Eine Türklinke erzählt Kirchengeschichte
Sonntag, 14.04.2024
Die evangelische Auferstehungskirche in Bad Oeynhausen hatte den 2. Weltkrieg fast unbeschadet überstanden, doch dann kam der 24. Februar 1947: Durch eine defekte Heizung gerät das Gebäude am frühen Morgen in Brand und wird fast vollständig zerstört.
Dass der Schaden so groß ist, liegt an der Nachkriegsordnung im besetzten Deutschland. Die Briten hatten Bad Oeynhausen zum Sitz der Militärregierung für die Britische Besatzungszone erklärt und hier auch das Hauptquartier der Britischen Rheinarmee eingerichtet. Weite Teile der Innenstadt waren deshalb nach Kriegsende beschlagnahmt, evakuiert und zum Sperrgebiet erklärt worden. Da u.a. auch die Auferstehungskirche in diesem Sperrgebiet lag, konnte die deutsche Feuerwehr nicht schnell genug zum Brandherd vorrücken, um die Flammen zu löschen. Morgens gegen 8 Uhr stürzen Teile des Gebäudes ein. Am Ende stehen von der 1879 geweihten Kirche nur noch die Außenmauern.
Der englische Soldat Bert Barret ist damals in Bad Oeynhausen stationiert und im Hauptquartier der Britischen Rheinarmee beschäftigt. Die Auferstehungskirche dient den Briten in dieser Zeit als Garnisionskirche. Deshalb ist Barret regelmäßig dort, um die Gottesdienste zu besuchen. Das Feuer erlebt er hautnah mit und steht einen Tag nach dem Brand erschüttert in den Trümmern der Kirche. In den verkohlten Resten findet er eine eiserne Türklinke, steckt sie ein und nimmt sie später als Erinnerungsstück mit nach Hause in seine englische Heimat.
Nach dem Tod von Bert Barret finden seine Tochter Dorothy und sein Sohn Stuart beim Aufräumen auf dem Dachboden des Vaters die eiserne Türklinke sowie alte Tagebücher, aus denen die Herkunft ihres Fundstückes hervorgeht. Stuart Barret nimmt daraufhin per E-Mail Kontakt zu Rainer Labie auf, dem Pfarrer der Emmaus-Gemeinde in Bad Oeynhausen, zu der die alte Auferstehungskirche vor ihrer Zerstörung gehörte. Im März 2024 reisen die beiden Geschwister aus England nach Bad Oeynhausen, und im Rahmen eines Gottesdienstes geben sie die Klinke feierlich zurück in die Hände von Pfarrer Labie.
Der bedankte sich laut einem Bericht des Westfalen-Blatt mit den Worten: „Dieses originelle Geschenk aus der Vergangenheit unserer Gemeinde soll in der wiederaufgebauten Kirche einen festen Platz bekommen.“ Mit der Türklinke kehre nicht nur ein Souvenir an seinen Ursprungsort zurück. „Durch dieses Ereignis haben wir auch neue Freunde gewonnen.“
Das von uns verwendete Foto der 1956 geweihten neuen Auferstehungskirche in Bad Oeynhausen stammt aus Wikipedia von Z thomas (Wikimedia-Lizenz CC BY-SA 4.0 Deed ) Die Original-Bilddatei ist HIER zu finden.