„Himmelsleiter“: Zwischen Himmel und Erde
Sonntag, 11.09.2022
Tausende von Denkmälern werden heute wieder im Mittelpunkt stehen: Der Tag des offenen Denkmals gilt als die größte Kulturveranstaltung Deutschlands. Dass ein neuer Blick sehr spannende Perspektiven eröffnet, zeigt die „Himmelsleiter“ in Münster …
INFO: Für Billi Thanner war es ein besonderer Augenblick, als „ihre“ Himmelsleiter in der St.-Lamberti-Kirche zum ersten Mal leuchtete. Zuvor war die Installation ihres Kunstwerkes eineinhalb Jahre am Wiener Stephansdom zu sehen. Am 24. August hatten zwei österreichische Kletterer die zwölf Meter lange Innenleiter montiert, anschließend folgte die 36 Meter hohe Außenleiter am Turm. Für die Montage mussten der Teil des Prinzipalmarkts an der Kirche überdacht, der Kirchplatz abgesperrt und die Bänke aus der Kirche ausgeräumt werden. Der Boden wurde bei der Gelegenheit gleich grundgereinigt. Seit 3. September ist sie nu zu sehen und bis März 2023 wird die „Himmelsleiter“ von der Orgel innen erst das Gewölbe scheinbar durchstoßen und außen den Blick bis an die Spitze des Turms lenken.
Pastoralreferentin Ursel Schwanekamp hatte die Himmelsleiter im vergangenen Jahr im Urlaub entdeckt. Auch Pfarrer Hans-Bernd Köppen griff zum Telefon und rief die Künstlerin persönlich an. Bei den Kosten von rund 130.000 Euro wurde ein Großteil durch die Fachfirmen unentgeltlich übernommen – vom Transport bis zur Installation, rund 40.000 Euro kamen als Geldspenden zusammen, die Pfarrei gab etwa 25.000 Euro dazu. Die entstehenden Energiekosten wird auf 50 Cent pro Tag berechnet.
Bezug nimmt die Himmelsleiter auf eine Erzählung im Alten Testament: Dort träumt Jakob von einer Leiter, auf der Engel auf- und absteigen (Gen 28,11 EU) – hier zum Nachlesen. „Ein Symbol für die Beziehung zwischen Himmel und Erde, zwischen dem Endlichen und Unendlichen“, findet Ursel Schwanekamp: „Die Himmelsleiter kann ein Impuls für den Alltag sein, eine Einladung, nicht nur das Irdische zu sehen, sondern über sich hinauszuschauen und damit neue Perspektiven zwischen Himmel und Erde zu entdecken“, sagt die Pastoralreferentin. Für Billi Thanner, die sich bewusst in die Tradition der christlichen Spiritualität stellt, ist ihr 2021 entstandenes Werk zugleich ein Zeichen der Hoffnung in schwierigen Zeiten: „Ich wünsche mir, dass die Menschen sich ein bisschen Zeit nehmen, nach oben blicken und niemals den Glauben an das Gute verlieren.“
Tag des offenen Denkmals: Die größte Kulturveranstaltung Deutschlands wird seit 1993 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten bundesweit koordiniert. Der Tag des offenen Denkmals ist der deutsche Beitrag zu den European Heritage Days und will Aufmerksamkeit auf die Denkmalpflege richten. Der aktuelle Tag unter dem Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ soll zeigen, wie Archäologen, Historiker, Handwerker und Denkmalschützer zusammenarbeiten. Die bundesweite Eröffnung wird in diesem Jahr gemeinsam mit der Stadt Leipzig und mit Unterstützung des Landes Sachsen ausgerichtet. Nach bisherigem Stand öffnen über 5.000 Denkmale für Besucher. Verstärkt werden auch Freiluftveranstaltungen wie ein Fotowettbewerb, Fahrradtouren, Stadtrundgänge oder Rallyes angeboten. Mehr unter https://www.tag-des-offenen-denkmals.de/.
Mit einer neuen App gibt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) Orientierung: Nutzerinnen und Nutzer können damit die Denkmallandschaft Deutschlands auf dem Handy entdecken und sich auf ihre Denkmalbesuche vorbereiten. Sie gibt Hintergrundinformationen zu Tausenden Denkmälern, dazu die Öffnungszeiten und das Programm zum Denkmaltag. Mehr: https://www.tag-des-offenen-denkmals.de/app/