Das Versprechen des Gerhard Maschkowski
Dienstag, 01.11.2022
„Ich musste raus aus Deutschland, Wenn ich die Deutschen gesehen habe, ist mir immer anders geworden. Da hab ich in jedem einen Mörder gesehen“, sagt Gerhard Maschkowski – einer der letzten noch lebenden Zeitzeugen des Holocaust.
Nachdem er die Nazi-Diktatur, Zwangsarbeit und Konzentrationslager überlebt hat, wandert er 1947 nach Amerika aus. Der Anfang war hart, erinnert sich Maschkowski in einem Interview mit dem SWR: „We lived the american dream. Allerdings hat das zunächst nicht so träumerisch ausgesehen. Wenn man als Fremdling dahin kommt und keiner versteht einen, und deutsch darf man auf der Straße nicht sprechen – das war nicht einfach“. Aber der junge Mann – damals 22 Jahre alt – schlägt sich durch und schafft es: Er gründet eine Familie, handelt mit deutschen Autos und verdient gutes Geld.
Es ist ein altes Versprechen, das ihn ab 1969 regelmäßig aus den USA wieder zurück nach Deutschland führt: Kurz vor Kriegsende 1945, auf dem Todesmarsch vom KZ Auschwitz nach Breslau, hatte er zusammen mit seinen beiden besten Freunden geschworen: Wer von uns überlebt, der erzählt der Welt von den Gräueltaten der Nazis und vom Holocaust. Das tut Maschkowski bis heute – unter anderem in Schulen und bei Vortragsabenden. Hier gibt es ein knapp einstündiges Video-Interview mit ihm aus dem Jahr 2007. Ebenfalls im Video festgehalten ist ein Interview auf Englisch von Sandy Scheller mit Gerhard Maschkowski vom März 2021 unter https://www.youtube.com/watch?v=sS7ayrQm8hI
Nach Angaben des United States Holocaust Memorial Museum und Dr. Alexander Zinn, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fritz-Bauer-Institut, fielen den Nazis und ihren Kollaborateuren bis 1945 etwa 17 Millionen Menschen zum Opfer: Die mit Abstand meisten Todesopfer waren Juden (6 Mio.), gefolgt von nichtjüdischen sowjetischen Zivilisten (5,7 Mio.) und russischen Kriegsgefangenen (3 Mio.). An vierter Stelle stehen nichtjüdische polnische Zivilisten mit 1,8 Mio. Toten. Danach folgen noch serbische Zivilisten, Bewohner von Behinderteneinrichtungen, Sinti und Roma, sowie Wiederholungsstraftäter, Homosexuelle und Zeugen Jehovas.
Zwischen 1940 und 1945 wurden allein im Konzentrationslager Auschwitz bzw. Auschwitz-Birkenau 1,1 Millionen Menschen ermordet. Andere Quellen sprechen sogar von 1,5 Millionen Getöteten. Der Name Auschwitz steht seitdem als Synonym für den organisierten Massenmord der Nazis, dem insgesamt rund sechs Millionen Juden, aber auch Sinti und Roma, Homosexuelle und politisch Verfolgte zum Opfer fielen. An sie erinnert jedes Jahr der Holocaust-Gedenktag am 27. Januar – der Tag, an dem das Konzentrationslager Auschwitz 1945 von Soldaten der sowjetischen Roten Armee befreit wurde.
Schon im November 1944 hatte der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, die Räumung des Lagers angeordnet. Am 18. und 19. Januar 1945 waren schließlich 98.000 der letzten Häftlinge in langen Kolonnen von bis zu 2.500 Personen bei sogenannten "Todesmärschen" aus dem Lager fortgeschafft worden. Am 25. Januar wurden zum letzten Mal Juden in Auschwitz erschossen; insgesamt 350 Männer und Frauen die zu schwach für den Marsch waren. Anschließend verließen die letzten SS-Trupps das Lager, nachdem sie zuvor die fünfte und letzte Gaskammer des KZs gesprengt hatten. Zurück ließen sie über 8.000 Häftlinge, von denen über 600 noch vor der Ankunft der Sowjets zwei Tage später an Entkräftung, Kälte oder Unterernährung starben.