Alltag in Israel: Bunker und Raketen
Sonntag, 13.10.2024
Am 7. Oktober 2023 startete die islamistische Terrororganisation Hamas eine großangelegte militärische Offensive gegen Israel, bei der rund 1.200 Zivilisten ermordet und 250 weitere als Geiseln entführt wurden. Seitdem eskaliert die Gewalt fast täglich.
Die Operation der Hamas, die als „Al-Aqsa-Sturm“ bezeichnet wurde, begann frühmorgens am 7.10.2023 mit massiven Raketenangriffen auf verschiedene Städte in Israel, gefolgt von bewaffneten Kämpfern, die die israelische Grenze überwanden, vor allem durch den Gazastreifen. Die Angriffe führten zu massiven Verlusten auf israelischer Seite. Israel reagierte daraufhin schnell mit massiven Gegenschlägen im Gazastreifen, was zu intensiven Bombardierungen der von der Hamas kontrollierten Gebiete führte. Tausende von Menschen, sowohl auf israelischer als auch auf palästinensischer Seite, wurden seitdem verletzt oder getötet.
Im Zuge dieser Eskalation spitzte sich die Lage auch an Israels nördlicher Grenze zu. Die Hisbollah, eine schiitische Miliz mit Sitz im Libanon, die enge Verbindungen zum Iran hat, begann ebenfalls, Israel mit Raketen zu beschießen, was zu einer Eskalation der Spannungen im Norden führte. 60.000 israelische Zivilisten wurden wegen der Angriffe aus dem Norden des Landes evakuiert. Die Hisbollah versuchte, ihre Unterstützung für die palästinensische Sache zu zeigen und Israel an zwei Fronten zu beschäftigen. Israel antwortete auch im Norden mit gezielten Luftangriffen und Artilleriebeschuss, um mögliche größere Angriffe von Seiten der Hisbollah zu unterbinden.
Der Konflikt führte zu einer erheblichen humanitären Krise, besonders im Gazastreifen, da die israelischen Gegenangriffe auch zivile Infrastruktur wie Krankenhäuser und Wohngebäude trafen. Israel verhängte eine vollständige Blockade des Gazastreifens, um den Nachschub an Waffen für die Hamas zu unterbinden, was die ohnehin schon prekäre Versorgungslage der Bevölkerung weiter verschärfte.
Inzwischen hat sich auch die militärische Situation in der Region weiter zugespitzt. Mithilfe von technisch manipulierten Pagern und Walkie Talkies gelang es (mutmaßlich) dem israelischen Geheimdienst, zahlreiche Hamas- und Hisbollah-Kämpfer durch ferngesteuerte Explosionen zu verletzen oder zu töten. Durch gezielte Tötungen und Bombardements wurden außerdem wichtige Führungspersonen der beiden islamistischen Terrorgruppen eliminiert – darunter auch der Generalsekretär der Hisbollah, Hassan Nasrallah, der auch als spiritueller Führer der libanesischen Schiiten galt.
Der Iran regierte darauf schließlich mit einem massiven Raketenangriff, bei dem etwa 180 ballistische Raketen auf israelisches Gebiet und dortige militärische Ziele abgeschossen wurden. In Zusammenarbeit mit US-Streitkräften gelang es Israel, die meisten Raketen abzuwehren und zu zerstören. Dennoch war der Angriff eine deutliche Eskalation, die von iranischer Seite als Vergeltung für die Tötung führender Hamas- und Hisbollah-Kommandeure erklärt wurde.
Die israelische Regierung hat unterdessen betont, dass der Angriff "Konsequenzen" haben werde, und Premierminister Netanyahu erklärte, dass Iran einen "großen Fehler" gemacht habe, für den er "zahlen" werde. In Erwartung weiterer Vergeltungsmaßnahmen befinden sich die israelischen Streitkräfte in erhöhter Alarmbereitschaft, und die Bevölkerung wurde aufgefordert, nahe bei Schutzräumen zu bleiben.
Die Bewohner eines Pflegeheimes für Holocaust-Überlebende in Ma´alot im Norden Israels haben ihre Zimmer bereits am 7. Oktober 2023 verlassen und leben seitdem im Bunker. Die Grenze zum Libanon, von wo aus die islamistische Hisbollah-Miliz Raketen auf Israel abfeuert, ist nur zehn Kilometer entfernt. Nur wenn es die Sicherheitslage erlaubt, geht es für die Senioren tagsüber mal kurz raus, mit dem Rollstuhl ein bisschen frische Luft schnappen, erzählt Renita Heinrichs aus NRW. Seit dem Juni 2024 absolviert sie in dem Pflegeheim des deutschen Hilfswerks ZEDAKAH einen Freiwilligendienst. Wie sie die ersten Wochen nach ihrer Ankunft erlebt hat, kann man hier nachlesen.
Trotz der kriegerischen Umstände fühlt sich die 26Jährige relativ sicher. Das liegt nicht nur am "Iron Dome" - dem israelischen Raketenabwehrsystem - sondern auch an ihrem christlichen Glauben, sagt sie: „Ich wüsste nicht, wie es ist, wenn ich den nicht hätte Ich glaube, dann würde ich die Situation ganz anders wahrnehmen. Aber ich hab´ auch drüber nachgedacht: Nirgendwo auf der Welt bin ich sicher. Ich kann in Deutschland an einem Herzinfarkt sterben, wie ich hier durch ne Rakete sterben kann. Ich bin nirgendwo sicher, außer in Gottes Hand, das macht mich ruhig.“