Ein besonderer Saft: „Tag der Blutspende“
Sonntag, 14.06.2020
Das menschliche Blut verschließt Wunden, liefert Energie in alle Zellen, ist Klimaanlage, Abwehr- und Entsorgungssystem in einem. Und: Blut ist ein wichtiges Arzneimittel, das ständig gebraucht wird - z.B. für Operationen oder in der Krebstherapie.
Nach Angaben der „Ärztezeitung“ wurden im Jahr 2017 bundesweit 3,2 Millionen Blutkonserven eingesetzt. Das entspricht umgerechnet knapp 8.800 Einheiten pro Tag. Die Nachfrage nach frischen Konserven ist ungebrochen, doch wegen der Corona-Pandemie mussten in den vergangenen Wochen sehr viele Blutspendetermine abgesagt werden. Allein dem DRK-Blutspendedienst West sind bis Ende August 650 Termine mit einem geschätzten Volumen von 26.000 Blutkonserven weggebrochen. Gleichzeitig stellen viele Krankenhäuser wieder auf „Normalbetrieb“ um und operieren wieder mehr. Ein Dilemma.
Der DRK-Blutspendedienst West versucht dagegenzuhalten, erzählt Pressesprecher Stephan David Küpper: „Wir versuchen gerade in ganz, ganz vielen Einzelaktionen hier beim Blutspendedienst Termine zu retten oder auch neue Termine zu schaffen. Unser kurzfristiger Erfolg ist, dass wir überall da, wo wir momentan Blutspende anbieten, ich sag mal »überperformen«. Also da wo wir 100 Konserven geplant haben, müssten wir jetzt bestenfalls 110 oder 120 bekommen, um die Ausfälle wieder kompensieren zu können.“
Über mangelnden Zuspruch können sich Küpper und seine Kollegen beim Deutschen Roten Kreuz indes nicht beschweren: Der Spenderzuspruch sei aktuell gut und war auch während der Corona-Krise nicht schlecht: „Wir haben in Corona-Zeiten gesehen, dass die Menschen sich trotz dieser Pandemie hochsolidarisch zeigen, weil sie trotzdem Blutspenden gegangen sind, auch in einer Phase, wo noch ein hohes Maß an Verunsicherung stattfand.“
Die Freiwilligen bekommen vom DRK kein Geld für ihre Blutspende. Als Motivation vermutet Stephan David Küpper auf Seiten der Spender altruistische, aber auch ganz praktische Überlegungen: „Letztlich ist die Arbeit am und für den Menschen - auch in Form einer Blutspende - sicherlich ein Akt der Nächstenliebe. (…) Auch in der Hoffnung, dass wenn man selbst in die Lage kommt, eine Blutkonserve zu benötigen, dass es dann eben andere Menschen gibt, die wiederum für mich spenden, obwohl sie mich dann nicht kennen.“
Der Schritt zum Blutspenden ist nach Ansicht von Anne Scharf mit einer gewissen Überwindung verbunden. Scharf war 2001 Pressesprecherin der Blutspendezentrale an der Universität Düsseldorf. Sie sagte damals mit Blick auf zurückgehende Spenderzahlen: „Ein Hinderungsgrund ist auch die Angst vorm Blutspenden. Das wird beschrieben als Urangst, weil der Blutverlust bedeutet ja auch immer eine gesundheitliche Bedrohung und instinktiv versucht man natürlich, eine solche Situation zu vermeiden. Und der Blutspender muss sich erst einmal zur ersten Spende überwinden.“
Wer einmalig oder auch regelmäßig Blutspender werden möchte, muss mindestens 18 Jahre alt sein und sich gesund fühlen. Vor der Entnahme werden Puls, Körpertemperatur und Blutdruck gemessen sowie der Hämoglobinwert (Eisenwert) bestimmt. Jeder Spender / jede Spenderin erhält außerdem einen Blutspendeausweis, in dem u.a. die jeweils eigene Blutgruppe samt Rhesusfaktor eingetragen ist. Weitere Informationen findet man auf der Internetseite des DRK-Blutspendedienstes West im Bereich „Häufig gestellte Fragen“.