Der "0-Euro-Schein" zum Reformationsjubiläum

von Ann-Marlen Hoolt

Sonntag, 17.09.2017

Euro-Schein mit dem Konterfei von Martin Luther
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Verkaufsschlager: Für den "0-€-Schein" des Vereins gott.net liegen 150.000 Bestellungen aus aller Welt vor.

Er ist lila, gedruckt auf echtem Euro-Papier, hat Hologramm und Wasserzeichen wie ein echter Geldschein und ist doch absolut wertlos: Der "Null-Euro-Schein" des Vereins "gott.net" aus Dülmen. Trotzdem will ihn jeder haben.

Für die einen ist der außergewöhnliche Geldschein ein begehrtes Sammlerstück. Auf der Vorderseite ist Martin Luther zu sehen - der Mann, der vor genau 500 Jahren die Reformation ins Rollen brachte und damit als Gründervater der evangelischen Kirche gilt. Doch der Null-Euro-Schein ist mehr als nur ein nettes Souvenir zum runden Reformationsjubiläum. Er hat auch eine Botschaft: Martin Luther hat vor 500 Jahren nämlich dagegen gekämpft, dass die Kirche Sündenvergebung gegen Geld verkaufte. Er war der Meinung: Nur Gott allein kann Sünden vergeben, und das tut er aus freien Stücken. Er lässt sich nicht kaufen. Genau daran erinnert dieser Geldschein, mit dem man nichts kaufen kann. Links oben in der Ecke, direkt über dem Eurowert "Null" steht es geschrieben: "Gottes Gnade gibt es umsonst".

Die Idee dazu hatte Vereinsgeschäftsführer Dieter Kohl von "gott.net", als er in einem Souvenirladen einen ähnlichen Schein entdeckte: "Mit der Zeit hat mich dieser Gedanke an den wertlosen Geldschein nicht mehr losgelassen und ich dachte, dass es gerade in dem Jahr, in dem wir das Reformationsgedenken feiern, ein gutes Beispiel ist: Man kann Gottes Gnade nicht kaufen.“

Kohls ersten Entwurf lehnte die Europäische Zentralbank noch ab. Der Schein dürfe keine politischen oder religiösen Botschaften enthalten, hieß es zu Begründung. Also schwenkte Dieter Kohl um auf Geschichte, machte das Jubiläum "500 Jahre Reformation" zum Thema und entwarf einen Euro-Schein mit dem Konterfei von Martin Luther. Der wurde genehmigt und ging mit einer Auflage von 10.000 Stück in Druck.

Die Startauflage war allerdings binnen kürzester Zeit ausverkauft, und es hagelte weiter Bestellungen – nicht nur aus Deutschland, erinnert sich Kohl: "Nach einer Woche waren aus aller Welt Bestellungen für 150.000 Scheine angekommen. Von Neuseeland bis nach Kanada, von der Chinesischen Volksrepublik bis nach Peru. Damit hatten wir natürlich nicht gerechnet. Und das ist natürlich auch für den Versand eine gewisse Herausforderung."

Weil der Null-Euro-Schein alle Merkmale eines echten Geldscheins hat, ist seine Herstellung entsprechend aufwändig und braucht Zeit. Mehrfach musste der Verein deshalb alle Besteller um Geduld bitten, aber Koch versichert: Jeder, der den Schein für zwei Euro das Stück bestellt hat, bekommt ihn auch.

Sonntag, 17.09.2017