76.000 Polizisten im Einsatz angegriffen
Sonntag, 12.11.2023
Laut einer Umfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland unter allen 16 Bundesländern wurden im vergangenen Jahr bundesweit 80.000 Rettungskräfte, Feuerwehrleute und Polizisten im Einsatz behindert oder sogar angegriffen. Die meisten Fälle gab es in NRW.
Bundesweit am stärksten gefährdet sind nach den Ergebnissen der Umfrage Polizeibeamte: 76.000 von ihnen sind im vergangenen Jahr während eines Einsatzes selbst Opfer einer Straftat geworden. Ihnen folgen mit weitem Abstand auf Platz 2.100 Rettungskräfte wie Sanitäter, Notärzte oder THW. Außerdem wurden weitere 1.000 Attacken auf Feuerwehrleute registriert. Gegenüber früheren Jahren zeige sich eine steigende Tendenz, so das Redaktionsnetzwerk.
Bei den Straftaten gegen Polizeibeamte belegt Nordrehin-Westfalen unter allen Bundesländern den traurigen Spitzenplatz. Mit 20.163 Angriffen entfallen ein Viertel aller gemeldeten Fälle auf NRW. Wie der Evangelische Pressedienst (epd) am 18.9.2023 meldete, handelte es sich bei 795 Fällen in NFRW „um schwere oder gefährliche Körperverletzung. 12.152 Fälle oder 60 Prozent der Angriffe waren »Widerstandshandlungen« ohne Verletzung der Polizisten. Schwer verletzt wurden zudem 31 Feuerwehrleute und 64 sonstige Rettungskräfte in NRW.“
Knapp hinter Nordrhein-Westfalen liegt laut epd das Land Bayern. Hier wurden „6.502 Polizisten Opfer eines tätlichen Angriffs, 4.532 Polizisten Geschädigte von Widerstand und 5.364 von Beleidigungen. Insgesamt gab es in Bayern 19.057 Fälle.“ Das Bundesinnenministerium hat auf die zunehmenden verbalen und körperlichen Attacken auf Einsatzkräfte mit einer Internetkampagne reagiert. Unter dem Motto "Zusammen für mehr Respekt" wird darin um mehr Respekt für Polizisten und andere Einsatzkräfte wie Rettungssanitäter, Feuerwehrleute und Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks geworben. Mehr unter www.mehr-respekt.de
Eine zunehmende Gewaltbereitschaft gegenüber Polizeibeamten beobachtet auch Andreas Dombrowski. Er ist seit über 20 Jahren Polizeiseelsorger in Gelsenkirchen und sagt: „Es ist vor allem verbale Gewalt, aber es kann auch mal sein, dass ein Polizist geschubst wird. Und was natürlich besonders schlimm ist: Es gibt auch manchmal Fälle - die hab ich auch schon erlebt - dass eben auch mit Messer oder anderen Gegenständen Polizisten angegriffen und schwer verletzt werden.“
Diese Gewalterfahrungen treffen die Polizisten meist völlig unerwartet. Deshalb sind die Beamten nach solchen Einsätzen entsprechend aufgewühlt – und suchen dann das Gespräch mit dem Polizeiseelsorger, erzählt Dombrowski: „Die sind froh, dass sie jemanden haben, mit dem sie da reden können, weil, das sind ja alles Einsätze, da rechnet man ja nicht mit, das kann man auch nicht üben.“ Manchmal reicht schon ein Gespräch, manchmal begleitet der Polizeiseelsorger die Traumatisierten aber auch über Wochen und Monate. Was dort gesagt wird, unterliegt der Schweigepflicht, selbst wenn es sich um strafrechtlich relevante Dinge handeln sollte.
Mehr unter https://polizeiseelsorge-nrw.de/ (ev.). Hier geht es zur katholischen Polizeiseelsorge