"Preacher", "Culpa" & Co.: Religion in TV-Serien

von Achim Stadelmaier

Sonntag, 20.08.2017

Priester mit violetter Stola in einer dunklen, alten Kirche
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Die Mini-Serie "Culpa – niemand ist ohne Schuld" mit Stipe Erceg in der Hauptrolle als Priester startete am 12. Juli 2017 im Pay-TV-Kanal "13th Street". Bild: 13th Street / Screenshot Youtube

In zahllosen Kinofilmen spielte Religion schon immer eine wichtige Rolle – in "Die Zehn Gebote" genauso wie in "Der Exorzist", "Dogma" oder "Der Himmel über Berlin". Jetzt entdecken auch immer mehr Fernsehserien das Thema für sich.

Religiös geprägte Hauptfiguren "in Serie" sind dabei in deutschen Produktionen eher die Ausnahme. Sie hatten bzw. haben allerdings großen Erfolg beim Publikum. Vielen unvergessen ist der Mehrteiler "Oh Gott, Herr Pfarrer" aus dem Jahr 1988 mit Robert Atzorn in der Hauptrolle als Pfarrer Hermann Wiegandt, der von seinem Schwiegervater die fiktive schwäbische Gemeinde Talberg übernimmt. Alle 13 Teile der Serie tragen Textstellen aus der Bibel als Titel. Aktuell ähnlich erfolgreich aber sehr viel langlebiger ist die ARD-Serie "Um Himmels Willen". Die Querelen zwischen den Nonnen des Klosters Kaltenthal und Bürgermeister Wöller bringen es seit dem Start 2002 auf inzwischen 16 Staffeln mit 200 Episoden (Stand Mai 2017).

Drei Mal so viele Folgen – nämlich über 600 – hat die Zeichentrickserie "Die Simpsons" aufzuweisen. Vater Homer, Mutter Marge, Sohn Bart und die Töchter Lisa und Maggie bilden zusammen mit über 300 anderen Figuren eine eigene Zeichentrick-Welt, die sich einen Spaß daraus macht, der wirklichen Welt einen Spiegel vorzuhalten. Dabei bekommt auch die Kirche immer wieder ihr Fett ab: der Glaube und die verschiedenen Religionen sind ständig wiederkehrende Themen der Serie.

So volkstümlich wie in den deutschen Produktionen und so heiter wie bei den Simpsons geht es in den aktuellen Serien der Streamingdienste nicht zu. Doch auch bei Netflix, Amazon und Co. spielen religiöse Figuren und Vorstellungen eine wichtige Rolle. Zum Beispiel in "Preacher", einer Serie, die auf einem Comic basiert: Es geht um Jesse, einen Prediger, der an Gott zweifelt und von einer mysteriösen Macht besessen ist. "The Young Pope" ist eine Serie, die mit besonders prominenter Besetzung aufwarten kann: Jude Law spielt den (fiktiven) Papst Pius XIII, den ersten US-Amerikaner auf dem Papststuhl. Unter der Regie von Oscarpreisträger Paolo Sorrentino bekommt der Zuschauer hier religiöse Machtspielchen im Vatikan zu sehen. "Culpa – Niemand ist ohne Schuld" schließlich ist eine deutsche Serie. Da geht es um einen Priester, dem in der Beichte Morde angekündigt werden. Filmtrailer und Infos zu diesen und vielen weiteren TV-Serien gibt es unter http://religioninserien.de/

Die aktuelle Häufung religiös geprägter Stoffe und Figuren liegt zum einen sicher an der schieren Menge der Serien, die in jüngster Zeit neu auf den Markt kommen. "Aber mit Priestern, geheimnisvollen Ritualen, Himmel, Hölle und Erlösung kann man eben auch einfach gute, spannende, manchmal auch provozierende Geschichten erzählen", meint Kirchenredakteur Achim Stadelmaier. "Und zum anderen bedienen diese religiösen Anleihen in Filmen immer auch ein menschliches Bedürfnis nach dem »mehr im Leben«: Was ist der Sinn? Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Und gibt es da vielleicht doch mehr als das, was wir sehen können?"

Sonntag, 20.08.2017