Der schweizerische Luther: Johannes Calvin

von Carsten Griese

Sonntag, 29.10.2017

Porträt von Johannes in einem Glasfenster der Ev. Kirche in Hockenheim
Beitrag anhören

Dieses Porträt von Johannes Calvin befindet sich in einem Glasfenster in der Evangelischen Kirche in Hockenheim. (Foto: GFreihalter, Wikimedia / Creative Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0 / siehe https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

Abgesehen von Martin Luther (1483 – 1546) hat wohl kein anderer Theologe das protestantische Christentum weltweit so tief greifend geprägt wie Johannes Calvin. Seine Hauptwirkungsstätten waren Basel und Genf.

Geboren wurde er am 10. Juli 1509 in Noyen – etwa 100 Kilometer nördlich von Paris - als Jean Calvin. In der französischen Hauptstadt studierte er ab 1523 Philosophie und Theologie, ab 1528 außerdem Rechtswissenschaft in Orléans. Um etwa 1533 konvertierte Calvin zum Protestantismus, musste aus Paris fliehen und gelangte über Straßburg und Basel 1536 nach Genf.

Hier entwickelte er die berühmte "Genfer Kirchenordnung", in der viele ein Modell der späteren staatlichen Gewaltenteilung sehen. Auch die moderne Demokratie und die Idee der Menschrechte wurden von Calvin beeinflusst. In Genf erweiterte und vollendete er auch sein bereits in Basel begonnenes Hauptwerk, die "Institutio Christianae Religionis – Unterweisung in der christlichen Religion".

Zum Zentrum des calvinistisch geprägten Glaubens gehört die so genannte Prädestinationslehre: sie betont die Allmacht Gottes und zugleich die Bedeutungslosigkeit menschlichen Willens. An seiner Fähigkeit zu strengster Pflichterfüllung - so Calvin – könne der Mensch erkennen, ob er von Gott zum Heil vorausbestimmt sei. Dementsprechend war das Leben in der Genfer Gemeinde geprägt von strenger Moral und Kirchenzucht. Lange Zeit galten Calvins Anhänger deshalb als lust-, kunst- und lebensfeindlich. Der Reformator starb am 27. Mai 1564 im Alter von 54 Jahren in Genf.

Das theologische Erbe Calvins wird heute vom sogenannten Reformierten Weltbund bewahrt – einem Zusammenschluss von 214 reformierten Kirchen in 107 Ländern der Erde mit 80 Millionen Christinnen und Christen. Erst vor 50 Jahren gelang es, theologische Streitigkeiten zwischen Lutheranern und Reformierten beizulegen. Seitdem können auch diese beiden Zweige der evangelischen Kirche gemeinsam Abendmahl feiern. Mehr Infos unter https://www.calvin.de/

Sonntag, 29.10.2017