Altkleidersammlung – ein Millionengeschäft
Sonntag, 05.03.2017
Wer seine alte Winterjacke in einen Sammelcontainer für Altkleider gibt, meint oft, damit ein gutes Werk getan zu haben. Viele gehen davon aus, dass ihre Sachen z.B. an Obdachlose weitergegeben werden. Das ist aber nur zu einem Bruchteil der Fall.
Denn die Menge der allein in Deutschland gesammelten Altkleider liegt zwischen 750.000 und einer Million Tonnen pro Jahr und übersteigt damit den Bedarf für soziale oder karitative Zwecke bei weitem. Auf Lkw verladen reichte diese Menge für eine Fahrzeugschlange von Kiel bis München.
Mehr als 90% der Kleidung wird von den gewerblichen, aber auch von den gemeinnützigen Sammlern an Textilsortierbetriebe weiterverkauft. Hier werden die Sachen nach Qualitätsstufen getrennt und sortiert, wobei in der Regel nur maximal 50% davon tatsächlich noch als second-hand-Kleidung verwertbar ist und anschließend in den Ländern Osteuropas und Afrikas auf den dortigen Märkten weiterverkauft wird. Die andere Hälfte, erklärt Thomas Ahlmann vom Dachverband "FairWertung" in Essen, "ist entweder Recyclingstoff, wird also zu Dämmpappen oder Auto-Innenverkleidungen weiterverarbeitet, dann haben Sie noch einen Anteil an Putzlappen, und 10% werden tatsächlich verbrannt, weil sie nicht mehr anders zu benutzen sind."
Zurzeit liegt der Preis für eine Tonne Altkleider zwischen 300 und 400 Euro. Ein lukratives Geschäft also, für das sich zunehmend auch "schwarze Schafe" interessieren: Schätzungen zufolge gibt es bundesweit etwa 18.000 Altkleider-Container, die illegal aufgestellt wurden. "Niemand kann sagen, wie viel dort gesammelt wird und vor allem kann auch niemand sagen, was mit den gesammelten Textilien passiert", erklärt Thomas Ahlmann. Wer dagegen wissen will, was mit seiner Kleiderspende passiert, kann sich beim Essener Dachverband "Fair-Wertung" informieren. Der vergibt sein Gütesiegel nur an seriöse Organisationen, die offen und transparent handeln, so Thomas Ahlmann: "Uns angeschlossen sind unter anderem die Brockensammlung aus Bethel, die OXFAM-Shops, (…) also es sind kirchennahe Organisationen oder auch Organisationen mit entwicklungspolitischem Hintergrund (…) auch die Sachen aus deren Sammlung werden weiterverkauft, es ist aber sichergestellt, dass die Weiterverwertung nach sämtlichen rechtlichen Normen stattfindet und auch ökologische und soziale Standards eingehalten werden."
Und es gibt noch einen Unterschied: der gewerbliche Sammler steckt das Geld am Ende in die eigene Tasche. Bei den Gemeinnützigen fließt es zurück in die Arbeit des Vereins oder der Organisation. Der Verband "Fair-Wertung" fordert deshalb, "dass alle Sammler offen und ehrlich darüber informieren, was mit der Kleidung passiert, (…) sodass der Verbraucher sich bewusst entscheiden kann, wo gebe ich meine Altkleider hin." Mehr Infos hier.