Autobahnkirchen: Rastplätze für die Seele
Sonntag, 08.07.2018
Kapellen, Heiligenhäuschen und Kreuze am Wegesrand boten schon im Mittelalter vorbeikommenden Reisenden oder Pilgern die Gelegenheit zur inneren Einkehr und Pause. Den gleichen Zweck erfüllen heute noch die Autobahnkirchen.
Ihre Zahl ist in Deutschland in den vergangenen Jahren rasant gewachsen: 1998 gab es erst elf solcher "Wallfahrtsorte der Moderne", heute sind es 47. Davon werden 19 evangelisch, 22 ökumenisch und sechs katholisch getragen. Eine Übersicht und Beschreibung aller Autobahnkirchen finden Sie unter www.autobahnkirche.de . Die erste und damit älteste Autobahnkirche heißt "Maria, Schutz der Reisenden" und steht an der A 8 München-Stuttgart, Ausfahrt Adelsried. Sie wurde 1958 gebaut und eingeweiht. Den Anstoß dazu gab der Augsburger Fabrikant Georg Haindl, der nach einem tödlichen Verkehrsunfall in der Familie ein Stück Land und den Rohbau der Kirche stiftete. Die neueste Autobahnkirche wird aktuellen Planungen zufolge demnächst an der A 8 in Sindelfingen bei Stuttgart entstehen.
Am 22. Juli 2018, dem diesjährigen "Tag der Autobahnkirchen", sendet das ZDF ab 9.30 Uhr einen Fernsehgottesdienst aus der Autobahnkapelle St. Christophorus an der A5 bei Baden-Baden. An dem Aktionstag beteiligen sich fast alle der derzeit 47 Autobahnkirchen im gesamten Bundesgebiet. Sie bieten ab 14 Uhr Kurzandachten und Reisesegen an, verteilen Infomaterial und ein kostenloses Heft mit "Gebeten und Liedern für unterwegs". An einigen Autobahnkirchen kann man außerdem sein eigenes Fahrzeug segnen lassen.
In NRW gibt es derzeit acht Autobahnkirchen: Nievenheim (A57, Köln-Neuss), Geismühle (A57 Krefeld-Neuss), Exter (A2, Köln-Berlin), RUHR (A 40, Anschlussstelle Bochum-Hamme), Roxel (A 1 Münster-Osnabrück zwischen dem Kreuz Münster-Süd und der Ausfahrt Münster-Nord, auf dem Rasthof "Münsterland"), Gescher/Coesfeld (A31, Bottrop-Emden), Hamm (A 2 Hannover-Dortmund zwischen den Anschlussstellen Hamm-Uentrop und Hamm-Rhynern) und die Autobahnkirche Siegerland (A 45 Dortmund-Frankfurt, Ausfahrt Wilnsdorf).
Nach einem Bericht des Evangelischen Pressedienstes verzeichneten die Autobahnkirchen 2012 eine Million Besucher. Schätzungen sprechen dagegen von bis zu drei Millionen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2007 sind die Besucherinnen und Besucher eher männlich als weiblich, eher verheiratet mit Kindern als allein stehend und eher katholisch als evangelisch. Zwei von fünf Besuchern sind kirchlich und kirchengemeindlich distanzierte Personen. Die Autoren der Studie bezeichnen den typischen Besucher als "Autobahnkirchensponti", dessen Besuch "eine ungeplante Kurzweilinsel zum religiösen Auftanken" darstellt.
In Auftrag gegeben wurde diese Untersuchung von der Akademie von BRUDERHILFE-PAX-FAMILIENFÜRSORGE, den Versicherern im Raum der Kirchen. Die Akademie unterstützt seit mehr als 20 Jahren die Arbeit der Autobahnkirchen, betreut die Homepage www.autobahnkirche.de , sorgt für die Vernetzung der Kirchen und Kapellen untereinander und organisiert alljährlich auch die ökumenische Konferenz der Autobahnpfarrer.