250 Jahre Anna Katharina Emmerick
Sonntag, 08.09.2024
Heute vor 250 Jahren wurde die Mystikern Anna Katharina Emmerick in Coesfeld geboren, vor 200 Jahren ist sie in Dülmen gestorben. Bischof Dr. Felix Genn feiert heute die heilige Messe zu ihrem Geburtstag auf der Freilichtbühne in Coesfeld ...
INFO: (pbm/mek). Gleich drei besondere Anlässe gibt es, um sich in diesem Jahr der seligen Anna Katharina Emmerick zu nähern. Vor 250 Jahren wurde sie in Coesfeld geboren, vor 200 Jahren ist sie in Dülmen gestorben, und vor 20 Jahren wurde sie in Rom seliggesprochen. „Mit zahlreichen Veranstaltungen möchten wir sie ins Heute holen und den Menschen präsentieren“, berichtet Angela Pund. Die stellvertretende Vorsitzende des Emmerick-Bundes hat gemeinsam mit zahlreichen weiteren Beteiligten ein umfangreiches Programm unter dem Leitwort „zerbrechlich und souverän“ auf die Beine gestellt. Die Spanne reicht dabei von spirituellen bis zu kulturellen Angeboten, die historische als auch aktuelle Themen aufgreifen. „Es sind Anregungsformate. Anna Katharina ist keine einfache Selige. Aber sie ist eine aktuelle Frau, die gegen Widerstände selbstbewusst ihren Weg gegangen ist, Mut hatte und durch ihre Gottessuche ein neues Gottesbild, das des liebenden Gottes, etabliert hat. Es war sensationell, wie sie ihrer Zeit voraus war“, sagt Peter Nienhaus, Pfarrer in Heilig Kreuz Dülmen. In der Heilig-Kreuz-Kirche befindet sich neben dem Grab der Seligen auch eine Gedenkstätte mit einer umfangreichen Ausstellung.
Von der Liebe sei ihr Leben getragen worden, und sie habe es darauf ausgerichtet. Nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. „Sie ist eine souveräne Frau gewesen. Und das in einer Zeit, in der es allerhand war, als Frau zu widersprechen“, fügt er hinzu. Sie habe in einer Schwellenzeit gelebt. „In einer Zeit, in der die Kirche an Glaubwürdigkeit verloren hat. Aber Anna Katharina Emmerick setzt der Institution eine Inspiration entgegen. Und genau das ist auch das Gebot von heute“, betont Nienhaus. Die Kirche habe die Aufgabe, Menschen auf den Weg zu bringen. Ihr müsse es um das Leben der Menschen gehen und nicht um ihr institutionelles Überleben. Emmerick habe in einer furchtbaren Zeit gelebt, in der die Menschen nicht nur gesundheitlich krank und zerbrechlich gewesen seien, sondern auch ihre Religiosität. „Aber Anna Katharina Emmerick hat über das Institutionelle auf eine göttliche Seite geschaut. In ihrem Leben ging es um Begegnung und Beziehung“, erläutert Pund und fügt hinzu: „Das braucht eine lebendige Übersetzung ins Leben hinein.“ Sie habe ihre Berufung gelebt und sei jedem Menschen auf Augenhöhe begegnet.
250 Statuen zum 250. Geburtstag der Seligen des Münsterlands: Zum 250. Geburtstag der als Mystikerin verehrten Anna Katharina Emmerick hat ihre Geburtsstadt Coesfeld 250 Statuen aufgestellt. Die goldenen und weißen Emmerick-Skulpturen des renommierten Künstlers Ottmar Hörl sind bis zum 13. September zu sehen. Die Installation steht unter dem Motto «Zwischen Himmel und Hölle». Nach Ende der Ausstellung können die rund einen halben Meter großen Figuren erworben werden. Für die Geschäftsführerin des Kunstvereins Münsterland, Jutta Meyer zu Riemsloh, steht Emmerick stellvertretend für die Menschen in der Gesellschaft, „die die aktuellen Lebensbedingungen als unerträglich empfinden, an ihnen erkranken und still und einsam leiden“. Bilder der Skulpturen auf der Website von Ottmar Hörl: https://www.ottmar-hoerl.de/de/blog/2024/08/AK_EMMERICK.php.
Emmerick-Jubiläumsjahr: Unter dem Leitwort „zerbrechlich und souverän“ lädt der Emmerick-Bund e. V. gemeinsam mit weiteren Akteuren zu einem vielfältigen Programm ein. Der Programm-Flyer >>> versammelt die Veranstaltungen – von spirituell bis kulturell, von historisch bis aktuell, von informativ bis kurzweilig. Das Programm bietet die Gelegenheit, in verschiedenen Formaten die vielfältigen Facetten einer charismatischen Frau kennenzulernen, die nach wie vor Menschen fasziniert und ihnen Wegbegleiterin ist. Auch die Pfarrei St. Viktor >>> lädt zu Veranstaltungen anlässlich des Jubiläumsjahres ein.
Aktuelle Termine:
- Sonntag, 8. September 2024: 8:00 Uhr ab Kreuzkirche, Dülmen. Geführte Radtour auf den Spuren von Anna Katharina Emmerick von Dülmen nach Coesfeld-Flamschen mit Besuch einer hl. Messe mit Diözesanbischof Dr. Felix Genn an der Freilichtbühne Coesfeld Veranstalter: Dülmen Marketing, Dauer: 6 bis 7 Std., Preis: 15 Euro pro Person, Teilnehmer: 10 bis 15 Personen, mit Anmeldung bei Dülmen Marketing, Tel. 02594 / 12345.
- Sonntag, 8. September 2024: Hl. Messe und Patronatsfest zum 250. Geburtstag der Sel. Anna Katharina Emmerick mit Diözesanbischof Dr. Felix Genn 11:00 Uhr an der Freilichtbühne Coesfeld
- Samstag, 14. September 2024: Pfarrfest zum Jubiläumsjahr Anna Katharina Emmerick in der Pfarrgemeinde Heilig Kreuz in Dülmen
- 17.08. - 15.09.2024: Heim[ART]“ - Birthday Celebrations. Kunstausstellung anlässlich der Jubiläen von Anna Katharina Emmerick und dem Heimatverein Dülmen in der Kulturwerkstatt Dülmen, Westring 20. Ausstellung: 17.08. - 15.09.2024, Öffnungszeiten: montags: 9.00 – 12.00 Uhr, mittwochs: 17.00 – 19.00 Uhr, freitags: 14.00 – 17.00 Uhr, samstags: 11.00 – 14.00 Uhr, sonntags: 12.00 – 15.00 Uhr, Führungen auf Anfrage: info@duelmen-kulturfoerdern.de.
- Sonderausstellung im Stadtmuseum Coesfeld: Das Stadtmuseum „DAS TOR“ Coesfeld lädt in Kooperation mit der Stadt Coesfeld und der Universität Münster zu der Sonderausstellung „Glaubenssache - Anna Katharina Emmerick und ihre Verehrung“ ein. Die Ausstellung beginnt am 31. August 2024 und endet am 9. Februar 2025. Öffnungszeiten: Mi: 16.00-19.00 Uhr, Sa und So: 14-17.00 Uhr
- Geburtshaus in Coesfeld-Flamschen: Wer das Geburtshaus von Anna Katharina Emmerick in Flamschen bei Coesfeld besuchen möchte, sollte sich bei Familie Steens anmelden: Tel. 02541 / 8468880 oder 0176 / 43000836
- Grab und Gedenkstätte in Dülmen: Das Grab von Anna Katharina Emmerick in der Heilig Kreuz, Kirche ist täglich, von 8:00 bis 17:00 Uhr zugänglich. Die Gedenkstätte ist an jedem Samstag von 15:30 bis 17:00 Uhr geöffnet. Ferner sind Besuche und Führungen in der Gedenkstätte nach Anmeldung im Pfarrbüro Heilig Kreuz möglich, Tel. 02594/2126.
Das komplette Programm zum Jubiläumsjahr auf der Homepage der Pfarrei Heilig Kreuz: www.heilig-kreuz-duelmen.de.
Anna Katharina Emmerick: Die Nonne und Mystikerin Anna Katharina Emmerick, geboren um den 8. September 1774 als Kind armer Kötter in der Coesfelder Bauerschaft Flamschen, wurde am 3. Oktober 2004 von Papst Johannes Paul II. in Rom seliggesprochen. Sie starb mit 49 Jahren am 9. Februar 1824 in Dülmen, ihr Gedenktag ist der 9. Februar.
Sie wuchs in einer frommen Familie auf, besuchte nur wenige Monate die Schule, wurde mit 13 Jahren Magd und Näherin. Statt einer vorteilhaften Heirat ging sie gegen den Wunsch der Eltern als Augustinerin in das Kloster Agnetenberg in Dülmen, wo sie am 13. November 1802 als Novizin eingekleidet wurde und ein Jahr später ihre feierliche Profess ablegte. Zahlreiche Krankheiten und Schmerzen fesselten sie ans Bett und Visionen ihrer Kindheit setzten sich hier fort: Sie wurde mit den Wundmalen Jesu gezeichnet und an jedem Freitag durchlitt sie die Passion Christi. Das öffentliche Aufsehen nahm zu und Untersuchungen des preußischen Staats suchten die „Mystikerin des Münsterlandes“ als Betrügerin zu entlarven.
Der Schriftsteller Clemens Brentano schrieb ihre Visionen 1819-1824 in Dülmen nieder und veröffentlichte sie als Bücher: Das bittere Leiden unsers Herrn Jesu Christi, das Leben der hl. Jungfrau Maria, das Leben Jesu sowie eine unvollendete Biographie der Anna Katharina Emmerick. Ihre Visionen vom Leiden Christi wurden mit allen Grausamkeiten in Mel Gibsons Film „Die Passion Christi“ (2004) dargestellt, der vollständig in Aramäisch, der Sprache Jesu, gedreht wurde. Ein erster Prozess zur Seligsprechung Anna Katharina Emmericks wurde 1892 eingeleitet, 1928 eingestellt, 1973 neu eröffnet und 2004 abgeschlossen.
Die Anna-Katharina-Gedenkstätte und ihr Grab befinden sich in der Heilig-Kreuz-Kirche in Dülmen, wo auch ein Anna-Katharina-Weg als Pilgerweg zu den Lebensstationen eingerichtet ist. Er verbindet als Rad- und Wanderweg die Lebensorte in Coesfeld, Flamschen und Dülmen.
Unser Gesprächspartner und Kontakt: Katholische Kirchengemeinde Heilig Kreuz, leitender Pfarrer: Peter Nienhaus, An der Kreuzkirche 10, 48249 Dülmen, Tel. 02594 / 2126, E-Mail: hlkreuz-duelmen@bistum-muenster.de, Internet: https://www.heilig-kreuz-duelmen.de/. Der Emmerick-Bund e.V. gibt zweimal im Jahr die Emmerickblätter heraus. Kontaktadresse: Emmerick-Bund e.V., An der Kreuzkirche 10, 48249 Dülmen, E-Mail: emmerick-bund@t-online.de. Internet: anna-katharina-emmerick.net.
„Die Emmerick“ und der Film „The Passion of the Christ“: Der vor 20 Jahren vielfach als echter Kino-Skandal empfundene Film von Mel Gibson, die Verfilmung der letzten zwölf Stunden im Leben von Jesus von Nazareth, wurde zu einem der erfolgreichsten religiösen und umstrittensten Filme aller Zeiten. Der nach dem Guinness-Buch der Rekorde „meistgesehene religiöse Film aller Zeiten“ spielte mit einem Budget von 30 Millionen US-Dollar mehr als 611 Millionen Dollar ein. Er stützt sich auf die von Brentano verfassten Visionen Anna Katharina Emmericks – wird sogar auf weite Strecken eher als Verfilmung von Emmerick/Brentano als eine Umsetzung der Evangelien angesehen.
Nach Angaben mehrerer Filmdienste (seit Juni 2016) arbeitet Mel Gibson an einer Fortsetzung seines Films „The Passion of the Christ“. Der nach dem Guiness-Buch der Rekorde „meistgesehene religiöse Film aller Zeiten“ spielte mit einem Budget von 30 Millionen US-Dollar mehr als 611 Millionen Dollar ein. Die nächste Folge soll den Titel „The Passion Of The Christ: Resurrection“ tragen und die biblische Wiederauferstehung des Messias zeigen. Den Angaben zufolge hat Randall Wallace, der mit Mel Gibson für „Braveheart“ (1995) zusammenarbeitete, das Drehbuch übernommen.
Jim Caviezel, Hauptdarsteller des ersten Teils, wird offensichtlich wieder in der Rolle von Jesus zu sehen sein. An seiner Seite spielen u.a. Maia Morgenstern (Maria), Christo Jivkov (Johannes), Francesco De Vito (Petrus). Caviezel versprach nicht weniger als „den größten Film aller Zeiten“: „Es gibt Dinge, die ich nicht verraten kann, die das Publikum schocken werden, es ist großartig“, schwärmte er USA Today vor: „Der Film, den Mel Gibson macht, wird der größte Film der Geschichte.“ Gibson, der bei der Passion die Regie selbst übernahm, wird den Film produzieren und ließ durchblicken, dass im Plot unter anderem auch die drei Tage, die zwischen dem Tod und der Auferstehung Jesu vergingen, inszeniert werden.
Damit dürften hier die von Clemens Brentano herausgegebenen Betrachtungen der Anna Katharina Emmerick (1774-1824) wieder eine wichtige Rolle spielen. Der Schriftsteller Brentano, geboren am 9. September 1778 in Ehrenbreitstein und einer der Hauptvertreter der sogenannten Heidelberger Romantik, zeichnete im westfälischen Dülmen ab 1818 sechs Jahre lang die Visionen der stigmatisierten Augustiner-Nonne an ihrem Krankenlager auf. Die Notizen in vierzig Foliobänden vermischten allerdings ihre Aussagen mit eigenen Anmerkungen und dichterischen Passagen – eine Erkenntnis, die zum Abbruch des ersten Seligsprechungsprozesses führten. Nach dem Tod der Emmerick (1824) lebte Brentano an wechselnden Orten, ab 1829 in Frankfurt, ab 1832 in Regensburg und ab 1833 in München. Er starb am 28. Juli 1842 in Aschaffenburg.
Der aus den Aufzeichnungen entstandene rund 400-seitige Band „Das bittere Leiden unseres Herrn Jesus Christus“ beschreibt die Vorbereitung und Durchführung des Begräbnisses, die Rückkehr vom Grab in die Stadt, die Gefangennahme von Joseph von Arimatäa, die Lage der Jünger und Marias, aber auch die sogenannte „Höllenfahrt“ Jesu, der als Lichtgestalt in die Vorhölle fährt. Sie wird von Emmerick als grüner Raum beschrieben, der von einer grauen, nebligen Sphäre umgeben und in verschiedene Kreise geteilt ist. Hier trifft Jesus, von Engeln geführt, auf die Seelen von Adam und Eva, Abraham und Moses über die der Patriarchen bis zu Johannes den Täufer, die von ihm erlöst werden. Die Hölle wird als graue, finstere Welt einem großen schwarzen und metallglänzenden Felsenbau geschildert. Die bösen Geister werden gefesselt, Luzifer ebenso - er soll „50 oder 60 Jahre vor dem Jahr 2000 nach Christus auf eine Zeitlang freigelassen werden“, schreibt Brentano: „Die Erzählende sprach in ekstatischem Zustande so viel als das: das erste Absteigen Jesu zur Vorhölle ist die Erfüllung früherer Vorbilder, und selbst wieder ein Vorbild, dessen Erfüllen das heutige Erlösen ist.“ Das Buch beschreibt weiterhin den Vorabend von der Auferstehung, die Befreiung des Joseph von Arimatäa, die Nacht vor der Auferstehung, die Auferstehung selbst, die Frauen am Grab und das Erscheinen Jesu und die Berichte der Grabwache. Schon jetzt dürfte klar sein: Die filmische Umsetzung wird zweifellos erneut für heftige Reaktionen sorgen.
Mehr: Björn Krondorfer: Mel Gibson's alter Ego: A Male Passion for Violence. In: CrossCurrents. Band 54, Nr. 1, 2004; Andreas Fasel: Dülmen goes to Hollywood - WELT. In: welt.de. 28. März 2004, abgerufen am 21. März 2024. Alle Filme von capelight pictures auf http://www.capelight.de/; mehr: #trailer #diepassionchristi #melgibson.
Video: THE PASSION OF THE CHRIST 2: Resurrection (2024) With Mel Gibson & Monica Bellucci
Stigmatisation: Auftreten von sichtbaren und spontan blutenden Wunden am Körper eines lebenden Menschen werden religiös als Wundmale Christi gedeutet. Mit Stigmata gezeichnet waren Schätzungen nach zwischen 100 und 300 Personen. Der erste von der katholischen Kirche anerkannte Fall ist der des Heiligen Franz von Assisi. Er hatte sich 1224 auf den Berg La Verna in der italienischen Toskana zurückgezogen, als Tag des Ereignisses wird in der Dreigefährtenlegende der 14. September 1224 angegeben, der Tag des Festes der Kreuzerhöhung. Franziskaner und Klarissen feiern dieses Ereignis als Eigenfest der Stigmatisierung des hl. Franziskus am 17. September. Seine Stigmatisation wurde aber erst mit seinem Tode bekannt.
Als erste Frau, die Stigmata erhalten haben soll, gilt Christina von Stommeln (1242–1312), deren Reliquien sich heute in Jülich befinden. Zu Stigmatisierten neuerer Zeit zählen Anna Katharina Emmerick, Maria von Mörl, Therese Neumann aus Konnersreuth, Juliana Weiskircher, Pater Pio und Marthe Robin. Verantwortlich für Stigmata scheint eine tiefe mystische Veranlagung, begleitet von Visionen, Askese und Ekstasen. Um selbstzugefügte Wunden auszuschließen, wurden von staatlichen und kirchlichen Behörden vielfach medizinische Untersuchungen angestellt. Die Kirche selbst begegnet dem Phänomen sehr zurückhaltend, auch ist Stigmatisation allein kein Grund für eine Heiligsprechung. Erklärungsversuche reichen über eine Vielzahl psychosomatischer Ursachen bis hin zur Feststellung eines Wunders.