"Künstliche Befruchtung hat oft keinen Erfolg"
Sonntag, 30.04.2017
Paare, die sich unbedingt ein Kind wünschen, lassen nichts unversucht, um ans Ziel zu gelangen. Wenn es auf natürlichem Wege nicht klappt, setzen viele ihr Hoffnung auf eine künstliche Befruchtung. Doch die birgt Risiken.
So führt beispielsweise eine in-vitro-Fertilisation (IVF) – also die Befruchtung im Reagenzglas und die anschließende Einbringung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter – nur in etwa 20% aller Fälle zum gewünschten Erfolg. Viele Paare würden die damit verbundenen Belastungen unterschätzen, berichtet Pfarrer Jürgen Sohn von der Beratungsarbeit der Ev. Kirche im Rheinland. Sie begäben sich mit der künstliche Befruchtung auf einen Weg "von dem sie am Anfang gar nicht abschätzen können, wie viel Lasten und Mühen dieser Weg mit sich bringt: Dass der Weg erstens in vielen Fällen nicht zum Erfolg führt, und dass er zweitens auch mit Stress und psychischen Schwierigkeiten einhergehen kann."
Vor allem die Sorge um die Gesundheit des werdenden Kindes kann zur Belastung werden. Entwickelt es sich gesund oder wird es womöglich mit einer Behinderung zur Welt kommen? Schwangerschaften, die künstlich unterstützt zustande kommen, gelten oft als Risikoschwangerschaften. Eine Studie in Australien, bei der 300.000 Geburten aus 16 Jahren untersucht wurden, kam tatsächlich zu dem Schluss: "Frauen, die sich irgendeiner Art von Fruchtbarkeitsbehandlung unterzogen, trugen ein doppelt so hohes Risiko als andere Mütter, dass ihr Baby tot, als Frühchen oder stark untergewichtig geboren wird oder dass das Neugeborene sogar wenige Wochen oder Tage nach der Geburt stirbt." Eine Auswertung wissenschaftlicher Berichte und Artikel auf www.wunschkinder.net kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Mehr dazu hier.
Auf diese und weitere Probleme wollen evangelische und katholische Kirche während ihrer gemeinsamen "Woche für das Leben" aufmerksam machen. Die alljährliche bundesweite Aktion, die es bereits seit 1994 gibt, steht diesmal vom 29. April bis 6. Mai 2017 unter dem Motto "Kinderwunsch-Wunschkind-Designerbaby". Bei diesem Jahresthema – so ist auf der Internetseite der Aktion zu lesen - soll es "um Geburt und Zeugung gehen und um die damit zusammenhängenden Fragen der reproduktionsmedizinischen Techniken und der diagnostischen Verfahren zum Erkennen genetischer Defekte und Krankheiten vor Implantation oder Geburt sowie um die neueren Diskussionen zu Genome Editing und Social Egg Freezing."
Während der "Woche für das Leben" sind bundesweit zahlreiche Veranstaltungen, Ausstellungen und Diskussionsrunden geplant. In einigen dürfte es dabei u.a. auch um die Frage gehen, ob ein einfacher Bluttest zur Früherkennung des Down-Syndroms (Trisomie 21) künftig von den deutschen Krankenkassen bezahlt werden soll / darf. Befürworter sagen u.a., dass der Bluttest andere Untersuchungsmethoden wie etwa die Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) ersetzen kann, die invasiver und damit für Mutter und Kind deutlich gefährlicher seien.
Gegner weisen darauf hin, dass bereits jetzt etwa 90% aller Ungeborenen mit Trisomie 21 abgetrieben würden. Ein einfacher Bluttest könne diese Zahl noch weiter steigen lassen, befürchten Behindertenverbände. Und wenn er zu einer Kassenleistung würde, wachse auch der Druck auf die werdenden Eltern, den Test machen zu lassen.
Die Zeitschrift "ELTERN" fragt in einem umfangreichen Artikel sogar: "Ist der Down-Syndrom-Test erst der Anfang?". Dort heißt es u.a.: "Theoretisch könnte mit diesem Verfahren sogar schon in wenigen Jahren das gesamte Genom des Ungeborenen entschlüsselt werden. Werden Eltern also in Zukunft tatsächlich schon zu Beginn der Schwangerschaft Auskunft darüber erhalten, ob ihr Baby ein Risiko hat, im Laufe seines Lebens an einer bestimmten Krebsart zu erkranken? Und wenn ja, ab welchem Risikograd wird man sich dann unter Umständen entscheiden, die Schwangerschaft abzubrechen?"