Erzieher auf vier Pfoten: KiTa-Hund Hermann
Sonntag, 12.12.2021
Im evangelischen Simeon-Kindergarten in Gohfeld (Kreis Herford) gibt es seit August 2020 einen ungewöhnlichen Mitarbeiter: Er heißt Hermann, ist anderthalb Jahre alt, trägt Fell und läuft auf allen vieren durch den Kindergarten - denn Hermann ist ein Hund
Im zarten Alter von acht Wochen kam Hermann ins Haus von KiTa-Leiterin Melanie Barth. Hier lebt er nun und besucht zusammen mit seinem „Frauchen“ regelmäßig Trainingsstunden, um zum „pädagogischen Begleithund“ ausgebildet zu werden. Nicht nur der Hund lernt hier noch dazu, auch Melanie Barth wird darin geschult, die Körpersprache ihres vierbeinigen Begleiters noch besser zu verstehen: „Damit ich zum Beispiel erkennen kann, wenn der Hund Stress hat, wenn er eine Pause braucht.“
Das kann schon mal vorkommen bei fast 70 KiTa-Kindern, für die Hermann der Star ist im evangelischen Simeon-Kindergarten. In Begleitung von Erzieherinnen gehen die Kinder morgens mit Hermann spazieren, sie können ihn streicheln, mit ihm spielen oder ihm von sich erzählen. „Ein Hund hat nochmal eine ganz andere Kommunikationsebene“, sagt Melanie Barth. „Man muss nicht sprechen, der Hund nimmt ein Kind, einen Menschen so an, wie er ist. Ob groß, ob klein; ob dick, ob dünn; ob lange Haare, kurze Haare - Du bist einfach anerkannt.“
Der Umgang mit Hermann fördert die kindliche Entwicklung. Gerade schüchterne Kinder finden über den Hund Kontakt zu anderen Kindern, erzählt KiTa-Leiterin Melanie Barth: „Ich hab da ein Kind vor Augen, was immer leise war, sehr in sich gekehrt. Und seitdem Hermann da ist, ist es viel offener geworden.“ Tiere – ist sie überzeugt - können Kindern ein Gefühl von Geborgenheit geben, sie trösten und auch eine Bezugsperson sein.
Und ganz nebenbei lernen die Kinder spielerisch den richtigen Umgang mit Tieren. Dabei helfen auch feste Regeln und Signale. Wenn Hermann ein grünes Tuch um seinen Hals trägt, ist er einsatzbereit. Ist das Tuch dagegen rot, bedeutet das für die Kinder: Der Hund hat Pause, er möchte jetzt nicht gestreichelt oder angefasst werden. So lernen die Kinder zum Beispiel, Grenzen zu erkennen und zu respektieren – nicht nur im Umgang mit dem Hund, sondern auch bei ihren Altersgenossen. Die tiergestützte Pädagogik funktioniert nicht nur mit Hunden, sondern u.a. auch mit Pferden und sogar mit Lamas, wie dieses Beispiel zeigt.