Bündnis schickt ein Schiff zur Flüchtlingsrettung
Sonntag, 23.02.2020
Beim Kirchentag in Dortmund verabschiedeten Teilnehmer am 22. Juli 2019 eine Resolution. Darin forderten sie die evangelische Kirche auf, ein eigenes Schiff für die Seenotrettung im Mittelmeer bereitzustellen. Acht Monate später ist das Schiff Realität.
Großen Anteil an dieser Erfolgsgeschichte hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Er griff die Resolution des Kirchentages auf, warb für sie und sorgte schließlich auch dafür, dass sich der Rat der EKD mit dem Thema beschäftigte. Dieser fasste im September 2019 einen entsprechenden Beschluss und brachte damit den Stein ins Rollen. Der Verein "Gemeinsam retten e.V. – united4rescue" wurde gegründet und als breites Bündnis angelegt, an dem sich möglichst viele verschiedene gesellschaftliche Kräfte beteiligen sollten.
Der Plan ging auf. Neben der EKD, evangelischen Landeskirchen, Kirchenkreisen und Gemeinden aus der gesamten Bundesrepublik beteiligten sich auch Unternehmen, Gewerkschaften, Vereine und Privatpersonen an dem Bündnis und stellten ihm Geld zur Verfügung, um ein geeignetes Schiff erwerben zu können. Inzwischen hat "united4recue" mehr als 400 Mitglieder und darüber hinaus noch zahlreiche weitere Unterstützer. Zu ihnen zählen unter anderem der FC St. Pauli, der ein Benefizspiel zugunsten des Bündnisses organisieren will, und das katholische Erzbistum München und Freising, das alleine 50.000 Euro überwiesen hat.
Am 31. Januar 2020 konnte die Spendenkampagne unter dem Hashtag #wirschickeneinschiff schließlich den erfolgreichen Abschluss des Vorhabens melden: Für 1,5 Mio. Euro hat das Bündnis "united4recue" in Kiel das ehemalige Forschungsschiff "POSEIDON" ersteigert. In den kommenden Wochen soll es zu einem Seenot-Rettungsschiff umgebaut werden und zu Ostern dieses Jahres seine erste Fahrt ins Mittelmeer absolvieren. Eigner des Schiffes soll voraussichtlich die Seenotrettungsorganisation "Sea-Watch" werden, kündigte Heinrich Bedford-Strohm an. Das Schiff werde nicht aus Kirchensteuern finanziert, sondern allein über Spenden.
In einem Interview mit der "Augsburger Allgemeinen" von Anfang Januar 2020 sagte der EKD-Ratsvorsitzende, dass er wegen seines Einsatzes für die Seenotrettung im Mittelmeer Morddrohungen erhalten habe. "Solche Drohungen gehören heute leider fast schon zur Normalität einer Existenz als öffentliche Person, die sich zu manchen Themen klar äußert. Das trifft viele andere auch." Die Verrohung der Kommunikation allgemein bleibe ein wichtiges öffentliches Thema, betonte der Theologe.