„Den seinen gibt´s der Herr im Schlaf“: Träume
Freitag, 18.04.2025

Das Wort "Albtraum" wird auf "Alben" - Elfen aus der germanischen Mythologie - zurückgeführt. (Foto: Pixabay)
Ein Sprichwort sagt: „Den Seinen gibt´s der Herr im Schlaf“. Aber WAS er uns da gibt, das ist nicht immer angenehm: Fünf bis zehn Prozent aller Bundesbürger haben regelmäßig Albträume. Was passiert da eigentlich? Und was will unser Kopf uns damit sagen?
Albträume sind – allgemein ausgedrückt - intensive, oft beängstigende Träume, die starke emotionale Reaktionen wie Angst, Panik oder Traurigkeit auslösen können. Sie gehören zu den parasomnischen Schlafstörungen und treten hauptsächlich in der REM(Rapid Eye Movement)-Schlafphase auf. Während dieser Zeit ist der Körper völlig entspannt, die Muskulatur erschlafft, nur die Augen rollen hinter den geschlossenen Lidern hin und her, und das Gehirn ist hochaktiv.
Es ist u.a. damit beschäftigt, bewusste und unterbewusste Eindrücke und Gefühle des vergangenen Tages zu sortieren und zu verarbeiten. Den Prozess könnte man mit der Defragmentierung einer Computer-Festplatte vergleichen, der Ordnung schafft und neuen Speicherplatz freigibt. Wie und warum es dabei zu Albträumen kommen kann, hat der Neurowissenschaftler Patrick McNamara untersucht. Dazu heißt es auf der Internetseite von ARD-alpha: „In den Gehirnscans der Albtraumgeplagten konnte McNamara deutlich sehen, welche Gehirnregion beim Träumen besonders aktiv ist: Das limbische System, das für Emotionen verantwortlich ist. Besonders dem Teil, der als Amygdala bezeichnet wird, spricht er die Urheberrechte für die schlimmen Geschichten zu: »Sie beherrscht negative Emotionen, besonders Angst. Ein Albtraum ist im Grunde der Verlust von hemmenden Mechanismen der verschiedenen Verschaltungen, die normalerweise Angst und Panik regulieren.«“
Albträume handeln oft von wiederkehrenden Themen, die auch im Wachzustand mit Ängsten oder Angst besetzt sind. So berichten Betroffene häufig von Verfolgung, dem Verlust einer geliebten Person oder von Situationen, in denen sie sich hilflos oder bedroht fühlen. Andere typische Motive sind das Fallen in eine Tiefe, der Verlust von Kontrolle oder das Auftreten übernatürlicher Wesen. Während des Traums erleben Betroffene starke Angst oder Bedrängnis, oft begleitet von körperlichen Reaktionen wie Herzrasen oder Schweißausbrüchen. Erwachen sie daraus, bleibt meist ein Gefühl der Unruhe oder Erschöpfung zurück.
Die Gründe für derartige Albträume sind vielfältig und reichen von psychischen Belastungen bis hin zu neurologischen Prozessen: So können z.B. Belastende Lebensereignisse wie Prüfungsstress, familiäre Probleme oder beruflicher Druck, Albträume auslösen. Besonders häufig treten sie bei Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) auf. Ihre Albträume spiegeln oft das erlebte Trauma wider. Artus Achterberg, psychologischer Psychotherapeut, erklärt dazu: „Das hat in dem Moment, in dem es passiert ist, die Verarbeitungskapazität des Geistes überschritten, und was dann ansteht ist ein häppchenweises, schrittweises Verarbeiten im Nachhinein.“
Weitere Faktoren, die Albträume begünstigen können, sind bestimmte Medikamente, insbesondere Antidepressiva oder Betablocker, sowie Alkohol- oder Drogenkonsum. Auch Schlafmangel und unregelmäßige Schlafgewohnheiten können Albträume begünstigen. Gleiches gilt für neurologische oder psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen.
Betroffene erleben ihre Albträume verständlicherweise zunächst einmal als Belastung. Sie können aber zugleich wertvolle Hinweise auf unterbewusste Konflikte oder Ängste geben. „Der Traum ist ja eine Botschaft. An mich selber. Aus meinem Unbewussten“, erklärt Psychotherapeut Achterberg. „Und wenn ich die Botschaft verstanden habe, (…) dann muss sie nicht wiederholt werden. Dann reicht´s halt, und dann ist die Sache erledigt.“ Unangenehme Träume verschwinden also auch wieder, wenn ihre“ Botschaft“ entschlüsselt ist.
Bei der Interpretation und Bewältigung von (Alb)Träumen helfen verschiedene Methoden:
- Ein Traumtagebuch führen: Das Aufschreiben von Träumen kann dabei helfen, Muster zu erkennen und emotionale Verbindungen herzustellen.
- Entspannungstechniken probieren: Autogenes Training, Meditation oder Atemübungen können helfen, den Stresspegel zu senken und so Albträume zu reduzieren.
- Kognitive Verhaltenstherapie: Diese Form der Therapie kann helfen, wiederkehrende Albträume gezielt zu verändern und die damit verbundenen Ängste zu reduzieren.
- Imagery Rehearsal Therapy (IRT): Dabei wird der Albtraum bewusst umgestaltet und eine alternative, weniger bedrohliche Handlung entwickelt, um das Gehirn „umzutrainieren“.