"Dieses Weihnachten wird alles anders"
Sonntag, 04.10.2020
Mit bis zu neun Millionen Besuchern sind die evangelischen Gottesdienste an Heiligabend die bestbesuchten des ganzen Jahres. Wegen Corona und der Abstands- und Hygieneregeln wird es 2020 aber keine Vollauslastung der Kirchengebäude geben können. Was tun?
Im Jahr 2017 wurden laut Statistik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Heiligen Abend bundesweit 37.696 evangelische Gottesdienste gefeiert. In vielen Gemeinden gab es am 24. Dezember gleich mehrere davon, um den Ansturm überhaupt bewältigen zu können. Insgesamt verzeichnete allein die evangelische Kirche 2017 an Heiligabend 8.273.282 Gottesdienstbesucher/innen. Das entspricht im Schnitt rund 210 Besucher pro Gottesdienst.
Selbst große Gebäude wie die Reinoldikirche in Dortmund, der „Bergmannsdom“ in Essen oder die Duisburger Salvatorkirche dürften solche Zahlen in diesem Jahr nicht erreichen. Grund dafür sind die Corona-bedingten Einschränkungen, die auch in Kirchen einen Abstand von mindestens 1,50 Meter zwischen den Besuchern vorschreiben. Zwar können Menschen, die im gleichen Haushalt zusammenleben, auch in der Kirche zusammen nebeneinander sitzen, Trotzdem schrumpft das Platzangebot in den Gotteshäusern unter diesen Bedingungen dramatisch. Schon jetzt – an ganz normalen Sonntagen – bitten viele Gemeinden die Gottesdienstbesucher deshalb um Voranmeldung, damit verlässliche Zahlen vorliegen und nach Möglichkeit niemand an der Kirchentüre abgewiesen werden muss. Besucherlisten sind auch deshalb wichtig, um im Falle einer Erkrankung Infektionsketten nachverfolgen zu können.
Wollte man – wie in den Jahren vor Corona – alle Besucher zufrieden stellen, müssten wohl in den meisten Gemeinden statt der üblichen zwei oder drei Heiligabend-Gottesdienste fünf oder mehr stattfinden. Damit aber wären nicht nur die Geistlichen, die Küster/innen und alle ehrenamtlichen Helfer überfordert. Auch die Besucher müssten sich auf ganz neue Gottesdienst-Zeiten einstellen, die über den gesamten Tag und Abend verteilt wären. Denen stehen wiederum Rituale in den Familien entgegen, die teilweise schon seit Jahrzehnten eingeübt sind. Wer Heiligabend seinen Kirchgang „schon immer“ um 18 Uhr angetreten hat, weil es am besten zu den übrigen Abläufen passte, der wird jetzt nicht so einfach auf 14 oder 22 Uhr umschwenken können oder wollen.
Noch ist nicht klar, wie sich die Corona-Pandemie in den nächsten Wochen weiter entwickeln wird. Die aktuell steigenden Infektionszahlen lassen nichts Gutes erwarten. Doch unabhängig davon ist wegen der gesetzten und wohl weiter gültigen Vorschriften eines klar: Weihnachten 2020 wird ganz anders. Wie das Fest aussehen und gefeiert werden könnte, darüber zerbrechen sich alle Kirchengemeinden derzeit die Köpfe: Weihnachtsgottesdienste open-air? Eine weihnachtliche Prozession durch´s Dorf? Oder lieber einen Online-Gottesdienst anbieten, wie sie schon zum Osterfest massenweise angeboten wurden?
Um die Gemeinden zu unterstützen hat der Fachbereich Gottesdienst und Kirchenmusik der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) kürzlich eine gut 30seitige Handreichung herausgegeben. Die PDF-Datei mit dem Titel „Stille Nacht?“ beinhaltet zahlreiche Ideen für Aktionen und Gottesdienste in der Advents- und Weihnachtszeit 2020 (hier der Link zum Download). Ein Forum für den Austausch von Ideen bietet auch die Evangelische Kirche im Rheinland auf ihrer Internetseite unter https://news.ekir.de/ideenboerse-advent-und-weihnachten/ . Ganz viele praktische Ideen gibt es unter https://gemeinde-kirchenentwicklung.ekir.de/inhalt/weihnachten2020-auf-die-plaetze-fertig-los/ und eine hilfreiche Übersicht unter https://gemeinde-kirchenentwicklung.ekir.de/thema/weihnachten2020/