"Mit Herz am Hörer": Besuchsdienst per Telefon
Sonntag, 18.10.2015
Wer alleine lebt, tut das nicht immer freiwillig. Das gilt vor allem für ältere Menschen. Wenn der Lebenspartner gestorben ist, die Verwandtschaft weit weg wohnt und die Mobilität nachlässt, drohen viele Senioren zu vereinsamen.
Ein verlässlicher Gesprächspartner kann dafür sorgen, dass die Betroffenen den Kontakt zur Außenwelt nicht verlieren. Solche Gesprächspartner für Senioren vermitteln seit kurzem die Bochumer Seniorenbüros. Die Einrichtungen, die von der Stadt zusammen mit der Diakonie und dem Roten Kreuz betrieben werden, schulen und begleiten ehrenamtliche Anrufer, die dann per Telefon regelmäßig bei den älteren Menschen anrufen.
Die Aktion "Mit Herz am Hörer" sei ein Gewinn für beide Seiten, erklärt Christine Drücke, Diakoniemitarbeiterin beim Seniorenbüro Bochum-Mitte. Die Senioren könnten "mit jemandem reden, ohne dass immer irgendwer kommt, die Wohnung vielleicht aufgeräumt sein muss, ein Kaffee gekocht sein muss, weil man sich so schnell unter Druck setzt." Auch für die ehrenamtlichen Anrufer habe diese Art der Kommunikation viele Vorteile: "Denn auch die haben natürlich die Möglichkeit, von zu Hause zu telefonieren, haben keine Fahrwege, haben relativ wenig Aufwand dadurch und wir erreichen damit auch Ehrenamtler, die nicht mehr ganz so mobil sind, (...) die damit auch eine Möglichkeit haben, sich noch zu engagieren, ohne selber Auto fahren zu müssen."
Beim telefonischen Besuchsdienst lernen sich die potentiellen Telefonpartner zunächst einmal unverbindlich kennen. Wenn die Chemie stimmt, bilden sie ein festes Pärchen und vereinbaren einen festen Telefontermin in der Woche. Das schafft Verbindlichkeit und dient auch der Sicherheit. Wenn etwa eine Seniorin zur vereinbarten Zeit nicht erreichbar ist, könnte das zum Beispiel auf eine Krankheit oder einen Unfall hindeuten.
Der telefonische Besuchsdienst der Bochumer Seniorenbüros ist kostenlos, alle Gespräche werden vertraulich behandelt und können bei Bedarf auch in Englisch oder Türkisch geführt werden. Ähnliche Angebote gibt es auch in anderen NRW-Städten, so zum Beispiel in Leverkusen, Essen und in Lennestadt.