„7 Wochen ohne“: Platz schaffen für Neues
Sonntag, 05.03.2023
Die knapp sieben Wochen zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag gelten im Christentum als Passionszeit - im Gedenken an die Leidenszeit Jesu Christi und an seine Kreuzigung am Karfreitag. Schon die frühen Christen fasteten während dieser Zeit.
In Anlehnung an diese Tradition riefen Journalisten und Pfarrer in Hamburg 1983 die Aktion "7 Wochen ohne“ ins Leben. Sie wollten während der Passionszeit auf Alkohol und Zigaretten verzichten. Die Idee fand immer mehr Verbreitung und hat sich inzwischen als Fastenaktion der evangelischen Kirche bundesweit etabliert. In diesem Jahr steht sie unter dem Motto " Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit". Dabei gibt es zu jeder Woche ein passendes Oberthema wie etwa "Licht an!", "Meine Ängste", "Was mich trägt" und "Wie ich strahle!"
Wie immer bieten die Veranstalter allen Interessierten einen Fastenkalender und Arbeitshilfen zur Unterstützung an. Daneben gibt es auch einen Email-Newsletter, der während der Fastenzeit über Wissenswertes, Informatives und Aktuelles rund um das Thema Fasten informiert. Der Newsletter und alle anderen Materialien wie Fastenkalender oder das Begleitbuch können im Chrismon-Shop online bestellt werden. Interessierte können die Aktion auch auf Facebook begleiten und kommentieren unter http://www.facebook.com/7wochenohne
Fastenbegleitung bietet seit fast 20 Jahren auch die Aktion "7 Wochen anders leben“ des christlichen Vereins "Andere Zeiten" aus Hamburg. Hier erhalten die Teilnehmer jede Woche einen Fastenbrief, der u.a. aktuelle Erfahrungen und Rückmeldungen von Fastenden aufgreift und Mut zum Durchhalten macht. Dazu gibt es auch noch eine Fastenbroschüre mit Informationen, Geschichten und Tipps rund um das Thema Fasten sowie eine Aktionskarte. Briefe und Broschüre kosten inklusive Versand 11,50 Euro und können hier bestellt werden.
Wer mit dem Fasten nicht nur sich selbst sondern auch der Umwelt etwas Gutes tun möchte, der kann sich in der Passionszeit auch an Aktionen wie dem Klimafasten beteiligen. Sie wird bundesweit von neun evangelischen Landeskirchen und dem Diözesanrat der Katholiken im Bistum Hildesheim getragen. Auch hier ist jede der sieben Fastenwochen unter ein eigenes Motto gestellt – zum Beispiel "anders mobil sein", "Energie wertschätzen" oder "Dinge (ver)brauchen". Ursprünglich aus dem Saarland kommt die Aktion „Autofasten“. Seit über 20 Jahren rufen die kirchlichen Träger dazu auf, in der Fastenzeit auf andere Verkehrsmittel umsteigen. Mittlerweile gibt es die Aktion auch in vielen weiteren Regionen wie https://www.autofasten-thueringen.de/ und auch einzelnen Städten wie zum Beispiel https://www.autofasten-hamm.de/.
Laut einer repräsentativen Umfrage der DAK Krankenkasse zum Thema „Fasten“ aus dem Jahr 2020 wären von den 1.001 Befragten 67% am ehesten bereit, auf Süßigkeiten zu verzichten. Knapp dahinter liegt der Verzicht auf Alkohol (65%). Auf den weiteren Plätzen folgen der Verzicht auf Fleisch (47%), auf Rauchen (38) und auf´s Fernsehen (37%). Auf die Frage „Haben Sie schon einmal/öfter auf Genussmittel/Konsumgüter verzichtet?“ antworteten im Jahr 2021 noch 51% mit ja. Im Jahr 2020 waren es sogar 61% - Fasten scheint also im Trend zu liegen.
Nach christlichem Brauch dauert die Fastenzeit 40 Tage – eine Zahl mit symbolischem Charakter: Nach biblischem Zeugnis dauerte die Sintflut so lange, Moses verbrachte diese Zeit auf dem Sinai, bevor er die Gebote Gottes empfing, und Jesus zog sich nach seiner Taufe durch Johannes für 40 Tage in die Wüste zurück, um zu fasten. Zunächst bedeutete Fasten die Beschränkung auf eine Mahlzeit sowie Verzicht auf Fleisch und Wein. Ziel war das Besinnen auf das Wesentliche: Die Beziehung zu Gott. Übrigens: als "Tag des Herrn" und Feier der Auferstehung ist der Sonntag generell vom Fasten ausgenommen!
Auch wenn das Fasten heutzutage immer stärker in den Sog von Wellness- und Gesundheitsbewegung gerät, so bleibt doch der religiöse Ursprung dieser besonderen Form der Enthaltsamkeit festzuhalten. Religiöse Fastenzeiten kennt man in praktisch allen archaischen Kulturen - schon Griechen und Römer schworen auf diese Möglichkeit, den Verstand zu schärfen, mehr Widerstandsfähigkeit zu gewinnen, überflüssige Pfunde zu verlieren und den Körper von all den leckeren Dingen zu entgiften, die sie zuvor im Übermaß genossen hatten.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Fasten auch als Therapieform wiederentdeckt – u.a. von dem amerikanischen Arzt Edward Dewey. In Deutschland war Otto Buchinger einer der ersten Ärzte, die zu Fastenkuren rieten. 1935 schrieb er sein bis heute grundlegendes Werk "Das Heilfasten". Dabei wird nach gründlicher Vorbereitung komplett auf feste Nahrung verzichtet. An ihre Stelle tritt eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von vier bis sechs Litern Tee, Wasser oder Gemüsebrühe. Wer das Heilfasten einmal ausprobieren möchte, sollte vorher unbedingt seinen Arzt konsultieren und mit ihm klären, ob irgendwelche bestehenden oder zu erwartenden Gesundheitsrisiken gegen eine solche Fastenkur sprechen. Nicht fasten sollten z.B. Schwangere, Kinder sowie Patienten mit Schilddrüsen-, Herzkreislauf- oder Krebserkrankungen.