Auf den Spuren deutscher Missionare "down under"
Sonntag, 17.11.2019
Nachdem James Cook die Ostküste Australiens im Juni 1770 für die englische Krone in Besitz genommen hatte, erklärten die Briten das Gebiet zu einem unbewohnten Land ("Niemandsland"). Damit wurden den Ureinwohnern jegliche Rechte auf ihr Land abgesprochen.
Vor den Briten hatten portugiesische, französische, spanische und vor allem niederländische Seefahrer vermutlich schon im 16. Jahrhundert die Küsten Australiens erreicht und waren dort an Land gegangen. Vor allem die Westküste machte auf sie aber einen trockenen und unfruchtbaren Eindruck, und so war das Interesse, dieses Land in Beschlag zu nehmen, zunächst gering. Das änderte sich erst mit der Ankunft von James Cook, der an Ostküste die Kolonie New South Wales gründete.
Damit begann die weiße Besiedelung Australiens. Die ersten Ankömmlinge betraten den australischen Boden allerdings nicht freiwillig. Das Online-Lexikon Wikipedia schreibt dazu: "Nachdem die USA von Großbritannien unabhängig geworden waren, suchte die britische Regierung nach neuen Möglichkeiten, Strafkolonien für ihre Sträflinge einzurichten. Ziel war die Ausdünnung der Unterschicht und so führten schon geringe Vergehen zur Verschiffung in die Sträflingskolonie Australien. Am 26. Januar 1788 trafen daher die ersten elf Schiffe der »First Fleet« (»Ersten Flotte«) mit Siedlern und Verurteilten unter der Führung von Arthur Phillip im Port Jackson ein. Die neue Ansiedlung wurde Sydney genannt, zu Ehren des damaligen britischen Innenministers Lord Sydney. Bis 1868 wurden 160.000 Gefangene dorthin verbannt."
Mit der Ankunft der weißen Strafgefangenen und Siedler wurden die Aborigines, die Ureinwohner Australiens, verdrängt. Ihre Zahl sank von geschätzten 300.000 bis 1.000.000 Einwohnern im Jahr 1788 auf nur noch 60.000 im Jahr 1920. Hauptursachen für die Dezimierung waren vor allem eingeschleppte Krankheiten, aber auch gewaltsame Konflikte mit den Siedlern um Landrechte. Laut Wikipedia leben heute etwa drei Viertel der rund 464.000 Aborigines in Städten und haben sich weitgehend der modernen Lebensweise angepasst, da die Behörden in Australien jahrzehntelang eine Assimilationspolitik betrieben.
Teil dieser Politik war u.a. ein staatliches Programm, bei dem "zwischen 1900 und 1972 etwa 35.000 Aborigine-Kinder unter Zwang aus ihren Familien entfernt, in staatliche Institutionen verbracht oder in weiße Familien adoptiert wurden. (…) Ursprünglich als Programm zum Wohle des Kindes geplant, gilt dieser Akt heute als versuchter Ethnozid und eklatanter Verstoß gegen die Menschenrechte. Mit der wachsenden Aufmerksamkeit für an den Aborigines verübtes Unrecht in der australischen Bevölkerung während des Mabo-Prozesses kam es 1995 zu offiziellen Untersuchungen zu den Kindesverschleppungen. Am 26. Mai 1997 wurden die Ergebnisse dieser Untersuchung in dem Report »Bringing Them Home – Report of the National Inquiry into the Separation of Aboriginal and Torres Strait Islander Children from Their Families« veröffentlicht. Zum Jahrestag dieser Veröffentlichung wird seitdem der National Sorry Day begangen, zu dem landesweit Versöhnungsveranstaltungen stattfinden. (Quelle: Wikipedia)
In allen australischen Kolonien und Bundesländern wurden im Laufe der Jahrzehnte Missionsstationen erreichtet. Ihr Ziel war es, die Aborigines zu christianisieren. Der Umgang mit den Ureinwohnern war aber sehr unterschiedlich und hing häufig von der Person des Missionsleiters ab. Eine deutsche Missionsstation in Hermannsburg (Northern Territory) hat unter den Aborigines bis heute einen guten Ruf. Ihr Leiter, Carl Strehlow, bot den Ureinwohnern in seiner Station zum Beispiel Bildung und Arbeit an. Auch verhinderte er mehrfach erfolgreich, dass Aborigines-Kinder durch staatlichen Eingriff von ihren Familien getrennt wurden.