Alles fängt im Kleinen an - auch der Frieden
Sonntag, 04.08.2024
Eigentlich wollten die Kinder der Klasse 3B an der der Spitalhof-Gemeinschaftsschule in Ulm an einer Demo gegen Rechtsextremismus teilnehmen. Daraus wurde am Ende ein groß angelegtes Projekt zum Thema Frieden.
Unterstützt von ihrer Lehrerin haben die Kinder im Unterricht u.a. Plakate gemalt und einen eigenen „Friedenspodcast“ aufgenommen. Für Louis bedeutet Frieden: „Gar kein Krieg auf der Welt, keine Waffen mehr.“ Erin meint: „Für mich ist Frieden, freundlicher miteinander zu sein“ und „dass die anderen Menschen genug Essen, Geld und zu trinken haben“, ergänzt Adla. Das Fazit der Klasse: Frieden ist für alle wichtig - egal ob groß oder klein. Und Elina hofft, dass Beispiel ihrer Klasse Schule macht und sich auch andere Kinder mehr für den Frieden einsetzen: „Wir brauchen ein gutes Zusammenleben, damit alle glücklich sind, und es fängt auch schon an der Schule an: Wenn wir als Kinder schon dieses Projekt machen und damit anfangen, friedlich zu sein – wir sind die Kinder und irgendwann werden wir auch erwachsen, dann wird die Welt vielleicht auch ein bisschen friedlicher, weil es fängt ja am Anfang immer alles klein an“
Das Wort "Frieden" stammt übrigens aus dem althochdeutschen „fridu“, was so viel wie Schutz, Sicherheit oder Freundschaft aber auch Glück oder Wohlergehen bedeutet. Diese Umschreibungen implizieren eine Abwesenheit von Konflikt und eine Anwesenheit von Harmonie und Wohlwollen. Auch das hebräische Wort „Shalom“, das in der Bibel für Frieden steht, geht weit über die bloße Abwesenheit von Krieg und Konflikt hinaus. Es umfasst Wohlstand, Gesundheit, Gerechtigkeit und eine harmonische Beziehung zu Gott und den Mitmenschen.
Im Alten Testament ist „Shalom“ ein Zustand, den Gott für sein Volk wünscht. In Jesaja 9,6 wird der Messias als „Fürst des Friedens“ bezeichnet, der kommen wird, um dauerhaften Frieden zu bringen. In den Psalmen wird oft für Frieden gebetet und ihm eine hohe Bedeutung beigemessen (z.B. Psalm 122,6-7). Im Neuen Testament wird der Frieden durch Jesus Christus verkörpert. In der Bergpredigt sagt Jesus: „Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen“ (Matthäus 5,9). Auch in den Briefen des Paulus wird der Friede Gottes oft erwähnt, insbesondere in Philipper 4,7: „Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.“
Seit Jahrhunderten haben sich auch Philosophen mit dem Thema Frieden beschäftigt. Zu ihnen gehört u.a. Immanuel Kant (1724 – 1804). In seinem Werk „Zum ewigen Frieden“ skizziert Kant die Bedingungen für einen dauerhaften Frieden zwischen den Nationen. Er fordert eine Föderation freier Staaten, die auf Rechtsstaatlichkeit und gegenseitigem Respekt basieren. Der niederländische Philosoph Baruch Spinoza (1632 -1677) sah den Frieden nicht nur als Abwesenheit von Krieg, sondern als eine Tugend, die aus einem Zustand der Vernunft und der Harmonie mit der Natur hervorgeht. Für Spinoza ist echter Frieden eine innere Gelassenheit, die durch die Erkenntnis der wahren Natur der Dinge erreicht wird.
Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778) wiederum argumentierte, dass Frieden nur durch eine gerechte und faire Gesellschaftsordnung erreicht werden kann. In seiner Schrift „Vom Gesellschaftsvertrag“ betont er, dass nur durch die Freiheit und Gleichheit aller Bürger wahrer Frieden möglich ist. Ein moderner Denker und Aktivist, der sich intensiv mit Frieden auseinandergesetzt hat, ist Mahatma Gandhi. Seine Philosophie der Gewaltlosigkeit („Ahimsa“) und der Wahrheit („Satyagraha“) war nicht nur politisch, sondern auch spirituell motiviert. Gandhi glaubte, dass echter Frieden nur durch Gerechtigkeit, Liebe und Gewaltfreiheit erreicht werden kann.