INFO: Im Jahr 2025 jähren sich zwei bedeutende Ereignisse: Die Enzyklika Laudato si’, die zum Vermächtnis von Papst Franziskus gehört, begeht ihr zehnjähriges Bestehen, und der Sonnengesang des heiligen Franziskus feiert seinen 800. Jahrestag. Beide Texte haben Menschen immer wieder dazu angeregt, über das Verhältnis des Menschen zur Schöpfung sowie über die daraus erwachsende Verantwortung nachzudenken. Ihre zentralen Botschaften sind angesichts der fortschreitenden Klimakrise, des weltweiten Artensterbens und zunehmender sozialer Ungleichheiten von wachsender Aktualität.
Zehn Jahre „Laudato si“: Eine Klimakonferenz unter dem Titel „Raising Hope for Climate Justice“ fand von Donnerstag bis Samstag (1.-3. Oktober) in Castel Gandolfo statt. Anlass war der zehnte Jahrestag der Veröffentlichung von Papst Franziskus‘ Umweltenzyklika „Laudato si“. Sie wurde von der gleichnamigen Stiftung veranstaltet. Mehr als 400 internationale Vertreter kamen aus Kirche, Klimawissenschaften und Zivilgesellschaft, auch Papst Leo XIV. nahm an der „Feier der Hoffnung“ zum Auftakt teil und traf Teilnehmer zu einem Gespräch. Unter ihnen trat am 30. September auch Arnold Schwarzenegger (78), Ex-Gouverneur von Kalifornien, Gründer der „Schwarzenegger Climate Initiative“, im Vatikan auf und erklärte: „Katholische Kirche ist treibende Kraft für den Klimaschutz“ (s. Interview bei Radio Vatikan ).
Bei der Tagung sprachen u.a. der Vorsitzende der Brasilianischen Bischofskonferenz und des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM, Kardinal Jaime Spengler, Schwester Alessandra Smerilli, Sekretärin der vatikanischen Entwicklungsbehörde, sowie Maina Talia, Innen- und Umweltminister des Inselstaates Tuvalu im Pazifischen Ozean.
Papst Leo XIV. betonte bei der Tagung „Raising Hope for Climate Justice“ (Hoffnung für Klimagerechtigkeit wecken) in Castel Gandolfo: „Die Auswirkungen dieser Enzyklika erstrecken sich mittlerweile auch auf internationale Gipfeltreffen, den ökumenischen und interreligiösen Dialog, Wirtschaft und Unternehmertum sowie theologische und bioethische Studien. Der Begriff der „Sorge für das gemeinsame Haus“ wurde in akademische, wissenschaftliche und politische Debatten aufgenommen.“ Es gehe darum, den interdisziplinären Ansatz von Laudato si‘ und den daraus resultierenden Aufruf zu Einheit und Zusammenarbeit zu leben: „Wir sind eine Familie mit einem Vater, der über allen die Sonne aufgehen, es über alle regnen lässt (vgl. Mt 5,45). Wir leben auf demselben Planeten und müssen uns gemeinsam um ihn kümmern. Deshalb erneuere ich meinen eindringlichen Appell zur Einheit im Hinblick auf die ganzheitliche Ökologie und den Frieden!“ Er ermutige alle, vor allem junge Menschen, Eltern und all jene, die in lokalen und nationalen Verwaltungen und Institutionen arbeiten, ihren Teil zur Lösung der heutigen „großen kulturellen, spirituellen und erzieherischen Herausforderung“ (Laudato si’ , 202) beizutragen und sich stets beharrlich für das Gemeinwohl einzusetzen: „Es gibt keinen Platz für Gleichgültigkeit oder Resignation“, so der Papst und schloss: „Ich möchte mit einer Frage schließen, die jeden von uns betrifft. Gott wird uns fragen, ob wir die Welt, die er geschaffen hat (vgl. Gen 2,15), zum Wohl aller und für künftige Generationen bearbeitet und gehütet haben, und ob wir uns um unsere Brüder und Schwestern gekümmert haben (vgl. Gen 4,9; Joh 13,34). Wie wird unsere Antwort lauten?“ -> Die ganze Ansprache im Wortlaut.
Link: „ Raising Hope for Climate Justice“ Zum Download: ENZYKLIKA LAUDATO SI’ VON PAPST FRANZISKUS. ÜBER DIE SORGE FÜR DAS GEMEINSAME HAUS , Online-Themenseite der deutschen Bischofskonferenz „10 Jahre Enzyklika Laudato si’“: https://www.dbk.de/themen/10-jahre-laudato-si
Kirche, Klima- und Umweltschutz: Die Deutsche Bischofskonferenz beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit ökologischen Fragen. Für die Grundlagenarbeit zu den Themen Klima und Umwelt ist die Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen (VI) zuständig. Wichtige Schriften der letzten Jahre haben sich u. a. mit dem Schutz der Biodiversität und des Bodens, mit dem Klimawandel und mit dem Umgang mit Energie befasst. Mehr auf der Themenseite Klima und Umwelt . Link: Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten der deutschen (Erz-)Diözesen – AGU .
Italien führt Feiertag des Heiligen Franziskus wieder ein: Die Abgeordnetenkammer des italienischen Parlaments hat am 23. September 2025 einmütig für die Wiedereinführung des 4. Oktobers als landesweitem gesetzlichen Feiertag gestimmt. Nur zwei Abgeordnete stimmten gegen den Vorschlag, 247 Ja-Stimmen kamen parteiübergreifend aus allen Teilen des politischen Spektrums, acht Abgeordnete enthielten sich. Am Mittwoch, 2. Oktober, stimmte auch der Senat als zweite Parlamentskammer der Wiedereinführung des sogenannten „Franziskus-Feiertags“ zu. Die Wiedereinführung des Feiertags zu Ehren des Heiligen Franz von Assisi hatten die stärkste Regierungspartei, Fratelli d’Italia, sowie die kleine Partei Noi Moderati beantragt.
Der 4. Oktober war 1977 zusammen mit weiteren kirchlichen Festen aus der Liste der gesetzlichen Feiertage gestrichen worden, um die nach der Ölkrise und infolge hoher Inflation notleidende italienische Wirtschaft anzukurbeln. Derzeit liegt das Land mit zwölf gesetzlichen Feiertagen im internationalen Mittelfeld. Einige katholisch geprägte Länder wie Polen, Portugal und Österreich haben mehr Feiertage. Der Feiertag des Heiligen Franziskus soll erstmals anlässlich des 800. Todestags des umbrischen Heiligen im Jahr 2026 begangen werden. Als Todesdatum gilt der 3. Oktober, gefeiert wird er jedoch am Tag danach. 2026 fällt der neue Feiertag auf einen Sonntag.
Franziskus von Assisi
Der Gründer des christlichen Franziskanerordens (Ordo Fratro Minorum, OFM) hieß ursprünglich Giovanni Bernardone (* um 1181/1182 in Assisi, Italien, † 3. Oktober 1226 in Portiuncula bei Assisi) und war Sohn eines reichen Tuchhändlers. 1202 wurde er im Krieg der Stadt Assisi gegen Perugia gefangen genommen. Nach schwerer Krankheit und langer Genesung während der Gefangenschaft bekehrte er sich bei der Pflege von Aussätzigen. Immer wieder zog er sich in die Einsamkeit zurück, um den Willen Gottes zu erspüren und fand dessen vielfältige Weisen der Liebe in der Schönheit der Schöpfung.
Er beschloss, das Evangelium buchstäblich zu verwirklichen, ein Leben in völliger Armut zu führen und wählte das Leben als Einsiedler, dem sich im Laufe der Zeit immer mehr junge Männer anschlossen. 1210 bat Franziskus mit seinen Gefährten in Rom beim Papst um die Bestätigung der Regel ihrer Armutsbewegung zu erbitten. In der Zeit der Kreuzzüge reiste Franziskus 1219 als Missionar bis Palästina und schloss sich dort dem Kreuzfahrerheer an, das auf dem Weg nach Ägypten war. In der Nähe von Damiette an der Nil-Mündung predigte er im Lager des muslimischen Heeres vor dem Sultan Al-Kamil, um Frieden zu erreichen. Der Sultan schenkte Franziskus zwar ein Signalhorn und war sehr beeindruckt von der Begegnung mit dem Bettelmönch, doch Franziskus konnte die bevorstehende Schlacht nicht verhindern und der Kreuzzug insgesamt wurde fortgeführt.
Franziskus starb am Abend zum 4. Oktober 1226 und wurde 1228 von Papst Gregor IX. heiliggesprochen. Seit 1230 liegen seine Gebeine in einem Sarkophag in der Unterkirche von San Francesco in Assisi. Franz von Assisi wurde von der katholischen Kirche zum Patron der Umweltschützer und Ökologen erhoben. In dieser Tradition steht die 1995 gegründete Franz von Assisi-Akademie zum Schutz der Erde (http://www.faape.org/ ). Weltweit gibt es heute rund 15.000 Minderbrüder in 103 Provinzen und sind bis heute in der Kirche die größte Ordensfamilie. Weltweit leben schätzungsweise eine Million Schwestern und Brüder nach der franziskanischen Spiritualität. Mehr: http://www.franziskaner.de/
800 Jahre Sonnengesang
Mit den Anfangsworten „Laudato si“ – zu Deutsch: „sei gepriesen“ – spielt die Umweltenzyklika von Papst Franziskus auf den wohl bekanntesten Text des heiligen Franz von Assisi (1181/82-1226) an: den „Sonnengesang“ oder die „Laudes Creaturarum“. Die acht zentralen Strophen rufen mit dem wiederkehrenden „Sei gepriesen, mein Herr“ zum Lob Gottes durch die Schöpfung auf. Genannt werden, jeweils mit einer lyrischen Charakterisierung, „Bruder Sonne“ und „Schwester Mond“, „Schwester Wasser“ und „Bruder Feuer“ sowie „Mutter Erde“ und andere Erscheinungsformen der geschaffenen Welt.
Franziskus verfasste den Sonnengesang in schwerer Krankheit, vermutlich zwei Jahre vor seinem Tod.
Dabei erscheint die Natur entgegen einer damals verbreiteten Weltverachtung nicht gezeichnet von Sünde und Vergänglichkeit, sondern positiv als Medium der Selbstmitteilung Gottes. Zugleich spiegelt sich in der Hinwendung zu den Elementen und kosmischen Mächten die Geringschätzung des „Armenapostels“ Franz gegenüber materiellen Gütern: Erde, Wasser, Luft und Feuer preisen Gott, nicht staunenswerte Kostbarkeiten. Ähnlich familiär wie von den „Geschwistern“ der Geschöpfe sprach Franziskus auch von seiner „Frau Armut“.
Fern einer modernen Naturromantik oder einer Vergöttlichung der Natur lenkt Franz von Assisi den Blick über die Geschöpfe auf deren Schöpfer. Darin steht sein Text den Schöpfungspsalmen oder dem „Gesang der Jünglinge im Feuerofen“ im Alten Testament nahe (Daniel 3). Obwohl ein Gebet, ist der „Sonnengesang“ auch ein literaturgeschichtlich bedeutender Text. Franziskus verfasste ihn in seinem umbrischen Dialekt; er gilt als ältestes Werk der italienischen Literatur. (KNA)
Sonnengesang des Franziskus
Höchster, allmächtiger, gütiger Herr, Dein sind Lob und Herrlichkeit und Ehre und aller Segen. Dir allein, Erhabenster, gebühren sie, und kein Mensch ist würdig, Deinen Namen zu nennen.
Gelobt seist Du, mein Herr, mit allen Deinen Geschöpfen, besonders der Schwester Sonne, die den Tag bringt und durch die Du uns das Licht gibst. Und schön ist sie und strahlt in hellem Glanz; Deine Größe, o Höchster, verherrlicht sie.
Gelobt seist Du, mein Herr, durch Bruder Mond und die Sterne; so leuchtend und klar und schön hast Du sie am Himmel erschaffen.
Gelobt seist Du, mein Herr, durch Bruder Wind und durch Luft und Wolken und heiteres und jedes Wetter, durch welche Du Deine Geschöpfe am Leben erhältst.
Gelobt seist Du, mein Herr, durch Schwester Wasser, die gar nützlich ist und demütig und keusch.
Gelobt seist Du, mein Herr, durch Bruder Feuer, durch welchen Du die Nacht erhellst, und er ist schön und lustig und gewaltig und wild.
Gelobt seist Du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, welche uns trägt und ernährt und allerlei Früchte wachsen lässt und bunte Blumen und Kräuter.
Gelobt seist Du, mein Herr, durch jene, welche aus Liebe zu Dir Verzeihung üben, Mühsal mit Geduld und Betrübnis mit Fröhlichkeit des Geistes tragen. Selig jene, die ausharren in Frieden, denn von Dir, o Höchster, werden sie die Krone empfangen.
Gelobt seist Du, mein Herr, durch unseren Bruder, den leiblichen Tod, welchem kein Lebender entfliehen kann. Weh denen, die in schweren Sünden sterben. Doch selig jene, die er antrifft bei der Erfüllung Deines heiligsten Willens, denn der zweite Tod wird ihnen nichts anhaben.
Lobet und preiset meinen Herrn und saget ihm Dank und dienet ihm in großer Demut.
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Dies ist ein Beitrag der katholischen Redaktion KiP-NRW für das Kirchenmagazin "Himmel & Erde" im NRW-Lokalfunk. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Chefredakteur Dr. Christof M. Beckmann | Redaktion KiP-NRW | 0208 - 46849961 | Mail: beckmann@kip-nrw.de- Laudato si´: Franz kanns

