Das Weihnachtsoratorium: Der Klassiker zum Fest
Sonntag, 14.12.2014
Es beginnt mit Pauken und Trompeten, dann schmettert der Chor ein lautes "Jauchzet, frohlocket". Unverkennbar der Auftakt zum "Weihnachtsoratorium" von Johann Sebastian Bach. Bis heute erfreut sich das Werk großer Beliebtheit.
Ähnlich einem frühen Musical erzählt das Weihnachtsoratorium die Geschichte von der Geburt Jesu, wie sie im Lukas-Evangelium der Bibel überliefert ist. Neben einem großen Orchester, Orgel-Continuo und einem Chor kommen dabei auch vier Solostimmen zum Einsatz, denen Bach im Oratorium verschiedene Rollen zuweist. So übernimmt klassischerweise der Tenor den Part des Evangelisten und damit des "Erzählers", während der Bass z.B. dem Herodes seine Stimme leiht und der Sopran die biblischen Zitate der Engel singt.
Dazwischen gibt es – so Kirchenmusikdirektor Jürgen Wisgalla - "Choräle, die betrachtend dem Text gegenübergestellt werden, oder Arien, die das noch mal inhaltlich-theologisch vertiefen, und das Schöne an dem Werk ist, dass es einfach (…) mit der Geburt beginnt, die Verkündigung an die Hirten und die Hirten dann an die Krippe gehen, und sozusagen es eine abgeschlossene Geschichte ist."
Das komplette Weihnachtsoratorium besteht aus sechs Teilen, die eigentlich – so hatte es auch sein Komponist Johann Sebastian Bach vorgesehen – einzeln an verschiedenen Tagen aufgeführt werden sollten: Teil I am 25.12. (1. Weihnachtstag), Teil II am 26.12. (2. Weihnachtstag), Teil III am 27.12., Teil IV am 1.1. (Neujahrstag), Teil V am 1. Sonntag nach Neujahr und Teil VI schließlich am 6. Januar (Epiphanias). Heute hat das Werk allerdings weniger liturgischen (also am Gottesdienst orientierten) Charakter, sondern wird als konzertantes Ereignis wahrgenommen. Die Aufführungen in Kirchengemeinden finden deshalb hauptsächlich in der Adventszeit statt und umfassen in der Regel in einem Konzert die Teile 1 bis 3, die Teile 4 bis 6 oder 1 bis 3 und 6.
Die Uraufführung des Weihnachtsoratoriums fand übrigens vor genau 280 Jahren statt, und zwar in Leipzig (Nikolaikirche und Thomaskirche). Die einzelnen Teile wurden damals vom berühmten Thomanerchor in sechs Gottesdiensten zwischen dem 1. Weihnachtsfeiertag 1734 und dem Epiphaniasfest 1735 gesungen.