Christenverfolgung betrifft 300 Millionen Menschen
Sonntag, 02.05.2021
Nach Angaben des Hilfswerks "Open Doors e.V." werden weltweit zig Millionen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt oder bedrängt – Tendenz steigend. Mitte Januar 2021 hat der Verein seinen aktuellen "Weltverfolgungsindex" veröffentlicht.
Demnach wird die 50 Länder umfassende Liste der schlimmsten Verfolgerstaaten laut "Open Doors" erneut angeführt von Nordkorea, das diesen traurigen ersten Platz bereits seit 20 Jahren inne hat. Christen gälten dort als Staatsfeinde, so Open Doors-Sprecher Markus Rode: Bis zu bis 70.000 Christen würden in Nordkorea in Arbeitslagern zu Tode gefoltert.
Platz 2 belegt Afghanistan, gefolgt von Somalia, Libyen, Pakistan und Eritrea. Unter den "TOP 50" finden sich mit Ägypten (Platz 16), der Türkei (Platz 25) und Tunesien (Platz 26) auch langjährige Urlaubsländer deutscher Touristen. Dieser sogenannte "Weltverfolgungsindex" wird nach Angaben von Open Doors von einem Expertengremium in Zusammenarbeit mit christlichen Mitarbeitern vor Ort erstellt und einmal jährlich veröffentlicht. In den 50 Ländern des Weltverfolgungsindex leben etwa 760 Millionen Christen. Rund 309 Millionen von ihnen sind laut Open Doors „einem sehr hohen bis extremen Maß an Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt.“
Gründe dafür, dass Christen massiv bedrängt und bedroht werden, sind zum einen der wachsende radikale Islamismus, ethnisch-religiöse Feindschaften sowie der zunehmende religiös motivierte Nationalismus wie z.B. in Indien, sagt Markus Rode von Open Doors: „Hindu-Nationalisten versuchen das Ziel umzusetzen: »Jeder Inder muss ein Hindu sein«. Und somit sind alle, die keine Hindus sind, Feinde der Regierung.“
Auch der Kommunismus erhöht den Verfolgungsdruck auf Christen, wie das Beispiel China zeigt. Das Land liegt im aktuellen "Weltverfolgungsindex" mittlerweile auf Platz 17. Im Bericht von Open Doors heißt es dazu: „Die Kommunistische Partei Chinas baut stark auf die kulturelle Identität Chinas, um an der Macht zu bleiben beziehungsweise um alles zu begrenzen, was ihren Machterhalt gefährden könnte. Die neuen Begrenzungen in Bezug auf das Internet, Social Media und Nichtregierungsorganisationen sowie die Religionsvorschriften von 2018 werden streng umgesetzt und bedeuten eine ernstzunehmende Beschränkung der Freiheit. Früher galt, Kirchen werden nur angegangen, wenn sie als zu groß oder als zu politisch wahrgenommen werden oder wenn sie ausländische Gäste einladen. Dies gilt heute so nicht mehr. Auch andere Kirchen werden überwacht oder geschlossen, unabhängig davon, ob sie eigenständig sind oder zu der offiziell anerkannten Drei-Selbst-Bewegung gehören. (…) Auch die Umsetzung bereits bestehender Gesetze wird strenger. Ein Beispiel dafür ist das Verbot des Online-Handels von Bibeln im Internet, das im März 2018 Schlagzeilen machte.“
Seit 2010 gibt es für den gesamten Raum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) alljährlich einen Aufruf zur Fürbitte für bedrängte und verfolgte Christen. Er soll aufmerksam machen auf das Leid, das Menschen durch die Verweigerung der Religionsfreiheit oder durch regelrechte Religionsverfolgung zugefügt wird. Vereinzelt gab es schon in der Vergangenheit Initiativkreise und evangelische Landeskirchen, die einen Tag der verfolgten Christen eingerichtet haben. Seit 2010 wird der "Tag der bedrängten und verfolgten Christen" immer am zweiten Sonntag der vorösterlichen Passionszeit (Sonntag Reminiszere) begangen.