60 Jahre Mauerbau: Als Christin leben in der DDR
Sonntag, 22.08.2021
28 Jahre lang war Berlin durch die Mauer geteilt: Am 13. August 1961 wurden quer durch die ganze Stadt 155 km Stacheldraht und eine Betonmauer mit einer durchschnittlichen Höhe von 3,6 m errichtet. Bis zum Mauerfall 1989 starben allein hier 171 Menschen.
Nach Gründung der beiden deutschen Staaten 1949 und mit den beginnenden wirtschaftlichen und politischen Repressalien in der DDR sowie dem Aufschwung im Westen verlassen immer mehr, vor allem junge und hoch qualifizierte Menschen die DDR. Zwischen 1949 und dem Bau der Mauer 1961 kommen ca. 2.6 Millionen DDR-Bürger in den Westen. Am 26. Mai 1952 beschließt der Ministerrat der DDR die Sicherung der Interzonengrenze und die Einrichtung eines Schutzstreifens sowie eines 5-km-Sperrgebietes vor der Interzonengrenze zu Westdeutschland. Die Grenze nach Westdeutschland ist dicht. Auch wenn eine Flucht zu diesem Zeitpunkt noch möglich ist, so wird sie doch von Jahr zu Jahr immer gefährlicher.
Wesentlich ungefährlicher ist dagegen die Flucht in den Westen über Berlin. Zwar finden auch an den Sektorengrenzen in Berlin Kontrollen statt, aber die Gefahr erwischt zu werden ist gering. Um ein Ausbluten der DDR durch den wachsenden Flüchtlingsstrom zu vermeiden und das kommunistische System in der DDR zu erhalten, sieht die DDR-Regierung nur einen Weg: Die Sektorengrenze von Ost-Berlin nach West-Berlin muss geschlossen werden. In der Nacht vom 12. zum 13. August 1961 wird die Berliner Mauer errichtet.
Es ist ein Wochenende und die meisten Berliner schlafen schon, als die DDR-Regierung beginnt, die Grenze zu schließen. DDR-Grenztruppen reißen Straßen auf und errichten Stacheldrahtzäune. Straßen, die Eisenbahn, S-Bahn-Linien werden unterbrochen, U-Bahnhöfe geschlossen, und sogar Friedhöfe werden nicht verschont. In den frühen Morgenstunden des Sonntags ist die meiste Arbeit bereits getan: Die Grenze um Westberlin ist geschlossen. Nichts wird vergessen, und den DDR-Bürgern wird es bis 1989 nicht erlaubt sein, in den Westen zu reisen. Zwischen dem 13.8.1961 und dem 9.11.1989 starben allein an der Berliner Mauer 171 Menschen. Entlang der gesamten deutsch-deutschen Grenze waren es mehr als 750. Mehr Infos unter http://www.berlinermaueronline.de
Während der 40jährigen Herrschaft der SED hat sich die Rolle der Kirchen in der DDR immer wieder verändert: In der Phase der DDR-Staatsgründung in den 50er Jahren warfen Geistliche wie der evangelische Bischof von Berlin/Brandenburg, Otto Dibelius, dem SED-Regime noch vor, statt eines braunen nun einen roten Nationalsozialismus etablieren zu wollen. Aus dieser offenen Opposition, die für die Demokratie als Staatsform eintrat, wurde im Laufe der Jahre – auch bedingt durch den massiven Druck des DDR-Staates – eine "Minderheitenkirche". Sie blieb aber immer ein Fluchtpunkt und Schutzraum, z.B. für politisch Verfolgte, und entwickelte sich gegen Ende der SED-Herrschaft zum Sammelbecken verschiedenster oppositioneller Kräfte. Oppositionsgruppen wie das „Neue Forum“, „Demokratie Jetzt“ und „Demokratischer Aufbruch“ wären ohne den Schutz der Kirche wohl nicht denkbar gewesen.
Ähnliches gilt für die berühmten "Montagsdemonstrationen", die sich ab dem 4. September 1989 regelmäßig nach den Friedensgebeten in der Leipziger Friedenskirche formierten. Ihr Beispiel machte in den Wochen darauf auch in anderen DDR-Städten Schule und gipfelte in der Massendemonstration am 4. November 1989 in Berlin, an der eine Million Menschen teilnahmen. Zwei Tage später präsentierte das SED-Regime ein neues Reisegesetz, das wegen seiner restriktiven Auslegung heftig kritisiert wurde und schließlich zum Rücktritt des DDR-Ministerrates führte. Die von Günther Schabowski am 9. November präsentierte Neufassung bedeutete faktisch die Öffnung aller DDR-Grenzübergänge und damit nach 28 Jahren das Ende der deutsch-deutschen Teilung.
Die deutsch-deutsche Grenze in Zahlen: 1400 Kilometer lang, 3000 Kilometer Zäune, 200 Kilometer Mauer, 800 Kilometer Kfz-Sperrgraben, 1800 Kilometer Kolonnenweg, 850 Wachtürme, 1,2 Millionen Tonnen Beton, 700.000 Tonnen Eisen. (Quelle: NITRO-Magazin, Juli 2011)