Reinhard Marx. An den rund 1.000 Einzelveranstaltungen wirken neben zahlreichen Bischöfen und Wissenschaftlern auch fast alle Mitglieder des Bundeskabinetts mit. Der Diaspora-Situation in Ostdeutschland und dem Dialog mit Konfessionslosen widmet sich der Programmbereich „Leben mit und ohne Gott“. Dem Gespräch mit Nichtgläubigen stellen sich etwa die Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) aus Thüringen und Reiner Haseloff (CDU) aus Sachsen-Anhalt. Die Bischöfe Wolfgang Ipolt (Görlitz) und Stefan Oster (Passau) bieten „Kneipengespräche“ an der Theke an. Der Zugang zu allen Veranstaltungen aus diesem Themenbereich ist gratis und ohne Eintrittskarte möglich. Die Dauerkarte kostet 85 Euro.

Die Veranstalter rechnen mit mindestens 55.000 Besuchern, die insgesamt zu den rund 1.000 Veranstaltungen des fünftägigen Treffens kommen. Etwa 30.000 Dauerteilnehmer haben sich bereits angemeldet. An Tagesgästen werden täglich 5.000 bis 10.000 erwartet. Für Ostdeutschland insgesamt ist es nach Dresden 1994 der zweite Katholikentag. Damals kamen 60.000 Teilnehmer.

Mehr und Programm auf: https://www.katholikentag.de/, Veranstalter: http://www.zdk.de

App zum 100. Katholikentag: Das komplette Programm des 100. Deutschen Katholikentags ist ganz frisch und kostenlos auch per App abrufbar. Das Angebot für iOS- und Android-Geräte steht unter www.katholikentag.de/app zum Download bereit, vereinfacht die Suche in den rund 1.000 Veranstaltungen des christlichen Großevents und ermöglicht eine individuelle Planung.

Buchhinweis: Holger Arning, Hubert Wolf, Hundert Katholikentage. Von Mainz 1848 bis Leipzig 2016. Mit einem Geleitwort von Alois Glück und einem Ausblick von Thomas Sternberg. WBG, 2016. 192 S. mit 180 Abb., Preis: € 24,95, ISBN 978-3-534-26772-9, erschienen am 15. März 2016. In ihrem Buch schildern die Münsteraner Kirchenhistoriker in 100 kurzen Artikeln die große Bedeutung der Treffen für die Entwicklung der Sozialgesetzgebung und der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland sowie für die Verankerung der Demokratie im katholischen Bevölkerungsteil. Die Katholikentage waren die Bühne für die Auseinandersetzung der Katholiken mit dem preußischen Staat, mit Bismarck und Hitler. Sie debattierten auch die innerkirchlichen Konflikte um die Unfehlbarkeit des Papstes, die Sexuallehre oder um Abtreibung und Zölibat.

Sonntag, 22.05.2016