@kirchemalanders: digitale Gemeinde auf TikTok
Sonntag, 19.02.2023
Unter dem Kürzel @kirchemalanders betreibt Diakon Oliver Münch zusammen mit seiner Kollegin Gianna Baier einen Kanal bei TikTok. Von den Kirchenleitungen wünschen sie sich viel mehr Anerkennung und Unterstützung für die Arbeit in den Sozialen Medien.
„Im Moment ist es immer so das »nice to have«, sagt Münch: „Wenn man noch Stellen hat, dann macht man das halt ne Zeit.“ Dabei müsste sich die Kirche viel stärker und auch langfristiger im Bereich Social Media engagieren – sei es auf Instagram oder eben auf TikTok, denn: „Das ist halt jetzt die Lebenswelt der Leute. Und wenn Kirche nicht mehr in der Lebenswelt der Leute präsent ist, wird sie weiter Zuwachs verlieren.“
Seit Juli 2021 sind Oli und Gianna mit @kirchemalanders auf TikTok aktiv und posten dort fast täglich ihre Videos. Aktuell gut 15.000 Follower sehen ihnen dabei zu, wie sie im Talar auf dem Kirchendach tanzen, sich auf einen Gottesdienst vorbereiten oder über die Schatten- und Sonnenseiten ihres Berufes nachsinnen. Im typischen TikTok-Style singen oder rappen sie ihre Botschaften in die Welt, zeigen ein junges Bild von Kirche und haben auch keine Scheu, dabei mal ins Absurde oder Trashige abzugleiten.
Den Fans gefällt das offenbar: Fast 300.000 Likes haben sie bis jetzt auf dem Kanal hinterlassen und dazu auch jede Menge Kommentare und Fragen, die von Oli und Gianna nicht nur registriert, sondern auch beantwortet werden: „Es ist schön zu merken, dass wir als Menschen, die in der Kirche arbeiten, wahrgenommen werden“, sagt Gianna Baier: „Wir sind als Kirche auf Social Media nicht Außenseiter, im Gegenteil, wir werden da viel gefragt und da kommt viel zurück.“ Oli und Gianna leben in Breisach bzw. Ihringen – beide Orte liegen ein paar Kilometer westlich von Freiburg nahe der Grenze zum Elsass.
Mit derzeit 15.300 Followern ist @b_withus auf TikTok ähnlich erfolgreich wie @kirchemalanders. Aus dem Englischen übersetzt heißt der Kanal „Sei mit uns“, und die Videos erzählen oder besser: übersetzen biblische Geschichten in die Jetztzeit – schnelle Schnitte und schnelle Sprache inklusive. Der Kanal @rosedejesusofficial bringt es dagegen schon auf stolze 46.100 Follower und 1,2 Mio. Likes. Das Rezept: Videos mit viel Musik, einem sehr hübschen weiblichen Gesicht, das lippensynchron dazu singt und die christliche Botschaft nicht versteckt.
Ansonsten scheinen Pfarrerinnen und Pfarrer auf der noch relativ jungen Plattform noch nicht ganz so zahlreich zu sein. So schreibt der Pfarrer und Diplom-Informatiker Ralf Peter Reimann in einem Beitrag auf Theonet.de: „Die Reichweite von #digitaleKirche auf TikTok ist ausbaufähig. Trotzdem bin ich froh, dass die Kolleg:innen in diesem Netzwerk Präsenz zeigen. Als Kirche müssen wir lernen, in verschiedenen Milieus sprachfähig zu werden. (…) Die Ansprache muss aber passend zur Zielgruppe sein. Gerade die Themenwahl der Pfarrkolleg:innen zeigt, sie stellen Kirche auf TikTok anders und flotter dar. Mit anderen Worten: Kirche streift auf TikTok ihr altbackenes Image ab. Auf TikTok kommen die Pfarrkolleg:innen mit Menschen ins Gespräch, zu denen sie sonst vermutlich keinen Kontakt hätten.“