Beethoven: evangelische Spuren in der Biografie
Sonntag, 05.04.2020
Ludwig van Beethoven, einer der größten und einflussreichsten Komponisten der Geschichte, wurde am 17.12.1770 in seiner Geburtsstadt Bonn katholisch getauft. Doch in seinem Lebenslauf finden sich immer wieder auch Annäherungen an die evangelische Kirche.
Der Journalist und Pfarrer Joachim Gerhardt schreibt in der jüngsten Ausgabe der Bonner Kirchenzeitung „PROtestant“: „In Bonn wurde Beethoven, wie er es selbst ausdrücklich betonte, von Jesuiten erzogen – sicher im katholischen Geist. Sein wichtigster Lehrer aber war Christian Gottlob Neefe, ein Protestant durch und durch. Der Kölner Kurfürst holte den Sachsen aus der Bach-Stadt Leipzig als Hoforganisten an seine Residenz an den Rhein. Ein Protestant als Chefmusiker beim katholischen Kurfürsten? Ende des 18. Jahrhunderts keine große Frage. Es zählte die musikalische Reputation, nicht die Konfession. Man zeigte sich geistlich aufgeklärt und war ökumenisch weiter als viele folgende Generationen.“ (https://www.protestant-bonn.de)
Mehr noch: als Kind der Aufklärung scheute Beethoven auch nicht den Blick über den christlichen Tellerrand hinaus, erklärt Friedemann Schmidt-Eggert. Er ist Pfarrer der rheinischen Kirche und koordiniert in Bonn die Veranstaltungen der Kirchen zum Beethovenjahr. Er sagt: „Beethoven war fasziniert von Religionen. (…).die konfessionellen Grenzen, also den klassischen katholischen Kirchenglauben, den hat er sicherlich hinter sich gelassen und da eine andere Weite gehabt. Er hat sich mit Hinduismus, mit verschiedenen anderen Weltreligionen beschäftigt und mit dem Christentum.“
In einem Tagebuch, das Beethoven in den Jahren 1812 bis 1817 während seiner Zeit in Wien führte, zitiert der große Meister immer wieder den Theologen Christoph Christian Sturm, einen lutherischen Kirchenliederdichter. In seinen größten Lebenskrisen habe Beethoven immer wieder die Werke von Sturm in die Hand genommen, sagt Pfarrer Schmidt-Eggert: „Da hat er Trost gesucht und offensichtlich auch Trost gefunden.“
Schließlich zeigt noch eine weitere Anekdote, dass Ludwig van Beethoven keinerlei Berührungsängste mit der evangelischen Konfession oder Kirche hatte. Die Geschichte – so Schmidt-Eggert – rankt sich um die berühmte 9. Sinfonie, aus u.a. auch die »Ode an die Freude« stammt: „Beethoven hat seine großen Werke immer jemanden gewidmet. Die 9. Symphonie wollte er eigentlich dem Zaren widmen. Der ist aber kurz vorher verstorben. Und dann hat er interessanterweise Preußens König Friedrich Wilhelm III. die 9. Symphonie gewidmet. Das ist der, der Lutherisch und Reformiert zusammengebracht hat – also für die Protestanten ein ganz, ganz wichtiger Mann. Inhaltlich passt es vielleicht schon ganz gut, dass die 9. Symphonie mit dem wunderbaren Schlusschor »Freude schöner Götterfunken« dann doch einen kleinen protestantischen Schlenker noch macht.“