"Soldaten Christi": 150 Jahre Heilsarmee
Sonntag, 23.08.2015
Sie tragen Uniform, sind "Rekruten" oder "Offiziere" und sie sind in "Divisionen" organisiert. Doch die militärischen Begriffe täuschen, denn die Heilsarmee ist die wahrscheinlich friedlichste "Truppe" der Welt. Vor 150 Jahren wurde sie gegründet.
Ihre Wurzeln liegen im London des Jahres 1865. Damals predigte der Methodistenpfarrer William Booth in den dortigen Armenvierteln. Um die Not der Menschen zu lindern, richtete er Suppenküchen und Notunterkünfte ein und rekrutierte immer mehr Freiwillige. Diese kümmerten sich sowohl geistlich als auch materiell um die verarmten Menschen, die in den großen Kirchen nur bedingt willkommen waren. Mit der Zeit wurde aus der privaten Hilfsinitiative eine militärisch strukturierte Organisation: die Heilsarmee. Ihr christliches Credo beruht vor allem auf dem Dienst am Nächsten mit Wort und Tat. Ihren Auftrag beschreibt die Heilsarmee so: "Das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und menschlicher Not ohne Ansehen der Person zu begegnen".
Heute ist die Heilsarmee eine evangelisch geprägte Freikirche mit Gemeinden in aller Welt und zugleich eine soziale Organisation. Sie ist in über 120 Ländern und auch in mehr als 40 deutschen Städten aktiv. Die Gemeinden nennen sich "Korps", ihre Mitglieder "Soldaten" und die ausgebildeten Geistlichen haben den Rang eines "Offiziers". Wenn sie im Dienst sind, tragen die Heilssoldaten Uniformen. In der Gründungszeit diente diese einheitliche Kleidung dazu, Standesunterschiede unter den "Armeeangehörigen" vergessen zu machen und für andere als soziale Helfer erkennbar zu sein. Heute ist die Uniform Teil der 150jährigen Tradition.
Nach wie vor hilft die Heilsarmee sozial schwachen Menschen. Sie sammelt nicht nur Spenden, sondern unterhält Kinderheime, Schulen und Krankenhäuser, ist in der Wohnungslosenhilfe aktiv und leistet Katastrophenhilfe. Neben der sozialen Tätigkeit, die die rund 3.000 Heilsarmisten in Deutschland leisten, gibt es in den "Korps" auch ein kirchliches Leben mit Gottesdiensten, Seelsorge oder kirchlichem Unterricht.
Anders als in der evangelischen und katholischen Kirche kennt die Heilsarmee aber keinerlei Sakramente – auch nicht Abendmahl oder Taufe. Dafür legen die Soldaten alle ein Gelübde ab, das dem christlichen Glaubensbekenntnis ähnelt, erklärt Major Frank Honsberg von der Heilsarmee-Gemeinde Köln-Süd: "Unser eigenes Glaubensbekenntnis betont nur noch einmal ausführlicher, dass es eine persönliche Entscheidung für Jesus Christus braucht, um Teil der Kirche zu sein. Es reicht also nicht aus, da rein geboren zu werden oder durch bestimmte Rituale Teil der Kirche zu werden, sondern die persönliche Überzeugung und geistliche Erneuerung ist ausschlaggebend."
Die Heilsarmee ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), im Deutschen Komitee des Weltgebetstags und in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen. Wer sich in der Heilsarmee engagieren möchte, muss nicht unbedingt Mitglied sein. Alle Interessierten können auch ehrenamtlich helfen.