Gottesdienste für Demenzkranke
Sonntag, 26.01.2014
Es beginnt oft schleichend mit kleinen Erinnerungslücken. Am Ende erkennen Demenzkranke nicht mal mehr ihre eigenen Familienangehörigen. Stoppen lässt sich die Krankheit nicht, aber gegen die Ausgrenzung der Betroffen kann man durchaus etwas tun ...
Bundesweit leiden 1,4 Millionen Menschen an einer dementiellen Erkrankung, jedes Jahr kommen etwa 300.000 neue Fälle dazu. Die kirchlichen Pflegedienste kennen das Problem schon seit vielen Jahren. Neuerdings stellen sich aber auch Kirchengemeinden darauf ein und entwickeln spezielle Gottesdienstangebote für Demenzkranke und ihre Angehörigen.
Oft spüren die Betroffenen schon in einem frühen Stadium ihrer Erkrankung, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Namen und Gesichter zuzuordnen oder längeren Gesprächen zu folgen, fällt ihnen zunehmend schwerer. Demenzkranke ziehen sich deshalb häufig zurück und verlieren so viele soziale Kontakte. Über den Gottesdienst als Brücke lassen sich solche Kontakte wieder herstellen oder neu beleben – zum Beispiel über einen Fahrdienst, der die Menschen telefonisch erinnert, sie zum Gottesdienst abholt und auch wieder nach Hause bringt.
Bei der Gottesdienstgestaltung selbst wird auf die Bedürfnisse und kognitiven Fähigkeiten der Demenzkranken besondere Rücksicht genommen. Auch wenn deren Kurzzeitgedächtnis schon geschädigt ist, können viele Demenzkranke immer noch auf Erinnerungen aus ihrem Langzeitgedächtnis zurückgreifen. Diesen Umstand nutzen die Gottesdienstplaner und greifen zum Beispiel bei der Text- und Musikauswahl ganz bewusst auf alte, gut bekannte Inhalte zurück, wie etwa das "Vaterunser" oder Kirchenlieder wie "Großer Gott wir loben Dich".
Die Wirkung bei den Betroffenen ist oft erstaunlich, berichtet Antje Koehler, die entsprechende Gottesdienste in der evangelischen Thomaskirche in Köln begleitet: "Auch wenn ich die Nummer im Gesangbuch nicht finde und gar nicht genau im Moment weiß, wo bin ich hier, was passiert hier, aber dann erklingt die Orgel und ich stimme mit ein und merke, ich konnte drei Strophen von `Oh du Fröhliche´ mitsingen, und die Menschen richten sich wieder auf und man sieht ihnen an, was das für ein Moment der Stärkung, manchmal auch der Überraschung und des kleinen Glücks für sie bedeutet."
Näheres über die Kölner Gottesdienste für Menschen mit und ohne Demenz erfahren Sie bei Annette Scholl, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Evangelische Gemeinde Köln, Telefon: 0221 / 92 58 46 15. Im Juni 2014 ist erneut ein solcher Gottesdienst in der evangelischen Thomaskirche geplant, bereits im Mai feiert die Kirchengemeinde Heilige Familie einen katholischen Gottesdienst für Demenzkranke. Entsprechende Angebote gibt es darüber hinaus z.B. auch in den evangelischen Kirchengemeinden Düsseldorf-Unterrath (Petruskirche) und Düsseldorf-Bilk (Luther-Kirchengemeinde) sowie in einigen Altenzentren der Diakonie Ruhr. Ob und wo es Gottesdienste für Demenzkranke in Ihrer Nähe gibt, können Sie über Ihre örtliche Kirchengemeinde, den Kirchenkreis oder das Bistum erfragen.