Der Krieg in unseren Handys

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 05.07.2015

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Thérèse Mema Mapenzi aus Bukavo/Kongo zu Gast in der Redaktion

„Eure Handys haben etwas mit unserem Krieg im Kongo zu tun“, klagt Therese Mema Mapenzi aus Bukavo/Kongo, die anlässlich der Verleihung des Shalom-Friedenspreises 2015 nach Deutschland gekommen ist. Es geht um das Coltan in unseren Handys ...

INFO: Am 26. Juni 2015 stellte missio Aachen seine neue Menschenrechtsstudie zur DR Kongo in Aachen vor. Therese Mema Mapenzi aus Bukavo/Kongo, Menschenrechtsaktivistin, engagierte Katholikin, missio-Projektpartnerin und anlässlich der Verleihung des Shalom-Friedenspreises 2015 nach Deutschland gekommen, kritisiert: „Eure Handys haben etwas mit unserem Krieg im Kongo zu tun!“

Der Konflikt um Rohstoffe wie Coltan und Gold, die für die Herstellung von Smartphones benötigt werden, gehört zu den wichtigsten Ursachen für den Bürgerkrieg in der Demokratischen Republik Kongo. Ursprünglich aus sozialen und ethnischen Gründen entfesselt, hat er das Land nahezu unregierbar macht. Vor allem die Regionen mit den Coltan-Minen stehen im Mittelpunkt der Kriegshandlungen: Aus dem seltenen Erz wird Tantal gewonnen, das in Kondensatoren für Digitalkameras, Laptops und Mobiltelefone verwendet wird. Nach Schätzung von Menschenrechtsorganisationen erwirtschaften bewaffnete Gruppen im Kongo mit Mineralien wie Coltan jährlich bis zu 225 Mio. US $ - eine wichtige Geldquelle für die Rebellen. Eine DVD eines Dokumentarfilms zum Thema unter www.bloodinthemobile.org.

Seit vielen Jahren richten Rebellen und plündernde Regierungssoldaten im Ostkongo massenweise Zivilisten hin. Zehntausende Frauen werden vergewaltigt, ungezählte Menschen sind auf der Flucht vor Rebellen, Milizen und Räubern. missio-Projektpartner in der Dem. Rep. Kongo betreuen, pflegen und unterstützen schwer traumatisierte Familien, Frauen und Kinder, die Opfer des Bürgerkriegs. Nun sind führende Handy-Hersteller in Deutschland aufgefordert zu belegen, dass von ihnen produzierte Handys keine Konfliktmineralien aus Abbaugebieten der Dem. Rep. Kongo enthalten. Zugleich sollen Wege geschaffen werden, den Abbau von Coltan zu einer lukrativen, friedensfördernden Einnahmequelle für die Bevölkerung zu machen, indem Ansätze zur Schaffung transparenter Handelswege aktiv unterstützt werden.

missio macht deutlich, dass es nicht um einen generellen Boykott von Rohstoffen aus dem Kongo geht. Das Hilfswerk fordert aber sichere, durch externe Kontrollen überprüfte Herkunftsnachweise für den Bezug von Coltan und bessere Arbeitsbedingungen von Kleinschürfern und ihren Zugang zum Weltmarkt. Weitere Hintergrundinformationen unter: www.missio-hilft.de/handy

Unsere Gesprächspartnerin: Thérèse Mema (31) aus Bukavu, Süd-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo ist aktiv in der „Commission für Justice & Peace“, einem landesweit tätigen kirchlichen Komitee für Gerechtigkeit und Friede. Sie war in den vergangenen Wochen in Deutschland unterwegs, um mit missio auf die schlimme Lage im Kongo aufmerksam zu machen und hat uns im Studio besucht.

INFO: Das Internationale Katholische Missionswerk missio unterstützt über 2.000 Projekte in mehr als 90 Partnerländern in Afrika, Asien und Ozeanien mit jährlich rund 70 Millionen Euro. Mehr: missio, Goethestraße 43, 52064 Aachen, Tel. 0241 / 7 50 72 25, vogel@missio.de, www.missio.de). 

Sonntag, 05.07.2015