Eine glückliche Ehe ist richtige Arbeit

von Micha Götz & Manfred Rütten

Sonntag, 21.08.2022

älteres Paar Arm in Arm im Bett
Beitrag anhören

Eine lange, glückliche Ehe ist kein Zufall, sondern Ergebnis ständiger Beziehungsarbeit. (Foto: Pixabay)

Der viel zitierte „Bund für´s Leben“ ist oft genug keiner: Jede dritte Ehe in Deutschland scheitert. Allein im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 142.800 Ehen geschieden – 0,7% weniger als im Vorjahr.

Ein Blick auf die vergangenen 30 Jahre zeigt: Zwischen 1992 und 2003 stieg die Zahl der Ehescheidungen kontinuierlich an - von 135.000 auf 214.000 pro Jahr. Seitdem sind die Zahlen wieder rückläufig: 2019 auf 149.000, 2020 auf 143.800 und 2021 auf 142.800. Als Ursachen für den Rückgang sind sowohl der langfristige absolute Rückgang der Eheschließungen als auch eine geringere Scheidungshäufigkeit in den letzten Jahren zu nennen. Mehr Infos und Zahlen hier.

Statistisch gesehen hält eine durchschnittliche Ehe 14 Jahre und sechs Monate. Wie ist das also mit dem „verflixten 7. Jahr“, in dem angeblich die meisten Ehen scheitern? Wie das Bundesamt für politische Bildung dazu anmerkt, „weisen Ehen, die seit fünf bis neun Jahren bestanden haben, das höchste Scheidungsrisiko auf. Von den rund 149.000 Ehepaaren, die im Jahr 2019 geschieden wurden, waren die meisten sechs Jahre verheiratet (5,2 Prozent). Die nächsthöheren Werte entfielen auf die Ehedauern von sieben und fünf Jahren (5,1 bzw. 5,0 Prozent). Bis zu diesen Höchstwerten nimmt das Scheidungsrisiko tendenziell zu, danach nimmt es tendenziell ab. Allerdings hat sich der Anteil geschiedener Langzeitehen seit vielen Jahren beständig erhöht: Beispielsweise waren im Jahr 2019 17,3 Prozent aller geschiedenen Paare bereits mindestens im 25. Jahr verheiratet, 1994 galt dies lediglich für 10,4 Prozent.“

Einer der Hauptgründe für eine späte Trennung ist der Eintritt ins Rentenalter. Fällt der Beruf weg und damit eine wichtige Rolle, verändert sich das Paargefüge massiv. Dann gerät der Alltag außer Takt, man ist plötzlich ständig miteinander konfrontiert, dem Mann fehlt die Aufgabe und beide merken, wie sehr man sich in den vergangenen Jahren auseinandergelebt hat. Früher haben Paare die Krise einfach "ausgesessen" und darauf gewartet, dass der Partner irgendwann stirbt. Scheidung war keine Option, vor allen Dingen nicht für die Frau, die wirtschaftlich stark vom Mann abhängig war. Das hat sich geändert, auch die Lebenserwartung ist gestiegen. Wer mit 65 eine Ehekrise erlebt, der muss damit rechnen, dass sein Partner noch 10 oder 15 Jahre lebt, dass er vielleicht sogar gepflegt werden muss. Angesichts solcher Perspektiven wird dann lieber die Scheidung eingereicht.

Ein weiterer Grund ist die mangelnde Kommunikation der Paare untereinander, meist über viele Jahre. Man redet kaum, formuliert Erwartungen, die nicht erfüllt werden und ergeht sich dann in gegenseitigen Schuldzuweisungen. Bevor eine Ehe letztlich scheitert und geschieden wird, gibt es eine Reihe von Anzeichen die nahe legen, dass in der Beziehung etwas nicht stimmt:

 

  • die Nähe fehlt, es gibt keinen Sex mehr
  • eine starke Distanz ist spürbar
  • man ist froh, wenn der Partner nicht da ist
  • es kommt sehr oft zum Streit
  • gedanklich stellt man sich ein Leben ohne den Partner vor
  • man hat Geheimnisse voreinander
  • die Gefühle sind immer weniger vorhanden
  • man sucht die Liebe woanders

 

Wenn ein oder gar mehrere Punkte auf die eigene Beziehung zutreffen, ist die Ehe in Gefahr. Zu retten ist sie nur, wenn beide Partner den Willen und die Bereitschaft dazu haben. Beide sollten zum Beispiel über begangene Fehler sprechen, sie eingestehen und sich gegenseitig verzeihen. Helfen kann auch, Zeit füreinander zu schaffen, um miteinander über Probleme und Gefühle zu reden. Auch gemeinsame Unternehmungen können zu einer neuen gegenseitigen Aufmerksamkeit und Wahrnehmung beitragen.

Paare, die sich das nicht zutrauen oder es alleine nicht schaffen, können auf professionelle Hilfe zurückgreifen: „Oftmals kann eine Eheberatung oder eine Paartherapie bei Problemen zwischen Ehepartnern helfen, um diesen auf den Grund zu gehen. Ein Therapeut oder eine Therapeutin kann als neutrale Person zwischen den beiden Partner vermitteln, die Problemlösung vorantreiben und den Partnern Mechanismen geben, mit denen sie ihre Ehe retten können.“

Eine Ehe- und Paarberatung bieten u.a auch kirchliche Beratungsstellen an. Eine Übersicht solcher Beratungsstellen der evangelischen Kirchen in NRW gibt es unter https://www.ekir.de/beratung-nrw/lebens-paar-ehe-beratung.html

Sonntag, 21.08.2022