Allerheiligen

von Christof M. Beckmann

Mittwoch, 01.11.2023

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Zur Auferstehung berufen: Christus auf einem byzantinischen Fresko in der Chora-Kirche in Istanbul (1077-1081), seit 1958 Museum, 2020 wieder in eine Moschee umgewandelt (Foto: KIP)

Leuchtende Kürbisköpfe, Gruselpartys und Geisterumzüge: Halloween sieht man bei Kirche inzwischen gelassener als früher. Es bleibt eh das „Allerheiligenfest“. Gefeiert wird es wie ein Sonntag, nachmittags geht es auf die Friedhöfe ....

INFOS: Halloween war gestern, das Fest der leuchtenden Kürbisköpfe, Gruselpartys und Geisterumzüge. Es wird immer in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November gefeiert. In den USA ist es so beliebt wie etwa der Karneval im Rheinland, die Ursprünge des Festes liegen aber auf dem europäischen Kontinent. Erste Belege finden sich im 18. Jahrhundert vor allem in Irland und Schottland, wo am Vorabend von Allerheiligen („All Hallows' Eve“) zu Festessen eingeladen wurde. Aus „All Hallow´s Evening" wurde dann „Halloween". Ausgewanderte Iren machten das Fest Mitte des 19. Jahrhunderts in den USA populär - samt ausgehöhlten Kürbissen vor den Haustüren, die auf die Legende von Jack O´Lantern zurückgehen, der mit dem Teufel einen Pakt schloss und bis zum Ende aller Tage ruhelos umherstreifen muss.

„Allerheiligen“ ist nach dem gestrigen Reformationstag und vor dem morgigen „Allerseelentag“ in NRW gesetzlicher Feiertag, auch in Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Der Tag gilt als „stiller Feiertag“ mit strengen Bestimmungen zum Feiertagsschutz.

Die Ursprünge des Allerheiligenfestes finden sich in der jungen Kirche, wo man bereits im 4. Jahrhundert innerhalb des Osterfestkreises ein Gedächtnis aller Märtyrer, der Blutzeugen für den Glauben, beging. Ephräm der Syrer und Johannes Chrysostomus berichteten vom Fest aller heiligen Märtyrer am 13. Mai bzw. am 1. Sonntag nach Pfingsten. Papst Bonifatius IV. legte im Jahr 610 das Fest anlässlich der Weihe des Pantheons in Rom zur „Kirche der heiligen Jungfrau Maria und aller heiligen Märtyrer“ auf den 13. Mai. Gregor III. dehnte es auf die Feier aller Heiligen aus, und Gregor IV. ordnete es schließlich als „Fest aller Heiligen“ im Jahr 835 für die Gesamtkirche an. Seither wird es am 1. November begangen, erinnert aber nicht nur an die offiziell Heiliggesprochenen, sondern an alle, die als Christen gelebt haben – ob man sie kennt oder nicht.

In der Katholischen Kirche wird Allerheiligen heute wie der Sonntag mit seinen Messen gefeiert, viele nutzen traditionell den Nachmittag und Vorabend von Allerseelen morgen schon heute zum Gang auf den Friedhof. Bei Prozessionen werden die kerzengeschmückten Gräber mit Weihwasser besprengt - Zeichen für das Leben und den Glauben an die Auferstehung. Der Allerseelentag, 2. November, etablierte sich 998 vom französischen Benediktinerkloster Cluny aus, als Abt Odilo das festliche Gedächtnis aller Verstorbenen für den 2. November für alle ihm unterstellten Klöster anordnete. 1006 wurde dieser Gedenktag durch Papst Johannes XVIII. für die ganze Kirche verbindlich erklärt.

Messtexte heute: Die Texte in den katholischen Messen sprechen heute von den Seligpreisungen der Bergpredigt nach dem Matthäus-Evangelium (Mt 5, 1–12a). Es wird vermutet, dass die kürzere Form der Seligpreisungen bei Lk (6, 20–23) die ursprünglichere ist. Alle Messtexte im SCHOTT

Selig- und Heiligsprechungen: Die Heiligsprechung ist in der katholischen Kirche eine feierliche Erklärung des Papstes über das vorbildlich christliche Leben eines Menschen und über seine endgültige Aufnahme zu Gott. Nach dieser „Kanonisation“, die während eines Festgottesdienstes vollzogen wird, darf die betreffende Person weltweit verehrt werden. Der Heiligsprechung geht ein kirchlicher Prozess voraus, der über mehrere Instanzen führt. Dabei muss nachgewiesen werden, dass durch die Fürsprache des oder der Betroffenen Wunder geschehen sind. Das gilt allerdings nicht für Menschen, die als Märtyrer, also wegen ihres Glaubens, gestorben sind.
Vor einer Heiligsprechung steht die Seligsprechung. Bei ihr stellt die katholische Kirche durch das Urteil des Papstes fest, dass eine verstorbene Person vorbildlich aus dem Glauben gelebt hat und Christus in besonderer Weise nachgefolgt ist. Aus der positiven Beurteilung durch die vatikanische Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen ergibt sich die offizielle Empfehlung, diese als Vorbild und als Fürsprecher bei Gott anzunehmen. Zugelassen ist hier nur eine regionale Verehrung des Seligen. Das Gesamtverzeichnis der Seligen und Heiligen der katholischen Weltkirche („Martyrologium romanum“) nennt rund 7.000 namentlich bekannte Selige und Heilige. Streng genommen sind trotz offizieller Selig- und Heiligsprechungen durch den Papst aber auch nach katholischem Verständnis alle Getauften heilig, weil sie geheiligt worden sind durch Jesus Christus.

Mittwoch, 01.11.2023