"Forum gegen Armut e.V.": Advent bei der Tafel
Sonntag, 11.12.2016
Rentner, Alleinerziehende, Arbeitslose, Migranten – die Kundschaft der "Tafeln" in Deutschland ist arm, und sie wird immer größer: Gegenüber 2005 hat sich ihre Zahl verdreifacht, auf 1,5 Millionen. Knapp ein Drittel davon sind Kinder und Jugendliche.
Sie leben in Familien, in denen das Geld chronisch knapp ist und die deshalb trotz staatlicher Unterstützung regelmäßig auf Hilfe angewiesen sind. Zum Beispiel, wenn es um die Versorgung mit Nahrungsmitteln geht. Hier springen die sogenannten "Tafeln" ein, die Lebensmittelspenden von Supermärkten einsammeln und sie kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr an Bedürftige verteilen.
Eine solche Ausgabestelle ist auch das im Beitrag vorgestellte "Forum gegen Armut" im westfälischen Ahlen. Der Verein betreibt ein Ladenlokal in der Ahlener Innenstadt, das als Beratungsstelle, Treffpunkt und Lebensmittelausgabe dient. Rund 1.000 Menschen werden hier betreut und versorgt, unter ihnen viele Hartz-4-Empfänger.
Aktuell versorgen die bundesweit rund 900 Tafel-Vereine mit ihren 2.100 Ausgabestellen rund 1,5 Millionen Menschen mit Essen. Für den Bundesverband Deutsche Tafel sind die Zahlen ein Beleg für den kontinuierlichen Anstieg der Armut in Deutschland und zugleich für das staatliche Versagen in der Steuer- und Sozialpolitik. Die Bundesregierung müsse mehr tun, "um allen Menschen eine wirkliche Chance auf Teilhabe am gesellschaftlichen und sozialen Leben zu eröffnen.“ Insbesondere für Kinder fordert der Bundesverband vermehrte Anstrengungen: Das Mindeste seien die Neuberechnung der Hartz-IV-Sätze für Kinder, eine Bildungspolitik vom Kindergartenalter an und kostenlose Mittagsmahlzeiten in Kitas und Schulen.
Wohlfahrtsverbände wie Diakonie und Caritas weisen seit Jahren darauf hin, dass die Hartz-4-Regelsätze generell zu niedrig sind und fordern eine Neuberechnung. Mit täglich 2,60 Euro pro Kind für Essen und 1,20 Euro für Freizeitausgaben, wie es die Regelsätze derzeit vorsehen, sind keine großen Sprünge zu machen – und erst recht keine großen Geschenke. So spüren auch Kinder und Jugendliche gerade in der Advents- und Weihnachtszeit, dass ihre Armut sie ausgrenzt. In NRW sorgt seit 1998 die von Caritas, Diakonie und den NRW-Lokalradios getragene Aktion Lichtblicke dafür, dass auch Familien in Not ein schönes Weihnachtsfest feiern können.
Ursprünglich stammt die Tafel-Idee aus Amerika. 1993 wurde in Berlin die erste deutsche Tafel gegründet, heute sind es bundesweit rund 900. Die meisten Tafeln werden von gemeinnützigen Verbänden getragen (Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt), schätzungsweise 40% werden von eingetragenen Vereinen betrieben.