"Café Pflaster": Hilfen für Obdachlose
Sonntag, 13.05.2018
Eine eigene Wohnung, genug zu essen und medizinische Versorgung – für die derzeit rund 52.000 Obdachlosen in Deutschland ist das alles in weiter Ferne. Anlaufstellen wie das "Café Pflaster" in Mönchengladbach bieten wertvolle Hilfen an.
Die Einrichtung der evangelischen Diakonie ist sowohl im Stadtteil Rheydt als auch in der Mönchengladbacher City auf der Kapuziner Straße präsent. Im "Café Pflaster" können obdachlose Menschen frühstücken, ihre Wäsche waschen, eine heiße Dusche nehmen oder sich in der Kleiderkammer mit neuen Jacken, Pullovern und Hosen eindecken. Bis zu 100 Besucher zählt das Café nach eigenen Angaben pro Tag. Das erklärte Ziel von Leiterin Brigitte Bloschak und ihrem Team ist: Die Menschen von der Straße ins Café zu holen, sie dort in der Beratungsstelle fit zu machen und ins betreute Wohnen und schließlich in eine eigene Wohnung zu vermitteln.
Doch der Weg dahin ist lang, sagt die Sozialarbeiterin Heike Wegner. Viele der Obdachlosen hätten verlernt, was es bedeute, "in einem Mietshaus zu leben, Rücksicht auf den Nachbarn zu nehmen, regelmäßig den eigenen Briefkasten zu leeren, den Müll rauszutragen und die Stromrechnung zu bezahlen". Viel und langwierige Beziehungsarbeit ist notwendig, um überhaupt erst einmal das Vertrauen der Obdachlosen zu gewinnen. Erst danach sind echte Fortschritte möglich.
Zu dem insgesamt 25köpfigen Team gehören deshalb auch zwei Streetworker, die die Menschen an ihren Treffpunkten oder Schlafplätzen aufsuchen und Hilfe anbieten. Auf ihren Touren werden sie regelmäßig von Krankenschwester Manuela Brülls begleitet. So gut es geht versorgt sie Wunden und kümmert sich um weit verbreitete Leiden wie Fußerkrankungen, Abszesse und Zahnschmerzen. Eigentlich – so sagt sie - müssten viele Wohnungslose ins Krankenhaus. Doch da wollen die meisten nicht hin.
Das "Café Pflaster" wurde vor 17 Jahren als Pilotprojekt ins Leben gerufen. Drei Jahre trug das Land NRW die Kosten, danach hat die Stadt die Finanzierung übernommen. Inzwischen verfügt die Einrichtung über ein gutes Netzwerk, arbeitet unter anderem mit der Polizei, dem Ordnungsamt, verschiedenen Ärzten und dem Gesundheitsamt zusammen.
Deutschlandweit gibt es nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. aktuell etwa 890.000 Wohnungslose. Dabei handelt es sich um Menschen, die "nicht über einen mietvertraglich abgesicherten Wohnraum verfügen" - so die Definition. Trotzdem haben die allermeisten von ihnen ein Dach über dem Kopf, weil sie etwa in Notübernachtungen, Asylen, Frauenhäusern etc. schlafen oder vorübergehend bei Verwandten, Freunden und Bekannten unterkommen. Auch Flüchtlinge und Asylbewerber, die in Flüchtlingsunterkünften eingewiesen wurden, gelten als wohnungslos (derzeit immerhin 440.000 der 890.000 Wohnungslosen). Nur wer komplett ohne Unterkunft ist und deshalb auf der Straße lebt, ist obdachlos. Bundesweit sind das derzeit 52.000 Menschen. Vor sieben Jahren waren es "nur" 22.000.
Das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland bietet im Internet umfassende Informationen zum Thema Wohnungslosigkeit bzw. Obdachlosigkeit an. Ein FAQ zeigt zum Beispiel fünf Möglichkeiten, obdachlosen Menschen zu helfen. Einen Themenschwerpunkt zu Wohnungslosigkeit finden Sie unter https://www.diakonie.de/wohnungslosigkeit . Außerdem informiert die Diakonie unter https://www.diakonie.de/wissen-kompakt/obdachlosigkeit/ über die Hintergründe der Obdachlosigkeit.