Entwicklungsländern droht Corona-Katastrophe
Sonntag, 17.05.2020
Nach Angaben von Hilfsorganisationen wie Oxfam und Care sind allein in Westafrika wegen der Corona-Krise 50 Millionen Menschen von Hunger bedroht. Erntevorräte gingen zur Neige, geschlossene Grenzen und Ausgangssperren verschärften die Lage.
Die Einschätzung der Hilfsorganisationen beruht laut einem Bericht des Evangelischen Pressedienstes (epd) „auf Berechnungen der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas): Demnach könnte die Zahl der von Hunger bedrohten Menschen zwischen Juni und August von 17 Millionen auf 50 Millionen steigen. Besonders gefährdete Menschen müssten dringend geschützt, und die Erzeugung von Nahrungsmitteln in der Region müsse sichergestellt werden, fordern die Organisationen.“
In einer Mitteilung vom 21. April 2020 äußerte das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (World Food Programme) die Befürchtung, dass sich die Lebensmittelversorgung weltweit durch die Corona-Pandemie dramatisch verschlimmern könnte. Demnach könnte sich die Zahl der Hungernden bis Ende des Jahre auf 265 Millionen Menschen verdoppeln.
Das Kinderhilfswerk Plan International Deutschland spricht angesichts der Corona-Pandemie von einer drohenden humanitären Katastrophe auf dem afrikanischen Kontinent und darüber hinaus. Die Gesundheitssysteme in den ärmeren Entwicklungsländern seien überhaupt nicht auf die Gefahren durch das Virus vorbereitet. Eine flächendeckende medizinische Versorgung fehlt weitgehend, Intensivstationen, Beatmungsgeräte und Fachpersonal sind Mangelware.
Maike Röttger, Vorsitzende der Geschäftsführung von PLAN International Deutschland, sorgt sich angesichts von Ausgangssperren und Shutdowns vor allem um die Kinder: „Wenn Schulen schließen, fehlt den Kindern nicht nur Bildung, dann fehlt ihnen auch ein geschützter Raum. Und viele bekommen dort auch ihre einzige Mahlzeit des Tages. Wenn die jetzt wegfällt, dann hat das fatale Folgen, denn die Kinder sind jetzt schon mangelernährt oder auch sehr geschwächt. Und auch die Lage innerhalb der Familien kann aufgrund von finanziellen Problemen unsicherer Zukunft, Platzmangel schwierig sein und zu Gewalt führen. Die Zukunft von Millionen Jungen und Mädchen könnte durch das Corona-Virus zerstört werden.“
Für Lateinamerika schätzt das katholische Hilfswerk Adveniat die Zahl der Corona-Infizierten auf etwa 100.000 (Stand 22.4.2020). Der Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz erwartet aber, dass die Zahlen noch deutlich steigen werden, denn „die arme Bevölkerungsmehrheit in Lateinamerika ist der Corona-Pandemie schutzlos ausgeliefert." Adveniat hat für die Corona-Bekämpfung in Lateinamerika 2,5 Millionen Euro bereitgestellt.
Nach den Worten von Michael Heinz verlören Straßenhändler infolge der Ausgangssperren jegliche Einkünfte. Kontaktverbote und Abstandsregelungen seien aufgrund der engen Wohn- und Lebensverhältnisse in den Armenvierteln der Städte nicht einzuhalten und deshalb wirkungslos. Zudem fehle es an sauberem Wasser und anderen hygienischen Grundbedingungen.
Auch das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“ hat eigenen Angaben zufolge im März bereits „Projektmittel im sechsstelligen Bereich für Corona-Projekte freigegeben“ und bearbeitet neue Projekt-Anträge ihrer Partnerorganisationen vor Ort auf Hochtouren: „Unser Partner CHAL in Liberia verteilt bereits Handdesinfektionsmittel und klärt über Sars-CoV-2, die Symptome und den Krankheitsverlauf auf. In Simbabwe wird unser Partner ZCC Informationsmaterial zu Covid-19 in die Landessprachen übersetzen und über soziale Medien verbreiten, wie man die Ansteckung vermeiden kann. Außerdem wird er Schutzmasken sowie Desinfektionsmittel an Krankenhäuser verteilen. In Indonesien wird der Partner BITRA im Rundfunk über das Corona-Virus aufklären und ebenfalls Schutzmasken und Desinfektionsmittel verteilen.“ Mehr Infos unter https://www.brot-fuer-die-welt.de/themen/corona/