Auf den Spuren des Nikolaus
Sonntag, 01.12.2013
Alle Jahre wieder am 6. Dezember kommt Besuch ins Haus, dann ist nämlich Nikolaustag. Wir haben uns gefragt: Wer IST dieser Mann eigentlich und woher kommt er überhaupt? Joachim Gerhardt ist für uns mal auf Spurensuche gegangen ...
Seit dem Mittelalter ist der Namenstag des heiligen Nikolaus am 6. Dezember ein Tag der Kinder. Der historische Nikolaus wirkte als Bischof in Myra in der heutigen Türkei und war für seine Mildtätigkeit bekannt. Der auch als Freund der Kinder geltende Heilige starb um das Jahr 350, vermutlich an einem 6. Dezember. Seine Gebeine sollen 1087 von italienischen Seeleuten aus dem inzwischen islamisch gewordenen Myra – dem heutige Demre - geraubt und nach Bari in Apulien gebracht worden sein.
Im mittelalterlichen Abendland wurde St. Nikolaus für Schüler, Liebende und Heiratswillige, aber auch Diebe und Mörder zum Nothelfer in allen möglichen Lebenslagen. Seefahrern galt er ebenfalls als Patron und Helfer bei Gefahren auf See. In vielen Hafenstädten gibt es Nikolauskirchen, in Norddeutschland "Nikolai"-Kirchen. In zahlreichen Legenden wird sein Einsatz zum Wohle der Kinder geschildert.
In so genannten Nikolausspielen mussten die Kinder Rechenschaft über ihr Verhalten im vergangenen Jahr ablegen. Wer "artig" war, wurde vom Nikolaus mit "Apfel, Nuss und Mandelkern", heute eher mit Süßigkeiten, belohnt. Für die anderen hielten die Nikolaus-Begleiter – je nach Landschaft Knecht Ruprecht, Pelznickel, Hans Muff oder Krampus - die Rute bereit.
„Sind´s gute Kind´, sind´s böse Kind?“ - so ließen die Erwachsenen noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts den autoritären Nikolaus am 6. Dezember fragen. Aber spätestens mit dem Beginn der antiautoritären Erziehung in den 1970er Jahren hat sich die Angst einflößende Respektsperson Nikolaus von einem pädagogischen Hilfsmittel mehr und mehr zu einem Kinderfreund gewandelt. Auch sein Aussehen hat sich verändert: Aus der historischen Figur des heiligen Nikolaus mit Bischofsmantel, Mitra und Bischofsstab entwickelte sich im 19. Jahrhundert mit der Verweltlichung der Nikolausbräuche die Figur des Weihnachtsmannes: Seine Markenzeichen - rotes Gewand mit weißem Pelzbesatz - erinnern nicht von ungefähr an die Farben des Soft-Drink-Herstellers Coca-Cola.
An Niederrhein und Maas besaß der Nikolaustag ursprünglich sogar einen höheren Stellenwert als das Weihnachtsfest: Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein fand dort die Bescherung durch den Sinter Klaas am Abend des 5. Dezember durch halb geöffnete Türen und Fenster statt. Und bis in die 1940er Jahre hinein fanden die Kinder als Gaben Nüsse, Äpfel, Plätzchen, Schulsachen oder warme Kleidung - aber selten Spielzeug. Übrigens: Für Kinder, die an den Nikolaus schreiben möchten, hat die Deutsche Post in verschiedenen Orten extra Sonderpostämter und Sekretariate eingerichtet - unter anderem in 16789 Himmelpfort ; 21709 Himmelpforten ; 51766 Engelskirchen und 97267 Himmelstadt.