Altfrid: „Essen sein Gründer“
Sonntag, 11.08.2024
Ab Donnerstag feiert der Essener Dom den vor 1150 Jahren verstorbenen Heiligen Altfrid. Der Bischof und Politiker aus dem 9. Jahrhundert hatte mit seiner Schwester Gerswid das Frauenstift gegründet, der zur Keimzelle der heutigen Stadt Essen wurde.
INFO: (Bm. Essen/tr) „Mit einem zehntägigen Festprogramm mit Führungen, besonderen Konzerten, Gottesdiensten und weiteren Veranstaltungen feiert der Essener Dom von Donnerstag, 15., bis Sonntag, 25. August, den vor 1150 Jahren verstorbenen Heiligen Altfrid, ohne den wohl kein Essener Dom gebaut und auch die Stadt im Zentrum des Ruhrgebiets erst viel später und ganz anders entstanden wäre. Historisch gesichert ist aus dem Leben des Hildesheimer Bischofs, der in Essen mit und für seine Schwester Gerswid ein Stift für adlige Mädchen und Frauen gründete, vor allem sein Todestag: der 15. August 874. 1150 Jahre später nimmt das Essener Domkapitel diesen Termin zum Anlass, um an den im Dom bestatteten Altfrid zu erinnern – und auf sein Stift zu schauen, das nicht nur Keimzelle, sondern rund 1000 Jahre lang auch eine der wichtigsten Einrichtungen in der heutigen Stadt Essen war.
Das Festprogramm beginnt am Donnerstag, 15. August, um 19 Uhr mit einem Gottesdienst mit Weihbischof Ludger Schepers, in dem auch der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen zu Gast sein wird. In dieser Messe trägt die Altfrid-Bruderschaft den Altfrid-Schrein aus der Krypta des Doms zur Verehrung in den Altarraum, wo er bis zum Ende der Festtage stehen wird. Nach dem Gottesdienst zeigt das Lichtburg Open Air Kino auf dem Domhof den Spielfilm „Vaya con Dios“ (ab 20.45 Uhr, Eintritt frei, Karten an der Lichtburg-Kasse oder online unter www.lichtburg-openair.de). Das Festprogramm endet am Sonntag, 25. August, um 10 Uhr mit einer feierlichen Messe mit Bischof Franz-Josef Overbeck. Musikalisch begleiten der Kammerchor der Essener Domsingknaben und Mitglieder der Essener Philharmoniker den Gottesdienst, unter anderem mit Mozarts Missa brevis in B und Louis Vernes Toccata in b-moll. Anschließend gibt’s einen gemeinsamen Imbiss auf dem Domhof. An dem Gottesdienst wird auch Weihbischof Heinz-Günter Bongartz aus Hildesheim teilnehmen und so die Verbindung zwischen Altfrids Bischofsstadt Hildesheim und seiner Stiftsgründung in Essen deutlich machen.
Das weitere Festprogramm:
- Sonntag, 18. August, 10 Uhr – Kapitelsamt mit Händels Orgelkonzert „Kuckuck und Nachtigall“; 19 Uhr Messfeier der Cityseelsorge „Grüßgott“
- Freitag, 23. August, 21 Uhr – Nächtliche Messfeier im Kerzenschein zum Fest des Hl. Altfrid, die Essener Domsingknaben begleiten Gottesdienst mit gregorianischer Musik
- Lunchkonzerte - von Montag, 19., bis Samstag, 24. August, täglich um 12 Uhr im Kreuzgang oder im Dom, Eintritt frei.
- Eröffnungskonzert Internationaler Orgelzyklus am Essener Dom – Mittwoch, 19.30 Uhr, Werke aus dem Dritten Teil der „Clavierübungen“ von Johann Sebastian Bach (Eintritt frei).
- Licht & Segen – Samstag, 24. August von 21 bis 23 Uhr, Lichtinstallation und experimentelle Musik mit DJ La Frise in Dom und Altfridkrypta.
- „Auf den Grund gegangen – Altfrids Stiftskirche“: Von Montag, 19., bis Samstag, 24. August, lädt Dombaumeister Ralf Meyers jeweils nach den Lunchkonzerten zu einer kostenlosen Führung durch die über 1150-jährige Geschichte des Essener Doms ein.
- „Verborgene Orte“: am Samstag, 24. August, führt das Team des Essener Domschatzes um 18.30 und 19.30 Uhr in die romanische Altfridkrypta, einen der ältesten Teile des Essener Doms.
- Besondere Aktionen des Domschatzes am 24. August: Dom und Domschatz sind bis 23 Uhr geöffnet, um 16 Uhr gibt’s die Bastelaktion „Von Schätzung Schatzkisten“ für Kinder ab 4 Jahre. Ab 18 Uhr lädt das Domschatz-Team zur „CocktailARTnight“ am und im Domschatz. Mit der Eintrittskarte zum Domschatz gibt es einen Gutschein für einen Gratis-Cocktail für eine mobile Bar auf dem Domhof.
Essen sein Gründer – der Heilige Altfrid: Wie und warum der vermutlich aus einer vornehmen sächsischen Familie stammende und 851 zum Bischof von Hildesheim geweihte Altfrid auf die Idee kam, ausgerechnet im heutigen Essen ein Stift für adlige Mädchen und Frauen zu gründen, ist unklar. Ob seine Familie bereits Land an der Kreuzung der Fernstraße Hellweg (etwa da, wo heute die A40 verläuft) mit der von Nord nach Süd führenden Strata Coloniensis (Kölnische Straße) im fränkisch-sächsischen Grenzgebiet besaß oder er dies erst erworben hat, ist ebenso offen wie die Frage, wer neben ihm und seiner Schwester Gerswid noch an der Stiftsgründung beteiligt war. Fakt ist: Nach seinem Leben als Kirchenmann und Politiker – unter anderem als Berater von König Ludwig dem Deutschen – ließ sich Altfrid nicht in seiner Hildesheimer Bischofskirche, sondern in seinem Essener Stift beisetzen. Und dieses Stift entwickelte sich zu einer in vielerlei Hinsicht außerordentlich erfolgreichen christlichen Frauengemeinschaft, die fast 1000 Jahre Bestand hatte. So statteten die oft aus adeligen und sehr vermögenden Familien stammenden Stiftsdamen den heutigen Dom mit außergewöhnlichen Kunstwerken wie der Goldene Madonna – der ältesten dreidimensionale Marienfigur der Welt –, dem ältesten siebenarmigen Leuchter der Christenheit oder vier eindrucksvollen goldenen Vortragekreuze aus und wirkten bis zur Auflösung des Stifts 1802/1803 auch politisch. Ab dem 13. Jahrhundert war Essen ein eigenes Reichsfürstentum.
Anlässlich des Jubiläums stellt die Leiterin des Domschatzes, Andrea Wegener, Altfrid und sein Stift in der Broschüre „Essen sein Gründer“ vor. Das 80-seitige Heft gibt es gratis im Essener Domschatz sowie zum Download auf https://bistum.ruhr/gruender. Das komplette Veranstaltungsprogramm steht unter www.bistum.ruhr/altfridprogramm zum Donwload bereit.
Stift Essen: In dem noch vor Kaiser Karl dem Großen gegründeten fürstlichen Stift Essen „herrschten“ rund 1000 Jahre lang fromme Frauen - reichsunmittelbar und exklusiv. Dabei galten für Bewerberinnen strenge Aufnahmebedingungen: Seit der Gründung 852 durch Bischof Altfrid von Hildesheim war nur höchster Reichsadel zugelassen. Eine Ausstellung auf Schloss Borbeck in Essen zeigt den großen Großgrundbesitz des reichsunmittelbaren Stiftes, das nur dem Kaiser verpflichtet war, bietet viele Informationen zur Rechtsgeschichte und zu Lage des kleinen Territoriums zwischen eifersüchtigen Nachbarn. Erfolgreich verteidigten die Fürstäbtissinen ihre Unabhängigkeit, führten endlose Auseinandersetzungen mit der Stadt Essen, bis die Säkularisation den Bau einer großen Residenz verhinderte. In der Dauerausstellung auf Schloss Borbeck wird das Bild der Epochen lebendig, die weit vor dem Bild des durch Kohle und Stahl geprägten „Ruhrgebiets“ liegen. Doch selbst hier waren die adeligen Herrscherinnen, die rund um ihre kleine Residenz einen der ältesten Landschaftspark im Rheinland schufen, als „Trendsetter“ und Pioniere tätig, wie die erste Verhüttung von Rasenerz und Kohlegruben zeigen. Aber sie waren auch sozial engagiert, wie die bis heute bestehende Fürstin Franziska Christine-Stiftung in Steele Zeugnis zeigt.
Schloss Borbeck, als Oberhof 869 erstmalig erwähnt, 1227 von den Äbtissinnen des Stiftes Essen übernommen und im 13. Jh. als Wasserburg und befestigter Rittersitz ausgebaut, war bis zur Säkularisation 1803 bevorzugte Residenz der Äbtissinnen, zeitweise auch Münzstätte. Die heutige spätbarocke Form des Gebäudes geht auf einen Umbau durch Franziska Christine von Pfalz-Sulzbach (1726-76) 1744 zurück; die 42 Hektar große Parkanlage wurde mit Kaskaden, geometrischen Beeten, einer Insel und einer künstlichen Ruine zu einem Landschaftspark umgestaltet. 1836 erwarb Freiherr Clemens von Fürstenberg das Schloss und errichtete 1842 das Wirtschaftsgebäude, ein bedeutendes Beispiel des Rheinischen Klassizismus. 1941 wurden Schloss und Park an die Stadt Essen verkauft, nach dem Krieg wurden hier Notwohnungen untergebracht, später Teile der Stadtverwaltung. Seit 1999 ist das Schloss Standort der Folkwang-Musikschule. Zu den Angeboten zählen Musikaufführungen, eine Galerie und Kunstausstellungen sowie die historische Dauerausstellung. Die Gastronomie bietet Säle und die „Münze“ in den historischen Kellergewölben. Adresse: Schlossstr. 101, 45355 Essen, Tel. 0201 / 88 44 219, Fax 0201 / 88 44 220, E-Mail: kulturzentrum@schlossborbeck.essen.de, PR/Marketing/Schlosshistorie: Tel. 0201 / 88 44 209. Mehr: www.schloss-borbeck.essen.de.
Die Essener Domschatzkammer: Weitere Einblicke in die Geschichte des Essener Stiftes gibt bis heute die Essener Domschatzkammer. Die dort gezeigten Schätze zeigen das Leben der religiösen Frauengemeinschaft, die als vornehmes Stift für adlige Frauen und Mädchen gegründet wurde. Das Stift hatte seine erste große Blüte im 10. und 11. Jahrhundert, als es neben Quedlinburg und Gandersheim zu den drei großen Familienstiften des ottonischen Kaiserhauses gehörte. In dieser Zeit entstanden die vier kostbaren Gemmenkreuze, die Lilienkrone, das Kreuznagelreliquiar, das Evangeliar der Theophanu mit dem berühmten Buchdeckel und andere Kostbarkeiten, die heute noch in der Schatzkammer aufbewahrt werden. Der siebenarmige Leuchter, ebenfalls um das Jahr 1000 geschaffen, schmückt noch heute die Essener Münsterkirche.
Bedeutendstes Kunstwerk dieser Blütezeit ist die Goldene Madonna, das älteste vollplastische Bildwerk des europäischen Mittelalters. Die Kunstwerke aus dem 10. und 11. Jahrhundert sind die weltweit wichtigste Sammlung ottonisch-salischer Goldschmiedekunst und machen den Essener Domschatz neben dem Aachener Domschatz zu den wertvollsten, die erhalten sind. Ebenfalls einzigartig und kostbar ist die Gruppe der rund 30 gotischen Kunstwerke des Schatzes: Reliquiare, Kreuze, Monstranzen, Kelche und Handschriften, dazu die berühmten emaillierten Broschen aus der Zeit um 1400. Diese Werke entstanden in der Zeit vom 13. bis zum 15. Jahrhundert im Anschluss an den gotischen Neubau der Kirche und zeugen von der zweiten langen Blüte des Damenstiftes im späten Mittelalter. Einige der liturgischen Geräte werden heute noch im Gottesdienst benutzt. Öffnungszeiten: täglich außer montags von 10.00 bis 17.00 Uhr.
Mehr unter: www.domschatz-essen.de, www.frauenstift.de, www.bistum-essen.de.