Das Handy richtig nutzen: Tipps für Digital Detox
Sonntag, 15.05.2022
Eigentlich sollten sie Vernetzung, Information und Austausch organisieren, doch inzwischen sind Facebook, Instagram und Co. zu gefährlichen Zeitfressern und Plattformen für Hasskommentare und Verschwörungstheorien degeneriert.
Im Herbst 2019 sorgten z.B. Berichte für Aufsehen, wonach die Nutzung von Instagram bei Jugendlichen zu Ängsten und Depressionen führen könne. Mädchen seien davon häufiger betroffen als Jungs. Die Nutzung des Fotonetzwerks verschlechtere bei einem von drei minderjährigen Mädchen eine gestörte Körperwahrnehmung. Diese und weitere Befunde waren das Ergebnis einer internen Studie, die der Instagram-Mutterkonzern Facebook in Auftrag gegeben hatte.
Die auf Verbindung und Interaktion angelegten Sozialen Netzwerke wie Facebook, Instagram, Snapchat oder TikTok verführen die Nutzer offenbar dazu, sich ständig mit anderen zu vergleichen und diese in der Zahl der Posts, Follower und Likes für Beiträge zu übertrumpfen. Dieser ständige Abgleich und Konkurrenzkampf kann Stress und (Versagens)Ängste verursachen, führt aber auch zu immens langen Bildschirmzeiten, die durch die Algorithmen der Netzwerke noch verstärkt werden. Längere Verweilzeiten bei bestimmten Themen oder Klicks auf entsprechende Posts führen dazu, dass dem User immer neue Beiträge ähnlichen Inhalts angezeigt werden.
Eine weitere Gefahr der Netzwerke liegt in Möglichkeit, Beiträge anderer zu kommentieren. Hinter Nicknames und Pseudonymen versteckt nutzen User diese Funktion, um ungefiltert Beleidigungen oder Hasskommentare zu posten. Für die Urheber der Beiträge kann ein solcher Shitstorm psychisch enorm belastend sein. In den Netzwerken kursieren zudem immer wieder sogenannte Challenges (Herausforderungen), die User zum Mit- oder Nachmachen auffordern – teilweise mit tödlichem Ausgang. Bei der „Blackout Challenge“ auf TikTok sollen sich Kinder und Jugendliche dabei filmen, wie sie sich selbst so lange strangulieren, bis ihnen schwarz vor Augen wird und sie in Ohnmacht fallen. Ein zehnjähriges Mädchen in Italien und ein 12jähriger Junge in den USA sollen dabei schon zu Tode gekommen sein.
Was hilft gegen diese Plagen der Sozialen Netzwerke? In der Netflix-Doku „The Social Dilemma“ empfehlen Insider, die User sollten möglichst bald ihre Accounts löschen und dem Netzwerk den Rücken kehren. Aber nur die Wenigsten schaffen es, ihre Verbindung zu den social networks oder ihre Bildschirmzeit von 100 auf Null zu bringen. Es kann allerdings schon helfen, die Angebote und damit verbunden auch die Endgeräte wie Handy oder Tablet wenigstens bewusster und selbstbestimmter zu nutzen. „Digital detox“ ist hier das Stichwort – eine Art Entziehungskur.
In ihrem Buch „Digital Detox für die Seele“ zeigt Dr. Daniela Otto Wege für einen achtsameren und auch gesünderen Umgang mit Internet und Smartphone auf. Ein Tipp lautet: „Bevor man das Handy benutzt, inne zu halten, durchzuatmen und sich mal zu fragen: »Warum?«. Warum benutze ich jetzt dieses Handy? Das oft eine ganz schlechte Gewohnheit, einfach nur eine Übersprungshandlung, die das eigentlich dahinterstehende Bedürfnis nicht befriedigen kann.“ Es kann auch hilfreich sein, sich selber App-Limits zu setzen, „um einfach eine gewisse Kontrolle über meine Bildschirmzeit zurückzugewinnen.“
Und manchmal helfen auch schon kleine Verhaltensänderungen wie zum Beispiel Handy raus aus dem Schlafzimmer und einen analogen Wecker benutzen: „Weil wenn ich morgens nicht gleich als erstes das Handy in die Hand nehme und nicht gleich 1000 Mails checke und nicht gleich den Stress der ganzen Welt in mein Leben hinein einlade, dann kann ich mit ner ganz anderen Achtsamkeit für mich selbst in den Tag starten.“