Der Stern von Bethlehem: Gab es ihn wirklich?

von Martin Koch

Freitag, 25.12.2020

Krippe mit Stern von Bethlehem
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Der Stern von Bethlehem darf eigentlich bei keiner Krippendarstellung fehlen. (Foto: Pixabay)

Der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis dass er kam und stand, wo das Kindlein war“ - So beschreibt die Bibel den Stern von Bethlehem, der die drei Weisen zur Krippe geführt haben soll. Was ist dran an der Geschichte?

War der Stern über Bethlehem ein vorüberziehender Komet? Oder vielleicht eine Explosion, bei der ein neuer Stern geboren wurde? Susanne Hüttemeister leitet das Planetarium in Bochum. Sie sagt über solche Spekulationen: „Der »neue Stern« ist ganz ausgeschlossen. Und der Komet ist unwahrscheinlich, weil Kometen in der damaligen Zeit eher Unglücksbringer waren.“ Einem solchen „Unglücksbringer“ wären die drei Weisen aus dem Morgenland, die später zu den Heiligen Drei Königen umgedeutet wurden, sicher nicht gefolgt.

Was genau sich zu biblischen Zeiten rund um die Geburt Jesu abgespielt hat, ist schon deswegen schwierig zu klären, weil die Heilige Schrift keinerlei Datumsangaben liefert. Der 25.12. als Geburtstag Jesu wurde erst im 3. Jahrhundert durch einen Papst in der römischen Kirche eingeführt und verdrängte ein heidnisches alt-römisches Winterfest. Gestützt auf die wenigen historisch gesicherten Angaben der Bibel über die Verhältnisse zum Zeitpunkt der Geburt Jesu versuchten Wissenschaftler später, das genaue Geburtsdatum zu klären.

Einer der ersten war der deutsche Astronom Johannes Kepler (1571-1630). Er vermutete eine spektakuläre Planetenkonstellation am Himmel und tippte auf ganz nahe Vorübergänge der beiden Planeten Jupiter und Saturn am Himmel - so nahe, dass die beiden hellen Sterne von der Erde aus betrachtet fast zu einem Lichtpunkt verschmelzen. Solche "Konjunktionen" wurden tatsächlich schon von babylonischen Astronomen beobachtet und auf Tontafeln festgehalten, die heute im Britischen Museum lagern.

Sie zeugen von einer Dreifach-Konjunktion am 15. März, 20. Juli und 12. November im Jahre 7 vor Christus, und zwar jeweils im Sternbild Fische. Die Richtigkeit ihrer Beobachtung wird durch heutige Berechnungen bestätigt. Wichtiger als die Beobachtung war den babylonischen Astronomen jedoch die Deutung des Himmelsschauspiels: Für sie waren Planeten Götter und der Himmel die direkte Entsprechung der Geschichte hier auf der Erde.

Jupiter stand für den höchsten babylonischen Gott Marduk - er war "Der Stern" schlechthin. Saturn entsprach dem babylonischen Kajmanu, der immer nur mit dem König von Israel in Verbindung gebracht wurde. Und dieser Saturn stand nun auch noch im Sternbild Fische, dem himmlischen Ort des Landes Israel. Für die babylonischen Astronomen war deshalb klar: Jetzt ist in Israel ein neuer König geboren, und der König von Babylon soll hingehen, um ihm zu huldigen.

Sollten sich die in der Bibel als die „drei Weisen“ beschriebenen Astronomen tatsächlich durch einen Stern haben leiten lassen, dann dürften sie ab dem 15.September, dem ersten Abendaufgang der Planeten am Himmel von Babylon ihre Heimat - wie damals üblich - auf Reitkamelen verlassen haben - gerade rechtzeitig, um vor dem 12. November in Bethlehem anzukommen, dem von ihnen vorausberechneten letzten und dritten Zusammentreffen der Planeten. (Quelle: http://www.quarks.de/all3/05.htm, abgerufen im Dezember 2000). Mehr Infos auch unter http://bibelcenter.de/bibel/studien/jesus/d-std821.php

Wie es der Zufall bzw. der Lauf der Gestirne so will, ist im Dezember 2020 erneut eine „Große Konjunktion“ der Planeten Jupiter und Saturn mit bloßem Auge von der Erde aus zu beobachten. Eigentlich ist das kein seltenes Ereignis, es passiert etwa alle 20 Jahre. Doch so nahe zusammen wie in diesem Jahr waren sich die beiden Planeten zuletzt im Mittelalter – genauer gesagt im März 1226. Wer sich das astronomische Phänomen anschauen möchte, sollte sich den 16. bis 25. Dezember vormerken. Seinen Höhepunkt erreicht die Konjunktion am 21.12.

Von den vier Evangelisten im Neuen Testament erzählt übrigens nur Matthäus vom Erscheinen der drei Weisen (später: Heilige Drei Könige), die theologisch gesehen für die damals bekannten drei Erdteile stehen. Seinem Bericht zufolge erreichten damals König Herodes Berichte, wonach drei Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem gekommen seien, um sich nach dem "neugeborenen König der Juden" und dessen Aufenthaltsort zu erkundigen. Herodes, der keinen König neben sich dulden wollte, ließ daraufhin Schriftgelehrte und Hohepriester zu sich kommen, die ihm erklärten, es könne sich nur um die Stadt Bethlehem handeln. Auch die drei Weisen aus dem Morgenland ließ er zu sich kommen und beauftragte sie, in Bethlehem nach dem Kind zu suchen und ihm Nachricht zu geben, sobald sie es gefunden hätten.

Die drei Weisen fanden zwar Jesus und seine Familie, doch nachdem Gott ihnen im Traum befohlen hatte, nichts davon Herodes zu berichten, schwiegen sie und zogen "auf einem anderen Weg wieder in ihr Land". Als König Herodes davon erfuhr, gab er zornig den Befehl, alle Kinder unter zwei Jahren in Bethlehem zu töten, um so den vermeintlichen Konkurrenten aus dem Weg zu schaffen. Doch Josef war – ebenfalls in einem Traum – durch einen Engel gewarnt worden: "Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich´s dir sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen" (Matthäus-Evangelium, Kap. 2, Vers 13 ff).

Freitag, 25.12.2020