Bestatterin: „Für viele ist der Tod kein Thema“

von Manfred Rütten & Chris F. Schmidt

Sonntag, 24.11.2024

katholischer Priester neben einem Sarg
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Die Begegnung mit dem Tod ruft gleichzeitig in Erinnerung, dass auch das eigene Leben endlich ist. (Foto: Pixabay)Foto: Pixabay

Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag und Ewigkeitssonntag - in keinem anderen Monat ist uns das Thema Tod so nahe wie im November. Aber über´s Sterben oder den Tod zu sprechen. fällt den meisten Menschen unglaublich schwer.

Das aber ist eigentlich auch kein Wunder, meint die Bestatterin Andrea Haller. Denn gerade jüngere Menschen bis 40 haben noch nie einen Toten gesehen. Ihnen fehlt die Erfahrung und damit fehlen auch die Worte. Hinzu kommt: Der Tod ist das ultimative Unbekannte, und die Unsicherheit darüber, was danach kommt, kann beängstigend sein. Das gilt vor allem für junge Menschen, die am Anfang ihres Lebens stehen. In dieser Situation die eigene Endlichkeit zu begreifen, fällt schwer.

Auch gesamtgesellschaftlich gesehen ist der Tod ein Thema, über das man nicht gerne spricht. Die eigene Sterblichkeit macht Angst und wird deshalb nur allzu gerne ausgeblendet. Erst wenn im persönlichen Umfeld zum Beispiel nahe Angehörige oder Freunde sterben, werden die Menschen mit dem Thema konfrontiert und können ihm meist auch nicht ausweichen. Auch hier zeigt sich dann: Oft fehlen mangels Erfahrung die Worte für einen angemessenen Umgang. Wie schreibe ich eine Kondolenzkarte? Wie kann ich jemanden trösten? Was sage ich den Hinterbliebenen am Grab?

Für viele sei der Tod kein Thema, bestätigt auch die Bestatterin Andrea Haller: „Wir sind einfach daran gewöhnt, dass Menschen sterben, wenn sie sehr viel älter sind. Das heißt, der Tod begegnet uns gar nicht so oft.“ Viele Menschen sähen ihren ersten Toten erst mit Mitte 40, wenn die Großeltern oder ein Elternteil sterben. „Dadurch rückt der Tod sehr weit vom Bewusstsein weg.“ Verstärkt wird diese Entwicklung durch die Tatsache, dass nur noch etwa 25% der Menschen im eigenen Zuhause versterben. 47 Prozent der Menschen ereilt der Tod dagegen im Krankenhaus, weitere rund 30 Prozent sterben in einer stationären Pflegeeinrichtung. Damit sind Sterben und Tod „institutionalisiert“ und geschehen „weit weg“, außerhalb des persönlichen Erfahrungshorizonts.

Sich der eigenen Sterblichkeit bewusst zu werden und zu erkennen, dass das Leben auf der Erde nicht unendlich ist, kann zu einem sehr viel intensiveren Lebensgefühl und zu mehr Dankbarkeit und Demut führen. In der Bibel im Psalm 90 heißt es dazu: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden". Hierbei handelt es sich um ein Gebet des Mose, der über die Größe Gottes und die Vergänglichkeit des Menschen nachdenkt. Während Gott ewig ist, ist das menschliche Leben vergänglich und begrenzt. Diese Erkenntnis kann helfen, Ängste und Sorgen zu relativieren und Prioritäten im Leben anders zu setzen.

Das Bewusstsein, dass unsere Zeit begrenzt ist, ermutigt uns, sie sinnvoll zu nutzen. Die Endlichkeit des Lebens lädt uns außerdem ein, dankbar für jeden Moment zu sein und das Leben mit einer Haltung der Wertschätzung zu führen. Die Welt verleitet dazu, sich in materiellen Dingen, Macht oder Ruhm zu verlieren, die aber alle vergänglich sind. Die göttliche Weisheit hingegen erkennt die wahre Bedeutung im Leben, die sich in der Liebe zu Gott und zum Nächsten zeigt.

Sonntag, 24.11.2024