Der "Schlösserstreit" von Mönchengladbach
Sonntag, 18.05.2014
Während der NS-Diktatur von 1933 bis ´45 war die Evangelische Kirche in Deutschland tief zerstritten. Vor allem die NS-treuen "Deutschen Christen" und die "Bekennende Kirche" standen sich unversöhnlich gegenüber – z.B. auch in Mönchengladbach.
Schon Ende 1933 kam es hier zum Konflikt, als die "Deutschen Christen" für einen örtlichen Gemeindepfarrer einen "Ariernachweis" verlangten und die Gladbacher Gemeinde aufforderten, ihnen kirchliche Räumlichkeiten zu überlassen, damit sie eigene Gottesdienste feiern konnten. Dies lehnte die Gemeindeleitung jedoch ab und verweigerte die Überlassung selbst dann noch, als der Präsident des Evangelischen Oberkirchenrates im März 1938 eine entsprechende Anordnung an das Provinzialkonsistorium erteilt hatte.
Dementsprechend war der Betsaal der Gladbacher Gemeinde verschlossen, als die "Deutschen Christen" hier am 3. April 1938 eine Konfirmation feiern wollte. Gewaltsam verschafften sie sich Zutritt, indem sie die Türe aufbrachen. Die Gemeinde ließ das zerstörte Schloss jedoch ersetzen und so wiederholte sich der Vorfall noch mindestens zwei weitere Male – nämlich zu Ostern und zu Pfingsten 1938.
Doch die Hartnäckigkeit der Gladbacher Gemeinde sollte sich am Ende auszahlen. Als die "Deutschen Christen" im Juli 1938 erneut den Zutritt zum Betsaal einforderten, versagten sowohl die Polizei wie auch das Konsistorium der Rheinprovinz und sogar der herbeigerufene Schlosser den NS-treuen Christen ihre Unterstützung. Von da an mussten sie ihre Gottesdienste – wie schon zuvor – wieder in der Aula des Humanistischen Gymnasiums feiern.
Diese Episode, die als "Schlösserstreit" in die Mönchengladbacher Stadtgeschichte einging, steht stellvertretend für den Widerstandswillen der "Bekennenden Kirche" gegen das NS-Regime. Unter Hinweis auf Jesus Christus als alleinigen Herrn der Kirche erteilten sie einer entsprechenden Einflussnahme des Staates wie auch einer mit NS-Ideologie vermischten Verkündigung eine deutliche Absage.
Schriftlich festgehalten sind die Grundpositionen der "Bekennenden Kirche" in der "Barmer Theologischen Erklärung" vom 31. Mai 1934. Verabschiedet wurde sie von rund 140 Theologen aus 18 evangelischen Landeskirchen in der Gemarker Kirche zu Wuppertal. In der Barmer Erklärung werden sowohl der Nationalsozialismus als auch die Lehren der "Deutschen Christen" als Irrlehren verworfen und staatliche wie innerkirchliche Übergriffe auf das christliche Glaubensbekenntnis abgelehnt.