50 Jahre Katakombenpakt

von Christof Beckmann

Sonntag, 08.11.2015

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Abbildung: Gebetszettel nach dem Ende des II. Vatikanischen Konzils aus der Serviten-Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt in Gelsenkirchen-Buer, Bonifacius Druckerei Paderborn

Gegen Ende des II. Vatikanischen Konzils, am 16. November 1965, unterzeichneten zunächst 40 Konzils-Bischöfe einen bemerkenswerten Pakt in der römischen Domitilla-Katakombe. 50 Jahre später hat der Katakombenpakt nichts an Aktualität verloren ...

INFO: Die Bischöfe griffen bei ihrer Initiative ein Leitwort auf das Johannes XXIII. auf, der in seiner Rundfunkansprache am 11. September 1962 vier Wochen vor der Eröffnung des Konzils von einer „Kirche der Armen“ gesprochen hatte. Sie verpflichteten sich darin auf den Einsatz für eine Kirche, die „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Armen und Bedrängten“ teilt (s. Konzilsdokument Gaudium et Spes, GS 1). Später schlossen sich 500 weitere Bischöfe aus der ganzen Welt diesem Pakt an. Zu den Erstunterzeichnern gehörten zwei Deutsche: Julius Angerhausen (1911–1990) - Weihbischof in Essen, am 22. August vor 25 Jahren gestorben - und der gebürtige Sauerländer Hugo Aufderbeck, Weihbischof in Erfurt. Als wesentlicher Initiator der Gruppe galt u.a. Hélder Câmara, damals gerade Erzbischof von Recife/Brasilien geworden.

Die 13 Selbstverpflichtungen wurden erstmals am 9. Dezember 1965, dem Tag nach dem feierlichen Abschluss des Konzils, von der französischen Tageszeitung Le Monde veröffentlicht. In deutscher Sprache erschienen sie erstmals 1969 in einer in Ost-Berlin erschienenen Biographie von Camilo Torres. In 13 Punkten formulierten sie ihre Selbstverpflichtung zu einem Leben in persönlicher Armut (Wohnung, Essen, Verkehrsmittel, Immobilien, Amtskleidung, Titel), zur Einbindung von Laien, zum politischen Einwirken auf nationaler und internationaler Ebene im Sinne von Armen und Benachteiligten. Sie beschlossen, mit eigenem Beispiel voranzugehen. Die Formel der „Option für die Armen“ mündete als zentraler Appell in das „Dokument von Medellin“ (II. Generalversammlung des Lateinamerikanischen Episkopats, Medellin, 24.8. - 6.9.1968), gefolgt von langen innerkirchlichen Auseinandersetzungen um die „Theologie der Befreiung“.

Zum 50. Jubiläum des Katakombenpaktes vom 11.-17. November 2015 wird bei einem internationalen Treffen in Rom u.a. der Mitautor der am 18. Juni 2015 erschienen Enzyklika "Laudato si", Erwin Kräutler sprechen, Bischof des flächenmäßig größten Bistums Brasiliens, Xingu. Die Versammlung wird mit einem Gottesdienst in den Domitilla-Katakom­ben enden. Weitere Infos zum Programm gibt es unter: www.pro-konzil.de

LINKS: Text des Katakombenpakts in deutscher Übersetzung unter http://www.pro-konzil.de/katakombenpakt-fur-eine-dienende-und-arme-kirche/, Katakombenpakt - Für eine arme, machtlose und prophetische Kirche. Der erste Film der DVD "Verzeiht uns unsere Träume", Film auf Youtube, Veröffentlicht am 7. September 2012 unter https://www.youtube.com/watch?v=j50G4ZthIBc

Sonntag, 08.11.2015