DKMS: Jeder Spender kann ein Leben retten
Sonntag, 19.04.2015
Es ist eine Diagnose, die Angst macht: alle 16 Minuten erfährt ein Patient in Deutschland, dass er Blutkrebs hat. Manche Formen sprechen auf Medikamente an, in anderen Fällen hilft nur noch die Transplantation gesunder Stammzellen.
Zwischen dem Zellspender und dem Empfänger müssen dazu verschiedene Hauptimmunmerkmale übereinstimmen. Nur in einem Drittel der Fälle kommen Angehörige aus der eigenen Familie als Spender in Frage. Der größte Teil der Erkrankten ist deshalb auf fremde Hilfe angewiesen. Hier kommt die Deutsche Knochenmarkspender-Datei, kurz DKMS ins Spiel.
Die 1991 gegründete Organisation ist nach eigenen Angaben "der weltweit größte Verbund von Stammzellspenderdateien mit Partnerorganisationen in den USA (2004), Polen (2009), Spanien (2011) und Großbritannien (2013)". Mehr als 5,1 Millionen Menschen haben sich bislang als potentielle Stammzellspender bei der DKMS registrieren lassen. Rund 50.000 Stammzellspenden konnte die gemeinnützige Gesellschaft mit Sitz in Tübingen bereits vermitteln.
Als potentielle Spender registrieren lassen können sich grundsätzlich alle gesunden Menschen zwischen 18 und 55 Jahren. Wer die Altersgrenze von 61 Jahren überschreitet oder wer selber ernsthaft erkrankt, wird automatisch wieder aus der Spenderdatei gelöscht. Auch deshalb ist die DKMS permanent auf der Suche nach neuen Spendern. Dazu veranstaltet sie u.a. pro Jahr bundesweit etwa 1.500 Aktionstage, an denen sich Interessierte informieren und als künftige Spender auch registrieren lassen können. Dabei werden einige persönliche Daten erhoben, eine Einverständniserklärung ausgefüllt und zur späteren Typisierung des Spenders eine Blutprobe oder ein Wangenabstrich per Watteträger entnommen.
Die Bestimmung der wichtigen Hauptimmunmerkmale (Typisierung) kostet rund 50 Euro je Probe. Da diese Kosten nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, ist die DKMS auf finanzielle Unterstützer angewiesen. Hier finden Sie das entsprechende Online-Formular.
Wenn per Datenabgleich ein passender Spender für einen Leukämiekranken gefunden werden konnte, wird zunächst einmal der Spender informiert und gebeten, sich weitere Blutproben entnehmen zu lassen, um den aktuellen Gesundheitszustand zu überprüfen. Dem gleichen Zweck dient ein ausführlicher medizinischer Fragebogen, den man am besten mit Hilfe seines Hausarztes beantwortet. Wenn die behandelnden Ärzte des Erkrankten eine Stammzelltherapie für sinnvoll halten und auch der Spender weiterhin dazu bereit ist, kommt es schließlich zur Zellentnahme.
Nur in Ausnahmefällen (ca. 20%) ist dafür beim Spender ein Eingriff unter Vollnarkose nötig, bei dem gesunde blutbildende Zellen aus dem Beckenkammknochen entnommen werden. In der Regel werden diese Zellen aber aus dem Blutkreislauf des Spenders gewonnen. Dies geschieht durch einen Venenkatheter, der mit einem Gerät verbunden ist, das nur die blutbildenden Zellen extrahiert. Das restliche Blut läuft durch einen zweiten Katheter wieder zurück in den Körper. Diese Prozedur dauert bis zu vier Stunden.
Anschließend muss der Spender mit einigen Tagen Knochenschmerzen rechnen, da sein Knochenmark zuvor per Hormongabe zur verstärkten Blutbildung stimuliert wurde. Doch diese Schmerzen lassen sich durch Medikamente gut kontrollieren, meint die "Apotheken-Umschau", und kommt zu dem Schluss: "Eine Blutzellspende mag also unangenehm sein – doch was zählt das, wenn sie ein Leben retten kann?"
Die Heilungschancen für den Leukämie-Patienten liegen – so Katrin Dördelmann von der DKMS in Köln – "zwischen 20 und 80 Prozent - je nachdem welche Art von Blutkrebs der Patient hat, wie alt er ist, wie gut sein Gesamtgesundheitszustand ist. (…) Jetzt klingt die eine Zahl sehr, sehr niedrig, auf der anderen Seite ist es so: Transplantiert wird dann, wenn alle anderen Möglichkeiten erschöpft sind, und natürlich ist es dann ne Chance, die man noch nutzen will."