Campus Vivorum zeigt Zukunft des Friedhofs

von Judith Kubitscheck & Achim Stadelmaier

Sonntag, 17.09.2023

Grabsteine auf einem GFriedhof
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Verschlungene Wege, alte Grabsteine und viel Grün: So sehen die meisten Friedhöfe in Deutschland aus. In Zukunft sollen sie stärker zu "Orten der Lebenden" werden. (Foto: Pixabay)

Bundesweit gibt es etwa 32.000 Friedhöfe. Den größten Teil bewirtschaften die Kommunen, ein Drittel ist in kirchlicher Trägerschaft (7.900 ev. und 3.600 kath). Weil sich die Bestattungskultur verändert, haben beide mit Problemen zu kämpfen.

Immer am 3. Sonntag im September - in diesem Jahr also am 17.9. - wird in Deutschland der "Tag des Friedhofs begangen. Er soll auf die Bedeutung von Friedhöfen und die Würdigung der Verstorbenen aufmerksam machen.Menschen sollen ermutigt werden, die Friedhöfe zu besuchen und sich an die Bedeutung der dort ruhenden Person zu erinnern. Zwar ist die Friedhofskultur in Deutschland seit 2020 als immaterielles Kulturerbe anerkannt und geschützt. Doch das garantiert keineswegs, dass alles so bleibt, wie es ist – oder mal war. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat deshalb im Dezember 2021 eine gut 40seitige Broschüre mit dem Titel „Friedhöfe im Wandel der Zeit“ veröffentlicht. Sie kann als PDF-Datei hier heruntergeladen werden. Hier werden die Problemfelder klar benannt:

„Das Bestattungswesen und damit auch die Friedhöfe sind eng mit der demografischen Entwicklung verbunden. Ein Bevölkerungsrückgang, auch lokal, führt zu rückläufigen Bestattungszahlen. Darüber hinaus haben die unterschiedlichen Lebensentwürfe und Bedürfnisse der Menschen Auswirkungen auf das Trauer- und Bestattungsverhalten, was sich auch auf das Friedhofswesen auswirkt, etwa durch einen Rückgang an der Nachfrage nach klassischen Erdgräbern. Im Gegensatz dazu werden vor allem pflegearme bzw. pflegefreie Urnen- und Gemeinschaftsgrabstätten verstärkt nachgefragt. Daneben stehen die kommunalen Friedhöfe auch im Wettbewerb mit Dritten, die umfänglichere und bisweilen auch kostengünstigere Angebote für Grabstätten machen können. Durch die preiswerteren Urnenbestattungen nehmen die Friedhöfe grundsätzlich weniger ein, was dazu führt, dass die Gebühren erhöht werden müssten, da die Pflege der Anlage für die Attraktivität entscheidend ist. Dies sorgt allerdings mitunter für Leerstand und so entwickelt sich ein Szenario, bei dem die Nachfrage nach Grabflächen auf den kommunalen Friedhöfen rückläufig ist.“

Die sich verändernde Bestattungskultur, ungenutzte Grabflächen und dadurch geringere Einnahmen, die wiederum zu Gebührenerhöhungen zwingen, treffen kirchliche Friedhöfe genauso. Beide Träger müssen sich deshalb anpassen, moderner werden. Wie Friedhöfe in Zukunft aussehen und zu Orten des Lebens werden könnten – das zeigt der Ende Juni 2023 eröffnete „Campus Vivorum“ in Süßen nahe Göppingen. Das 6.000 Quadratmeter große Areal ist in seiner Art einmalig und versteht sich als Experimentierfeld, auf dem der „Friedhof der Zukunft“ Gestalt annimmt.

Besucher können auf dem Gelände zwölf Bereiche entdecken, die hinsichtlich Architektur, Garten- und Landschaftsbau sowie der eingesetzten Materialien ganz unterschiedlich gestaltet wurden. Eine der Stationen heißt „Individualität in der Gemeinschaft“, eine andere „Mit allen Sinnen“. Einen Übersichtsplan des „Campus Vivorum“ und zahlreiche Fotos der Bereiche gibt es auf der Internetseite https://raum-fuer-trauer.de/campus-vivorum/

Dort heißt es u.a.: „Wie gehen trauernde Menschen mit Friedhöfen um? Was brauchen sie dort? Was suchen sie dort? Menschen aus ganz Europa erhalten hier die Möglichkeit zu zeigen, wie Beisetzungsorte und Friedhöfe aussehen können, die Betroffenen wirklich dienlich sind und Ihnen in der Bewältigung ihrer Trauer so helfen, wie sie es für richtig halten und wie sie es brauchen.“

Sonntag, 17.09.2023