Bischof Damian zur Lage der Kopten in Ägypten
Sonntag, 30.04.2017
Eine Woche vor Ostern verübten IS-Attentäter Sprengstoffanschläge auf zwei koptische Kirchen in Ägypten. Es gab fast 50 Tote und über 100 Verletzte. Das Geschehen hat auch die koptischen Christen in Deutschland tief getroffen.
Die ersten Nachrichten über den Anschlag erhielt der Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian, während eines Gottesdienstes, den er am Palmsonntag in Hannover feierte: "Kurz danach spürte man, wie die Gemeinde sehr sehr traurig war. Und das hatte Einfluss bis zum Ende der Liturgie. Und dann kamen die Details. Einer der Gemeindemitglieder berichtete, (…) wie das Ganze seinen Vater getroffen hat: Er wurde mit Granaten neben den Augen getroffen, hat geblutet, beide Trommelfelle verloren, ist gehörlos geworden."
Nach dem Anschlag haben evangelische und katholische Kirche der koptischen Gemeinde ihre Anteilnahme ausgedrückt. Für Bischof Anba Damian war es "ein klarer Beweis, dass wir ein Bestandteil der christlichen Kirche weltweit sind. Wir Christen auf der ganzen Erde sind ein intakter Körper Christi, und wenn ein Glied leidet, leidet der ganze Körper. Dass die Schwester und Brüder von den anderen Konfessionen einfach ihre Solidarität und Anteilnahme zum Ausdruck bringen, das ist der klare Beweis dafür, dass wir zueinander gehören."
Die beiden Bombenanschläge in Alexandria und Tanta haben nach Ansicht von Bischof Damian erneut gezeigt, wie gefährlich die koptischen Christen in Ägypten leben, obwohl sie bis zu 20% der Bevölkerung stellen: " ISIS und mit ihnen Salafisten und Muslimbrüder haben den Kopten den Krieg erklärt", so Damian. Das müsse auch die ägyptische Regierung endlich offen eingestehen und für mehr Schutz für die Kopten und ihre Gotteshäuser sorgen: "Eine lasche Haltung von Polizeibeamten hilft nicht, Terroraktivitäten zu bremsen."
Bischof Damian beklagt außerdem die ständige Benachteiligung der Kopten in fast allen Bereichen des Lebens. Die beginne in Ägypten schon im Kindesalter und setze sich dann fort in der Ausbildung und am Arbeitsplatz. Dazu zähle auch, "dass die Religion in unserem Personalausweis eingetragen wird. (…) Also wir werden schon als Bürger der zweiten oder der dritten Klasse behandelt nur aufgrund der Tatsache, dass wir Christen sind."
Die koptisch-orthodoxe Kirche, deren Gründung dem Evangelisten Markus zugeschrieben wird, existiert bereits seit dem 1. Jahrhundert nach Christus. Der Begriff "Kopten" stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt so viel wie "Ägypter". Die Kopten sehen sich selbst als Nachfahren der Pharaonen und Ureinwohner Ägyptens und sind stolz darauf, der Heiligen Familie bei ihrer Flucht vor König Herodes vorübergehendes Asyl in Ägypten gewährt zu haben. In Deutschland hat die Kirche etwa 12.000 Mitglieder. Ihr Oberhaupt Bischof Damian residiert in einem koptisch-orthodoxen Kloster in Höxter (NRW).