Afghanistan: Besuch im Camp Marmal
Sonntag, 10.01.2016
Aufstockung statt Abzug: Mitte Dezember 2015 hat der Bundestag beschlossen, den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan zunächst bis Ende 2016 zu verlängern und die Truppenstärke um 130 Mann auf dann 980 Soldaten zu erhöhen.
Das im Norden Afghanistans gelegene deutsche "Camp Marmal" acht Kilometer östlich von Masar-i Scharif bleibt damit bis auf weiteres in Betrieb. Im Rahmen der seit 1.1.2015 laufenden NATO-Mission "Resolute Support" beteiligt sich die Bundeswehr dort an der Ausbildung und Beratung der afghanischen Armee. Insgesamt sind bei dieser Mission rund 12.000 Soldaten aus 40 Ländern im Einsatz. Ursprünglich war geplant, dass sich die internationalen Truppen im Laufe des Jahres 2016 aus der Fläche in die Hauptstadt Kabul zurückziehen und Afghanistan dann im darauffolgenden Jahr ganz verlassen sollten. Aufgrund der angespannten Sicherheitslage in verschiedenen Teilen des Landes und der zeitweisen Eroberung der Stadt Kundus durch die Taliban Ende September 2015 wurde diese Strategie jedoch geändert.
Einem Bericht des Nachrichtensenders n-tv zufolge räumte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen Mitte Dezember 2015 ein, dass sich die NATO bei ihren Abzugsplänen "verschätzt" habe: "Der ursprüngliche Plan war zu ehrgeizig, er war zu schnell. Es hat die Taliban ermutigt." Der Abzug müsse sich nun alleine an der Lage und nicht mehr an starren Zeitlinien orientieren. Bei der jüngsten Abstimmung über die Verlängerung des Bundeswehrpräsenz in Afghanistan hatte die Bundesregierung zudem deutlich gemacht, "dass sie ein Ende des Einsatzes derzeit für nicht absehbar hält."
Die Wurzeln dieses Einsatzes reichen weit zurück: Nur knapp einen Monat nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center und das Pentagon griff eine Koalitionsstreitmacht unter Führung der USA am 7. Oktober Ziele in Afghanistan an. Erst 13 Jahre später – zum 31.12.2014 – wurde der Kampfeinsatz offiziell beendet und durch die Trainingsmission "Resolute Support" abgelöst. Während des 13 Jahre dauernden Einsatzes wurden 3.485 NATO-Soldaten, darunter auch 55 deutsche, getötet.