Der Spirit von Kloster Knechtsteden

von Christof Beckmann

Montag, 16.05.2016

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Der Geist weht, wo er will – also wohl überall. Und doch haben wir gedacht: Wenn es bei uns im Land eine Ordensgemeinschaft wie die der Spiritaner gibt - dann weht er bestimmt bei ihnen. Im Kloster Knechtsteden feiern sie das Hauptfest ihres Ordens ...

INFO: Das Pfingstfest (von Griechisch: „pentecoste”, der Fünfzigste) bezeichnet den 50. Tag nach Ostern. An ihm empfingen die Jünger im Abendmahlssaal von Jerusalem den Heiligen Geist - so berichtet es die Apostelgeschichte. Die mutlos und ängstlich zurückgezogenen Jünger Jesu gingen nach dem Kommen des Heiligen Geistes in „Sturm und Feuer” mit neuer Begeisterung auf die Menschen zu, um ihnen die „Frohe Botschaft” zu verkündigen. Pfingsten, das Fest der Geistsendung, gilt als „Geburtstag” der Kirche. In der Kunst erscheint der Geist im Zeichen der Taube, in Sturm und Feuer. Mit dem Pfingstfest endet in der katholischen Kirche die Osterzeit und ist in Deutschland wie Weihnachten und Ostern besonders hervorgehoben durch einen zweiten Feiertag, den arbeitsfreien Pfingstmontag.

Die Bibel versteht den Heiligen Geist als schöpferische Macht allen Lebens. Er ist nach kirchlicher Lehre in die Welt gesandt, um Person, Wort und Werk Jesu Christi lebendig zu erhalten. Der Heilige Geist, die „Dritte Person” Gottes (die hebräische Bezeichnung für Gottes Geist ist weiblich) umschreibt gleichsam die „Innenseite” Gottes (Atem, Hauch) und gleichzeitig auch seine „kommunikative Seite”: Er bringt den Menschen zum Leben – wie bei der Erschaffung des Menschen. Heiliger Geist ist die Weise, in der Gott „im Menschen” wohnen kann, ihn beseelt, entflammt, vitalisiert, dynamisiert, begeistert. Dieser Glaube kommt im „Großen Glaubensbekenntnis” zum Ausdruck: „Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird.”

Die Apostelgeschichte berichtet, wie die Jünger Jesu durch das Pfingstwunder „mit Heiligem Geist erfüllt wurden und begannen, mit anderen Zungen zu reden”. Das so genannte Sprachenwunder will darauf hinweisen, dass die Verkündigung der Botschaft von Jesus Christus sprachübergreifende Bedeutung für die ganze Welt hat. Lukas beschreibt das Pfingst-Ereignis in der Apostelgeschichte im zweiten Kapitel: „Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie (die Jünger) waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.” In Jerusalem lockt dieses seltsame Ereignis eine neugierige Menschenmenge an, Juden aus allen möglichen Landesteilen, viele aus der Diaspora, darunter Ägypter, Römer, Kreter oder Araber, geraten „außer sich vor Staunen”, denn jeder hört die Jünger plötzlich in seiner Muttersprache reden, versteht auf wundersame Weise, was gesprochen wird. Pfingsten wird damit als Wunder Grenzen überschreitenden Verstehens beschrieben.

Die Ordensgemeinschaft der Spiritaner: Die Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist und vom Unbefleckten Herzen Mariens (Spiritaner, lat.: Congregatio Sancti Spiritus, Ordenskürzel: CSSp), 1703 für die Seelsorge in den französischen Kolonien und für die Jugendbildung und Armenfürsorge gegründet, ist seit 1848 als „Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist“ weltweit tätig - derzeit mit rund 3.500 Spiritanern in über 60 Ländern auf allen fünf Kontinenten. Die Ordensleitung, das Generalat, ist in Rom, die Niederlassungen der Spiritaner eines Landes sind zu selbstständigen Ordensbezirken zusammengefasst. Die deutschen Spiritaner sind Teil der Provinz Europa mit Verwaltungssitz in Brüssel und bilden die Region Deutschland mit Sitz in Knechtsteden bei Dormagen.

Das erste Missionshaus auf deutschem Boden entstand 1863 in Kaiserswerth, 1864 wurde die alte Zisterzienserabtei Marienstatt als Missionsschule erworben und im benachbarten Marienthal das Noviziat eingerichtet. 1873 wurden die Spiritaner wie viele andere Orden im Kulturkampf als „Jesuitenverwandte“ aus Deutschland verwiesen. Ab 1895 wurde aus die Ruine der alten Prämonstratenserabtei Knechtsteden die erste neue Niederlassung, in der sich die zukünftigen Missionare in Ausbil-dungswerkstätten, im Gymnasium, Postulat, Noviziat und an der Theologisch-Philosophischen Ordenshochschule für den Einsatz in Afrika und Brasilien vorbereiteten. Das 1941 durch die Nazis aufgelöste Internat und die Philosophisch-Theologische Hochschule lebten nach dem Krieg wieder auf, mussten aber 1967 wieder geschlossen werden. In der „Zentrale“ der deutschen Spiritanerprovinz ist das Arbeitslosenprojekt APD untergebracht, ein Selbstversorgerhaus für Jugendliche und ein Kunstverein, es gibt neben Basilika und Bibliothek die Galerie-Werkstatt, die Gaststätte Klosterhof, ein Haus der Natur, Klosterläden, Kulturhof, das katholische Norbert-Gymnasium, Spielplatz, Theaterscheune und einen Waldkindergarten. Das dort ebenfalls ansässige Berufsausbildungszentrum bereitet berufsbegleitend auf die Meisterprüfung im Augenoptikerhandwerk vor und in Kooperation mit der FH Jena bietet hier der Zentralverband der Augenoptiker (ZVA) einen berufsbegleitenden Bachelor-Studiengang Optometrie. Daneben bestehen in Deutschland weitere Spiritaner-Niederlassungen in Broichweiden bei Aachen, Rostock, Speyer und Stuttgart mit jeweils unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten. Kontakt: Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist e.V., Missionshaus Knechtsteden, 41540 Dormagen, Tel. 02133 / 869146, Fax 02133 / 869145, E-Mail: region@spiritaner.de, Internet: www.spiritaner.de, http://www.spiritaner.de/knechtsteden/

Unser Gesprächspartner: Bischof em. Peter Marzinkowski, Jahrgang 1939, stammt aus Liegnitz/ Schlesien und wuchs nach der Flucht in Grevenbroich auf. Er studierte Philosophie am Seminar der Spiritaner im Kloster Knechtsteden und Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, trat der Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist bei und legte 1961 in Heimbach die zeitlichen und 1964 in Rom die ewigen Gelübde ab. Am 21. Juli 1966 in Köln zum Priester geweiht, wurde er 1968 in die Zentralafrikanische Republik gesandt, lernte zunächst die einheimische Sprache Sango und war als Missionar in Bria (1968–1977), als Pfarrer der Gemeinde „Notre Dame des Victoires” in Bambari und als Diözesanbeauftragter für die Fortbildung der Laien (1977–1982) tätig. Nach Aufbaustudium 1985-1986 an der ICA in Paris arbeitete er in Deutschland im Bereich der Missionsanimation und 1986-1992 im Generalrat seiner Kongregation. Nach seiner Rückkehr in die Zentralafrikanische Republik diente er 1993-2000 als Generalvikar in der Diözese Mbaiki, seit 2000 als Provinzialoberer seines Ordens in Deutschland und wurde 2004 durch Papst Johannes Paul II. zum Bischof des neu gegründeten Bistums Alindao in der Zentralafrikanischen Republik ernannt. Am 19. März 2014 nahm Papst Franziskus das von Msgr. Peter Marzinkowski aus Altersgründen vorgebrachte Rücktrittsgesuch an. Die Dr.-H.-G.-Waider-Stiftung für Völkerverständigung und Frieden verlieh Bischof Marzinkowski am 17. September 2009 in Fulda den Winfried-Preis.

Montag, 16.05.2016